„Als Mutter zerbricht man absolut daran. Dieses Monster hat meine Tochter und unsere Familie komplett zerstört“, wird Susanne Schiller* (39/*Name von der Redaktion geändert) aus Hagen (Ruhrgebiet) gegenüber DER WESTEN deutlich. Rund fünf Monate ist es her, seit ein verhängnisvoller Tag ihr Leben für immer verändern sollte.
Am 8. August 2023 soll Oliver R. (44) sie und ihre beiden Töchter (9, 4) zuhause in ihrer Wohnung im Ruhrgebiet besucht haben. Die Zweifach-Mutter und der Tatverdächtige kannten sich seit Jugendtagen, der Zufall hatte beide nach über 25 Jahren wieder zusammengeführt. Doch an diesem verhängnisvollen August-Tag sollte das Verhältnis für immer zerstört werden. Der 44-Jährige soll das neunjährige Kind seiner Jugendfreundin schwer missbraucht haben.
Ruhrgebiet: Anklageschrift lässt erschaudern
Ab Montag (5. Februar) wird Oliver R. der Prozess vor dem Landgericht Hagen gemacht. „Ich bin aus allen Wolken gefallen. Meine Tochter und ich sind uns in die Arme gefallen und haben geweint“, erinnert sich die 39-Jährige im Interview mit DER WESTEN, an den Moment zurück, als ihre Tochter ihr den Missbrauch offenbarte. Schuldgefühle gehören seitdem zum Alltag der Zweifachmutter.
Vor 25 Jahren lernten sich Susanne Schiller und der Mann aus Hagen in einem Schwimmbad kennen. Das Hochwasser 2021, dass die Alleinerziehende damals schwer getroffen hatte, sollte sie zufälligerweise wieder zusammenführen. Oliver R. leistete der Familie damals Hilfe. Der Kontakt zwischen Schiller und ihrem Jugendfreund wurde intensiver, sie trafen sich regelmäßig zusammen mit ihren Kindern, verbrachten sogar gemeinsame Zeit auf einem Campingplatz. „Keiner hat ihm was angemerkt, die ganzen Jahre nicht. Immer und überall ‚flogen‘ die Kinder regelrecht auf ihn“, so Schiller.
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Laut Anklageschrift wird ihm vorgeworfen, zwischen Juli 2021 und dem 9. August 2023 in Hagen in 19 Fällen Kinder sexuell missbraucht zu haben – „zum Teil sogar in schwerer Form“. Außerdem soll Oliver R. im Besitz von kinderpornografischem Material gewesen sein. R. selbst sei ledig und habe keine Kinder. Gegen ihn sollen auch weitere Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern laufen. Laut der Staatsanwaltschaft Hagen wurde er im Januar 2023 bereits vorm Amtsgericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Diese sollte er im August antreten. Wie Susanne Schiller angibt, soll er kurz vor dem Antritt seiner Strafe ihre Tochter schwer sexuell missbraucht haben.
9-Jährige offenbart Mutter den Missbrauch
Eines der betroffenen Kinder soll jene neunjährige Eva Schiller (*Name von der Redaktion geändert) sein. Es war der 9. August, nur einen Tag nach dem Missbrauch, als das Mädchen ihrer Mutter Abscheuliches offenbarte. „Als meine Tochter mir sagte, dass er sie überall anfasst, konnte ich dies erstmal gar nicht glauben und fragte: ‚Absichtlich? Bist du dir sicher?‘ Ich wollte es gar nicht glauben“, erinnert sich Susanne Schiller. „Aber ich sah es in Evas Augen. Es war die Wahrheit.“ Ihre Tochter sollte ihr auch genaue Details des sexuellen Missbrauchs erzählen. Die 39-Jährige brachte den Fall gemeinsam mit dem Mädchen zur Anzeige.
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Schon vor dem schicksalhaften August-Tag habe sich ihre Tochter stark verändert. Die Zweifachmutter: „Ich beredete oft mit Oliver, dass Eva sich so negativ verändert hätte und komisch verhalten würde. Er schob das immer auf die Pubertät.“ Und weiter: „Er wusste also, dass ich mir Sorgen um meine Tochter mache. Warum hat er da nicht aufgehört?“
„Eva ist nicht mehr Eva“
Bis heute kämpft die Neunjährige mit den Erlebnissen. Doch von psychologischer Hilfe für das Mädchen riet der Anwalt der Familie ab, zu groß sei das Risiko, dass Evas Aussagen dadurch verändert würden. „Eva ist nicht mehr Eva. Sie ist teilweise so aggressiv, dass ich manchmal nicht damit umzugehen weiß. Sie kann sich nicht konzentrieren. Sie möchte nicht in ihrem Bett schlafen. Sie weint viel, hat Angst, fühlt sich schuldig.“ Auch Susanne Schillers Welt ist zerbrochen. „Ich kann kaum noch schlafen, frage mich immer wieder, warum ich nichts gemerkt habe.“ Dass jemals wieder Normalität in das Familienleben einkehren wird, ist für sie unvorstellbar.
Auf die Frage, was sich die Hagenerin vom Prozess erhofft, wird sie deutlich: „Gerechtigkeit wird es nicht geben. Mein Anwalt sagte mir, dass Oliver R. vielleicht fünf bis sieben Jahre, vielleicht maximal zehn, bekommen wird. Er könnte am Ende sogar wegen guter Führung rauskommen. Als ich das hörte, wurde mir gleich wieder schlecht. Er soll gar nicht mehr rauskommen. Er soll jeden Tag das Leid spüren, das Eva gespürt hat.“