Im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführer-Gewerkschaft GDL stehen die Signale weiterhin auf Eskalation. Auch nach dem dreitägigen Bahn-Streik in der vergangenen Woche, der Pendler und Reisende bundesweit verzweifeln ließ, lässt die Bahn den ohnehin auf Krawall gebürsteten GDL-Chef Claus Weselsky mit seinen Forderungen weitgehend abblitzen.
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Zwar hat die Deutsche Bahn im Tarifstreit mit der GDL ein neues Angebot vorgelegt. Doch es weicht so erheblich von den Vorstellungen der Gewerkschaft ab, dass nicht damit zu rechnen ist, dass Weselsky es akzeptiert. Im Gegenteil: Es dürfte jetzt wohl wieder konkret mit einem erneuten Bahnstreik zu rechnen sein.
Bahnstreik: Angebot weit entfernt von GDL-Forderung
Die Deutsche Bahn bietet der Gewerkschaft ein Wahlmodell zur Arbeitszeit an. DB-Personalvorstand Martin Seiler sagte am Freitag in Berlin, dass gemäß dem Angebot Beschäftigte eine Stunde weniger Arbeit bei vollem Lohn ab dem 1. Januar 2026 wählen könnten. Wer sich gegen diese Absenkung der Arbeitszeit entscheide, bekomme 2,7 Prozent mehr Geld. In Summe erhielten die Beschäftigten in diesem Fall ab dem 1. Januar 2026 fast 13 Prozent mehr Gehalt bei einer 38-Stunden-Wochen. Das Wahlmodell ab 1. Januar 2026 richtet sich an Lokführer und das Zugpersonal.
Eine Stunde weniger arbeiten? Das ist weit entfernt von der GDL-Forderung. Die Gewerkschaft will bisher auf Biegen und Brechen eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich durchsetzen. Die Bahn wies diese Forderung bislang zurück und bezeichnete sie als unerfüllbar.
Weitere Streiks in Aussicht
Die GDL werde das neue Angebot bewerten und danach über das weitere Vorgehen entscheiden, teilte die Gewerkschaft mit. Die Entscheidung werde per Pressemitteilung bekanntgegeben. GDL-Chef Claus Weselsky hatte am Freitag angedroht, erneut und noch länger zum Bahnstreik aufzurufen, sollte die Bahn kein angemessenes Angebot vorlegen.
Des Weiteren betonte die Gewerkschaft, dass die Deutsche Bahn aus ihrer Sicht in der aktuellen Tarifrunde zunehmend isoliert sei. Mit zahlreichen anderen Unternehmen seien inzwischen Abschlüsse gelungen, die auch eine Arbeitszeitverkürzung für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich enthielten.
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DB-Personalvorstand Seiler hingegen bezeichnete solche Abschlüsse mit kleineren Bahnunternehmen als „PR-Gags“. Diese Tarifverträge stünden in Sachen Arbeitszeit unter Vorbehalt. „Sie beinhalten eine Klausel, die besagt, dass am Ende nur die Regelungen zustande kommen, die in der Branche maßgeblich sind. Also die mit der Deutschen Bahn abgeschlossen wurden.“ Der Bahn-Manager kritisierte das Verhalten der GDL massiv: „Bei der GDL ist wirklich einiges in Schieflage geraten.“ 120 Stunden Arbeitskampf in der laufenden Tarifrunde stünden gut 14 Stunden Verhandlungszeit gegenüber.
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Die Deutsche Bahn und die GDL stecken bereits seit Anfang November in einem Tarifkonflikt. Die GDL erklärte die Gespräche bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde für gescheitert und rief zu zwei kurzen Bahnstreiks auf. Nach einer Urabstimmung unter den Mitgliedern über unbefristete Streiks wurde zuletzt (10. bis 12. Januar) drei Tage am Stück die Arbeit niedergelegt. Im Personenverkehr sorgten alle drei Arbeitskämpfe jeweils für Tausende Zugausfälle, im Güterverkehr für lange Rückstaus.
Und aktuell sieht es so aus, als müssten sich Pendler und Reise bald schon wieder auf einen Bahnstreik einstellen. (mit dpa)