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Ami kann nicht glauben, dass es in Deutschland Kindergeld gibt – „Das ist irre!“

Typisch Deutsch? So verblüffend finden Amerikaner das deutsche Kindergeld-System. Aber wie ist es in den USA?

Typisch Deutsch, oder doch europäisch? Das Kindergeld in Deutschland wirft unter Amerikanern viele Fragen auf.
© Panthermedia / Steinach / ZUMA Wire

Kindergeld beantragen: So einfach geht’s

Jede Familie hat Anspruch auf Kindergeld. Allerdings bekommt man das Geld nicht einfach so. Es muss ein Antrag bei der zuständigen Familienkasse gestellt werden. Wie das geht und welche Nachweise ihr erbringen müsst, erklären wir.

Schulsystem und Krankenversicherung, Rechtsprechung und Parteienlandschaft. Deutsche schauen oftmals schockiert in die Vereinigten Staaten. Vieles wird dort ganz anders gehandhabt als bei uns. Doch auch die Amerikaner beäugen Deutschland kritisch. Ein US-Amerikaner fällt fast vom Stuhl – der Grund ist das Deutsche Kindergeld.

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Der YouTuber Ryan Wass, wohnhaft im US-Bundesstaat Indiana, reagiert im Netz regelmäßig auf Videos über das Leben in Deutschland. Was ihn besonders fasziniert: das deutsche Kindergeldsystem.

Kindergeld haut YouTuber vom Hocker

„Anscheinend bekommt man, wenn man Kinder in Deutschland hat, Geld“, erzählt der YouTuber mit gerunzelter Stirn. Er reagiert auf ein anderes YouTube-Video, mit dem Titel „Child Benefits in Germany Simplified“, von dem augenscheinlich deutschen YouTube-Kanal „Save Money, besser Leben!“

Im Video wird erklärt, wie Kindergeld, Kinderbonus und Baukindergeld funktionieren, und das auf Englisch. „Das ist verrückt!“, findet Ryan, als das Kindergeld vorgestellt wird. „Ich hatte keine Ahnung! Das ist das Überraschendste, was ich je über Deutschland erfahren habe und auf meinem Kanal geht es ja nur um Deutschland“.

Der US-amerikanische YouTuber kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Als erklärt wird, dass das Geld an Kinder bis zum achtzehnten Lebensjahr oder bis zum Ende der Ausbildung gezahlt wird, flippt Ryan völlig aus. „25!“, ruft er und schlägt die Hände vors Gesicht. „Also wenn du zur Uni gehst, bekommt deine Familie jeden Monat Geld? Bis du 25 bist?“ Er wirkt fassungslos. „Über welchen Betrag sprechen wir denn?“, fragt er mit schwacher Stimme. In den Vereinigten Staaten gibt es kein Kindergeld, außerdem sind die Kosten für Universitäten so hoch, dass sich viele die Ausbildung dort nicht leisten können.

Zum Zeitpunkt des Video Drehs geht es um etwa 200 Euro pro Kind und Monat. Der schockierte Amerikaner rechnet vor. „Wenn du also fünf Kinder hast, bekommst du 1.000 Euro im Monat? Wow!“ Ryan urteilt auch darüber mit großen Augen: „Das ist verrückt!“

Solidaritätsprinzip – für Amerikaner unvorstellbar

Dann erfährt Ryan, dass deutschen Kindern, deren Familieneinkommen nicht ausreicht, über das Kindergeld hinaus Geld zusteht. Er beginnt zu grübeln: „In den USA scheint das nicht einmal eine Möglichkeit zu sein. Das ist mir so fremd. Die Idee, dass man so viel Hilfe vom Staat bekommt, nur weil man Kinder hat – und so viel Hilfe im Allgemeinen. Wie interessant!“

Auch der Kinderbonus, den Jugendliche 2020 erhielten, um die durch die Corona-Pandemie entstandenen Umstände abzufedern, erstaunt den Amerikaner. Ratenweise erhielten deutsche Kinder auf 2020 verteilt 300 Euro und im Mai 2021 noch einmal 150 Euro. Ryan erinnert sich, dass es in den USA während Corona eine Steuererleichterung für Menschen mit Kindern gab.



„Die haben dann 300 Dollar pro Kind bekommen, aber das war eine einmalige Sache.“ Ryan schließt das Video mit den Worten „Das ist irre! Wir haben nichts in diese Richtung hier in den Vereinigten Staaten. Gut für euch Deutsche!“

Tatsächlich sind staatliche Hilfen für Kinder keineswegs ein nur deutsches Konzept. Viele europäische Staaten haben das sogenannte Solidaritätsprinzip. Das bedeutet, sie kümmern sich um die schwächsten der Gesellschaft und das gesetzlich geregelt. Anders als in den USA, wo Hilfe für Kinder oft durch private Spenden gestützt wird – wenn überhaupt.

Europäer verteidigen das Kindergeld

In der Kommentarspalte unter Ryans Video geht es heiß her. Dort melden sich einige Europäer zu Wort und verteidigen das Solidaritätsprinzip. Einer zitiert den YouTuber: „Die Idee, dass man so viel Hilfe vom Staat bekommt… Dafür sind Regierungen da, Mann!“


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Ein Deutscher schreibt: „Nochmal: Nichts ist umsonst in Deutschland, nicht mal das Kindergeld. Wir, das Volk, bezahlen dafür, weil wir, das Volk, uns dafür entschieden haben, dass es Sinn ergibt, junge Familien zu unterstützen, weil zumindest die Mutter nicht mehr Vollzeit arbeiten kann. Das System profitiert, die Eltern auch, weil sie wirklich Zeit mit ihren Kindern verbringen können.“ Dann fügt er etwas provokanter an „Ist dieser ‚Sozialismus‘ nicht gemein?“

Eine weitere Userin zeigt sich hingegen besorgt über die Situation in den Vereinigten Staaten. „Ich wusste schon, dass dort schlechte Arbeitsbedingungen herrschen, aber die gesamte Lebens-Realität für Menschen in den USA scheint schlimmer zu sein, als ich mir vorstellen konnte. Es ist eine Schande für so ein reiches Land!“