Corona, steigende Energie- und Lieferkosten – all diese Faktoren belasteten die Gastronomie in den letzten Jahren schwer. Um die Branche zu entlasten, senkte die Bundesregierung die Mehrwertsteuern für Speisen von 19 auf sieben Prozent. Doch seit dem 1. Januar 2024 gelten wieder die alten Prozentsätze – das hat Folgen für die Gastro im Ruhrgebiet.
In kaum einer anderen Region in Deutschland sind Schnitzel, Currywurst und Pommes so beliebt wie im Ruhgebiet. Doch nachdem die Mehrwertsteuer-Reduzierung wieder aufgehoben wurde, kommen einige Imbiss- und Restaurant-Inhaber erneut an ihre Grenzen. DER WESTEN hat sich mal umgehört.
Ruhrgebiet: Preiserhöhung nicht abwendbar?
Sebastian Keichel betreibt zusammen mit Jens Bender in Essen drei Restaurants. Das „Kabine Restaurant“ im Limbecker Platz sowie die „Schnitzelbude“ und die neu eröffnete „Futterbude“ in der Rathausgalerie. Für alle drei Lokale habe er die Preise zum Jahreswechsel anpassen müssen. „Normal müssten wir die Preise um 20 Prozent steigern, aber das kannst du ja niemandem zumuten. Stattdessen haben wir die Preise um maximal zehn Prozent erhöht“, erklärt Keichel. So kostet das Kalbsschnitzel in der „Schnitzelbude“ nun nicht mehr 14,50 Euro, sondern 15,50 Euro.
Doch die Erhöhung der Mehrwertsteuer sei im Endeffekt nur ein Grund von vielen. Hinzu kämen noch beispielsweise die Mautgebühr, die CO2-Steuer sowie die Anhebung des Mindestlohns, die der Gastro finanziell zu schaffen machen. Während Keichel die Preise angehoben hat, verfolgen die anderen Gastro-Inhaber in der Rathausgalerie eine andere Taktik. Sie erhoffen sich, durch die weiterhin niedrigen Preise mehr Kundschaft anzulocken. Bleibe der Erfolg jedoch aus, würden sie auf lange Sicht ebenfalls nicht um eine Preiserhöhung drumherum kommen, so die Rückmeldung auf Nachfrage von DER WESTEN.
Didi Schacht mit großem Preis-Versprechen
In Gelsenkirchen sieht die Lage wieder anders aus. Dietmar „Didi“ Schacht gibt seinen Gästen schon jetzt ein langfristiges Versprechen ab. „Ich habe im letzten Jahr die Preise angehoben und werde sie in diesem Jahr erstmal nicht anheben, auch aus Dankbarkeit an meine Kunden, die mir immer die Treue halten.“ 2022 betrug der Preis für eine Currywurst mit Pommes Mayo noch 5,50 Euro, seit letztem Jahr zahlen Kunden bei Didi Schacht 6,30 Euro.
Seit 2018 betreibt die Schalke-Legende einen Imbisswagen. Der 60-Jährige räumt jedoch auch ein, dass ihn die Mehrwertsteuererhöhung nur gering treffe. Schließlich habe er einen mobilen Imbissstand und die meisten Kunden essen ihre Currywurst mit Pommes entweder im Stehen beim Schnack über die neusten S04-Ereignisse oder nehmen den Snack mit. Und die 19 Prozent Mehrwertsteuer fallen nur bei Restaurants oder Imbissen an, wenn die Gäste vor Ort mit Sitzmöglichkeiten essen sowie auf Getränke und luxuriöse Nahrungsmittel wie Kaviar oder Sojamilch. Für Gerichte zum Mitnehmen gelten sieben Prozent Mehrwertsteuer.
Chef steht selbst hinterm Grill
Dafür bekomme Didi Schacht die Preiserhöhungen beim Einkauf zu spüren, wenn der Metzger für die Wurst mehr Geld verlangt. Er habe jedoch für jeden anderen Betreiber aus der Gastro Verständnis, der seine Preise anzieht. Schließlich hätten sie oftmals „gar keine andere Wahl“. Deshalb bezeichnet Didi Schacht die Maßnahmen der Bundesregierung als eine „Frechheit“.
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Dennoch will der 60-Jährige sein Wort halten und die alten Preise behalten. „Didis original Berliner Currywurst“-Wagen steht immer dienstags von 12 bis 15.30 Uhr am Stölting Harbour in Gelsenkirchen. Am 16. Januar gibt es dort im Jahr 2024 erstmals wieder Currywurst zu kaufen – und der Chef hat versprochen, an diesem Tag auch persönlich hinterm Grill zu stehen.