Schon ist der SPD-Parteitag (8. bis 10. Dezember) zu Ende. Er fand zum ersten Mal seit Corona wieder mit allen Delegierten in Präsenz statt.
Wir, Marisa Lattemann und Alexander Riechelmann, waren in Berlin mit dabei und berichteten über die Geschehnisse. Dabei wurden wir oft überrascht. Besonders DIESE vier Dinge, wie wir im Folgenden in subjektiver, kommentierender Weise beleuchten, hatten wir nicht kommen sehen.
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Good Vibes only
Unser erster Parteitag als Reporter fand zu einer ganz besonderen Zeit statt. Denn die Sozialdemokraten stehen vor vielen Problemen: Ergebnisse in den Umfragen im Keller, Cannabis-Gesetz in der Schwebe und natürlich der fehlende Bundeshaushalt für 2024.
Doch das wirkte sich nicht auf die Stimmung aus. Schon zu Beginn heizten musikalische Stimmungsmacher wie „Happy“ von Pharrell Williams den Delegierten im Raum ein. Strahlende Gesichter an den Kaffeeständen und Candy-Bars. Abends griffen die Delegierten vergnügt zu den Kölsch-Gläsern. Angesichts der großen Probleme vieler Wählerinnen und Wählern im Land wirkte dieses Verhalten nicht angemessen.
Bloß nicht kritisieren(?)
Am Samstag hatte dann Bundeskanzler Olaf Scholz seinen großen Auftritt. In seiner fast einstündigen Rede sprach er über Hilfen für die Ukraine und natürlich auch über das Bundeshaushalt-Debakel für 2024. Dafür ließ er sich fast fünf Minuten lang mit tosendem Applaus ordentlich feiern.
+++SPD-Gruppe meutert bei Parteitag gegen Olaf Scholz – „Zurück zu alten Werten!“+++
Nach seiner Rede kritisierten nur die Jusos den Kanzler deutlich. Philipp Türmer, der Chef der Jungsozialisten, machte klar: „Nur weil wir hier dreimal aufstehen während deiner Rede ist die Krise nicht gelöst.“ Besonders Juso-Kollegin Mareike Engel zog Scholz zur Rechenschaft: „Für die schlechten Umfrageergebnisse der SPD bist du verantwortlich. (…) Wenn Du als Kanzler nicht im Namen der Sozialdemokratie überzeugen kannst, dann werden wir im nächsten Jahr scheitern.“ Für die mahnenden Worte buhte sie der Saal aus.
Alles voller Kinder
Etwas, das auf Livestreams und Pressefotos nicht abgebildet wird, sind die Familien der Delegierten. Hinter beziehungsweise unter den Kulissen rennen beim SPD-Parteitag viele Kinder herum. Haarscharf am Hosenbein von Saskia Esken vorbei. Nur wenn der Kanzler spricht, sitzen sie artig in den Stuhlreihen hinter den Delegierten.
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Plötzlich sind da starke junge Frauen
Neben der oft als zu verstaubt und träge wahrgenommenen Parteispitze gehen jüngere, weniger hoch platzierte Delegierte oft unter. Das ist nicht nur bei den Sozialdemokraten so. Uns hat dennoch überrascht, wie viele vor allem junge und entschlossene Frauen unter den Delegierten der SPD sind. Mareike Engel, Sophie Frühwald und Nina Gaedike sind nur einige von ihnen. Ihnen mehr Sichtbarkeit zu ermöglichen, könnte der SPD nützlich werden.
Ob die SPD aus ihrem Parteitag gestärkt hervorgeht und ihre katastrophalen Umfragewerte der letzten Tage aufbessern kann, wird sich zeigen. Vor allem können wir gespannt sein, wie die Stimmung auf dem letzten SPD-Parteitag vor der Bundestagswahl 2025 sein wird.