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Ukraine-Krieg: Das würde passieren wenn Putin gewinnt

Die Stagnation im Ukraine-Krieg lässt den Westen zögern. Doch sollte Putin gewinnen, droht ein Albtraumszenario.

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© picture alliance/dpa/AFP-POOL

Russische Putin-Gegner kämpfen für die Ukraine

In der Ukraine kämpfen Russen in mehreren Freiwilligen-Bataillonen gegen ihre eigenen Landsleute. In der Region Kiew lassen sich Kämpfer des "Sibirischen Bataillons" an der Waffe ausbilden. Sie eint der Wille, dem Putin-Regime in ihrer Heimat den Garaus zu machen.

In einer Welt zunehmender Unsicherheit und geopolitischer Spannungen wirft der andauernde Konflikt in der Ukraine ernste Fragen für die europäische Sicherheitslandschaft auf. Ein Konflikt, der nicht nur durch seine Brutalität, sondern auch durch die Abhängigkeit der Ukraine von westlichen Waffenlieferungen gekennzeichnet ist. In dieser Situation zeigt sich der Westen zögerlich, ein Umstand, der weitreichende Konsequenzen – insbesondere für Deutschland – haben könnte.

An den Frontlinien des Krieges in der Ukraine wird erbittert gekämpft, die Verluste auf beiden Seiten sind erschreckend hoch. Dennoch scheint sich an den Fronten wenig zu bewegen. Diese Stagnation nährt im Westen Diskussionen über eine Pattsituation und Forderungen nach Verhandlungen mit Russland. Doch hinter dieser Debatte verbirgt sich eine tiefere Wahrheit.

Putin hat kein Interesse an Verhandlungen

Der russische Präsident Wladimir Putin scheint an Verhandlungen nicht interessiert zu sein. Er setzt darauf, dass Russland über mehr Ressourcen und potenzielle Soldaten verfügt und im Zweifelsfall entschlossener handeln kann als die westlichen Unterstützer der Ukraine.

Experten sind sich sicher: Putin spielt auf Zeit, in der Hoffnung, eine Schwäche des Westens auszunutzen, die im Zuge der US-Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr deutlich werden könnte. Deswegen sei die Lage ernster, als viele im Westen wahrhaben wollen.

Die Bedeutung des Konflikts für Europa

Die Bedrohung, die von der aggressiven Politik Wladimir Putins ausgeht, reicht weit über die Grenzen der Ukraine hinaus. Ein möglicher Sieg Russlands in diesem Konflikt würde nicht nur die territoriale Integrität der Ukraine untergraben, sondern auch die europäische Sicherheitsordnung in ihren Grundlagen erschüttern.

Davor warnen Nico Lange, Senior Fellow der Initiative Zeitenwende der Münchner Sicherheitskonferenz, und Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München, in einem Gastbeitrag für die „Zeit“. So schreiben die beiden Experten: „Ein russischer Sieg gegen die Ukraine hätte nicht nur für Europa katastrophale Konsequenzen, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach auch für den Rest der Welt.“

Mögliche Folgen eines russischen Sieges

Denn wenn Russland erfolgreich ist, gibt es weitgehende globale Folgen. Eine anhaltende Destabilisierung der Region und die Stärkung extremistischer Kräfte in der Ukraine sind nur einige der möglichen Folgen, auf die Lange und Masala hinweisen. Zudem könnte es zu einer weiteren Militarisierung und sogar zur Entwicklung ukrainischer Atomwaffen kommen, was Europa in einen langwierigen nuklearen Konflikt stürzen könnte, so die beiden Experten.

Wirtschaftliche und humanitäre Auswirkungen

Darüber hinaus wären auch die wirtschaftlichen und humanitären Kosten eines solchen Ausgangs enorm. So schreiben die beiden Experten: „Flucht und Vertreibung würden Europa gewaltig beschäftigen, zu einem Zeitpunkt, an dem die EU auch aufgrund der illegalen Migration aus anderen Teilen dieser Welt ohnehin überfordert ist.“ Dies würde die bereits finanziellen Verpflichtungen der EU-Mitgliedstaaten weit überschreiten.

Russischer Nationalismus würde gestärkt werden

Laut Lange und Masala könnte ein positiver Ausgang für Putin den russischen Nationalismus und Neoimperialismus erheblich stärken. Dies würde auch zu einem gesteigerten Selbstbewusstsein Moskaus führen. Eine aggressivere Außenpolitik und möglichen weiteren militärischen Interventionen in angrenzenden Regionen wären die Folge.

Die Experten betonen, dass der Erfolg Russlands in der Ukraine Zweifel an der Fähigkeit und dem Willen der NATO aufkommen lassen könnte, kleinere Mitglieder zu verteidigen. Auch das würde der NATO zum Problem werden.



Mehr nukleare Bewaffnung

In Deutschland drohe eine dauerhafte Debatte über die nukleare Bewaffnung, so Lange und Masala. Dies wäre ein historischer Wendepunkt in der deutschen Sicherheitspolitik und könnte tiefgreifende Auswirkungen auf die gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur haben.

Aus all diesen Gründen fordern Lange und Masala, die Ukraine in ihrem Kampf gegen die russische Aggression stärker zu unterstützen. Denn es gehe um mehr als die territoriale Integrität der Ukraine – die gesamte europäische Sicherheitsordnung stehe auf dem Spiel. Ein starkes und geschlossenes Auftreten Europas und seiner Verbündeten sei daher von entscheidender Bedeutung