In der Sendung „Hart aber fair“ aus dieser Woche berichtete der deutsch-italienische Moderator und Journalist Ingo Zamperoni über die rechte Bewegung in Italien. Die Regierung der rechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni profitiere in Italien von zwei Faktoren.
Am Montagabend (18. September) informierte Zamperoni anhand seiner neuen Dokumentation über die rechte Partei „Fratelli d’Italia“ der italienischen Ministerpräsidentin. Diese, sich selbst als „a-faschistisch“, also noch harmloser als „postfaschistisch“ bezeichnende Partei, erzielt nach wie vor gute Umfrageergebnisse.
„Hart aber fair“ über Immigration
Giorgia Meloni, die erste weibliche Ministerpräsidentin in Italien, propagierte im Wahlkampf die Mythen eines „ethnischen Austauschs“. Hierbei geht es um die Vorstellung, dass es einwandernde „Sklaven“ gäbe, „die den Mächtigen gegeben werden“. Diese Worte sagte Meloni auf der Wahlkampfbühne, wie in Zamperonis Dokumentation gezeigt wird. Während junge Menschen im Ausland ein Praktikum suchen, würden immer mehr ausländische Arbeitskräfte ins Land kommen, rief Meloni.
Diese Herangehensweise an das Thema der Migration sei bei den Wählern der „Fratelli d’Italia“ gut angekommen, berichtete Zamperoni bei „Hart aber fair“. Flüchtlinge, die in Italien ankommen, stellen einen Dauerzustand dar, im Moment seien es wieder besonders viele, weswegen die Thematik wieder präsenter sei. „Wenn wir solche Szenen wie dieser Tage auf Sylt und auf Föhr hätten, dann würden wir auch anders draufgucken auf das Thema“, erklärte Zamperoni.
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Tatsächlich kommen im Moment tausende Flüchtlinge auf der süditalienischen Insel Lampedusa an. Der Großteil kommt aus und über den afrikanischen Kontinent. Das weiß Meloni und kündigt medienwirksam an, gemeinsam mit den Behörden der afrikanischen Länder, das Ablegen der Boote verhindern zu wollen. Länder, die selbst unter dem Verdacht stehen, zu foltern und sich ihren Gegnern gegenüber inhuman zu verhalten.
Zamperoni berichtete weiter, dass obwohl die Zahlen, der flüchtenden Menschen, die in Italien ankommen, keinesfalls sinken, seit Meloni regiert, sich das nicht negativ auf ihre Umfragewerte auswirkt.
Zamperoni: Vergangenheit nicht aufgearbeitet
Ein weiter Grund für den Erfolg Melonis sei die unaufgearbeitete Vergangenheit, berichtete Zamperoni. „Wenn man diesen ganzen Aspekt des Faschismus ausblendet und einen Haken dransetzt, wie es durch die nicht stattgefundene Aufarbeitung nach dem Zweiten Weltkrieg ja der Fall ist“, begünstige dies ein faschistisches Denken, so der deutsch-italienische Journalist.
In Italien hat die Säuberung von faschistischem Denken, die sogenannte „Epurazione“ anders stattgefunden als die deutsche „Entnazifizierung“. Das faschistische Italien unter Benito Mussolini, das an der Seite Nazideutschlands kämpfte und Millionen Todesopfer forderte, wird in der italienischen Gesellschaft oft wenig kritisch eingeordnet.
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Verpflichtender Unterricht über die eigene Geschichte ist in Italien erst Mitte der 90er-Jahre eingeführt worden, erzählt Zamperoni. Für viele Italiener sei es eben „lange her“ und Rechte fänden die Grundidee des Faschismus oftmals gar nicht so schlecht. Diese Unaufgeklärtheit in der Gesellschaft begünstige jetzt das Wiedererstarken rechter Parteien.
Hierbei sei es aber auch wichtig zu beachten, dass die Wahlbeteiligung 2022 in Italien gering gewesen sei. Man dürfe also nicht per se von einem Rechtsruck in ganz Italien sprechen. Die gespaltene Gesellschaft habe Meloni für sich genutzt. Es sei „weniger die Rechte, die gewonnen hat, als die Linke, die verloren hat“ sagte Zamperoni.