Seit diesem Jahr sind die Hinzuverdienstgrenzen für Rentner Geschichte. Heißt: Nun ist es möglich, Altersrenten in vollem Umfang zu beziehen, ohne dass die Höhe des Hinzuverdienstes eine Rolle spielt.
Ökonom Jochen Pimpertz vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln weißt daraufhin, dass das nicht nur gute Seiten hat. „Die Regierung setzt damit völlig falsche Anreize. Es wäre viel besser, wenn die Herren Scholz, Lindner und Habeck den Deutschen klarmachen: Länger arbeiten lohnt sich immer. Auch im Alter“, sagte er gegenüber „t-online“ und weiter: „Dann verdient man nicht nur länger sein eigenes Geld, sondern hat aufs gesamte Leben betrachtet auch ein höheres Einkommen aus der Rente“. Wie genau, zeigt seine Studie.
Rente: Lohnt sich ein längeres Arbeitsleben?
Der Rentenexperte hat berechnet, wie sich das Rentenleben eines 61-jährigen Arbeitnehmers, geboren im Jahr 1962, verbessern könnte, wenn er sich dazu entschließt, zwei Jahre länger zu arbeiten und erst im Jahr 2027 in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Das klingt zwar nach einer harten Entscheidung, könnte sich jedoch als klug erweisen.
Der fiktive Rentner in diesem Beispiel hat in seinen 40 Arbeitsjahren fleißig in die Rentenkasse eingezahlt und pro Jahr einen Rentenpunkt gesammelt. Diese Daten sind wichtig, um zu verstehen, wie sich die Rentenansprüche gestalten. Hier kommt die Überraschung: Wenn der Arbeiter sich dazu entscheidet, mit 63,5 Jahren in den Ruhestand zu treten, müsste er einen lebenslangen Rentenabschlag von 11 Prozent hinnehmen. Das bedeutet, dass er jeden Monat weniger Rente bekommt als er eigentlich verdienen würde.
Wenn derselbe Arbeitnehmer bis 2027, also bis zu einem Alter von etwa 66 Jahren, arbeitet und dann ohne Abschläge in den Ruhestand geht, erhält er eine monatliche Rente von fast 1.835 Euro. „Zurückgerechnet auf das Jahr 2024 wären das 1.653,60 Euro pro Monat“, erklärt Pimpertz. Obwohl er nur noch 19 Jahre Rente bezieht, addieren sich die Rentenzahlungen bis zum Lebensende auf insgesamt 312.319 Euro.
Rente: Unterschied von über 500 Euro
Und: Wenn der Mann sogar bis zu einem Alter von 68,5 Jahren arbeitet, erhält er sogar 12 Prozent mehr Rente, als wenn er regulär nach 43 Arbeitsjahren in den Ruhestand geht. Das klingt vielleicht nach einer späten Rente, aber es zahlt sich aus. Bei einem Durchschnittsverdiener, der jedes Jahr einen Rentenpunkt gesammelt hat, bedeutet dies einen Unterschied von 561 Euro im Monat zwischen dem frühesten und spätesten Renteneintrittsalter. Selbst wenn er nur 17 Jahre Rente bezieht, summiert sich das auf insgesamt 330.879 Euro an Gesamtrente.
Es gibt auch einige Haken. Der Rentenexperte hat keine Anpassungen an die Rentenzahlungen berücksichtigt. Aber immerhin, beide Rentner würden davon profitieren, da eine Rentenanpassung in der Regel den Wert der verdienten Rentenpunkte erhöht. Das bedeutet, dass es keine Rolle spielt, ob man früher oder später in Rente geht, die Rentenanpassung wird immer gewährt.
Rente: Bei früherem Eintritt verliere man 100 Euro monatlich
Was der Experte ebenfalls nicht in seine Berechnungen einbezogen hat, ist die steigende Steuerpflicht. Im Jahr 2024 werden 84 Prozent der Rente versteuert. Der genaue Steuerfreibetrag für das kommende Jahr steht noch aus, aber im Jahr 2023 lag er bei 10.908 Euro. Das bedeutet, der Beispielrentner wäre höchstwahrscheinlich steuerpflichtig und seine höhere Rente würde zu einer entsprechend höheren Steuerbelastung führen. Es ist also ratsam, auch diesen Faktor bei der Planung des Ruhestands zu berücksichtigen.
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Fazit: Ein paar Jahre länger arbeiten könnte sich am Ende als kluge Entscheidung erweisen und den Lebensabend finanziell deutlich komfortabler gestalten. „Je Jahr früheren Renteneintritts verliert ein so errechneter durchschnittlicher Rentenbezieher rund 100 Euro bei der monatlichen Rente“, so der Ökonom. Es lohnt sich, die verschiedenen Optionen und die persönliche Situation sorgfältig abzuwägen, bevor man die Entscheidung trifft, in den Ruhestand zu treten.