„Das ist mal eine Zitronenpresse, mein lieber Herr Gesangsverein. Für Riesen-Grapefruits.“ Ja, Horst Lichter konnte seine Freude ob des außergewöhnlichen Stückes kaum zurückhalten, das Tobias Lettmann aus Mainz am Donnerstag zu „Bares für Rares“ gebracht hatte.
Doch die Freude, sie sollte nur von kurzer Natur sein. So war die „Zitronenpresse“ auf der einen Seite gar keine Zitronenpresse und auf der anderen Seite auch nicht wirklich in einem guten Zustand. Nein, sie war gar in einem solch schlechten Zustand, dass sogar der Verdacht aufkam, dass es sich um einen Nachbau handele. Doch was genau hatte der 51-jährige Architekt aus Mainz denn überhaupt mit zu „Bares für Rares“ gebracht?
„Bares für Rares“-Moderator Horst Lichter zweifelt
„Das ist ein Erbstück von meinem Schwiegervater. Als der verstorben ist, haben wir die Wohnung aufgelöst und da stand das im Wohnzimmer“, so Lettmann. Und das „das“ ist ein Serviertisch beziehungsweise eine Tischvase, die von dem italienischen Designer Riccardo Dalisi in den 70er-Jahren entworfen wurde, so der Architekt.
Na gut, damit war die halbe Expertise schon vom Kandidaten selbst übernommen worden. Was also könnte „Bares für Rares“-Experte Detlev Kümmel noch beisteuern? Nicht allzu viel Positives leider. So seien die Lötstellen „recht grobschlächtig“, dazu komme, dass die Vase nur sehr, sehr dünn versilbert sei.
Ein Punkt, der Horst Lichter zum Nachdenken brachte. „Na gut, dann frage ich mal ganz was anderes. Jetzt nicht böse sein. Vielleicht ist das ja gar kein Original?“, war der Moderator skeptisch.
Doch zumindest diese Sorge konnte Kümmel seinem Kollegen nehmen: „Dass es ein Original ist, glaube ich schon. Man muss allerdings dabei sagen, ein wenig muss ich dir entgegenkommen mit diesem Gedanken. Ich habe auch darüber nachgedacht, weil Vanini ist der Hersteller, ist aber nicht vermerkt.“
Händler reißen sich um das Objekt
Es gebe lediglich eine Stelle, wo ein Aufkleber fehle. Der jedoch wurde leider weggeputzt. Und so könnten die 450 Euro, die sich Tobias Lettmann wünschte, nicht mehr erreicht werden. Das wäre es im Topzustand wert, so Kümmel. Jetzt aber sei „die Verlötung zumindest im oberen Tablett nicht original [und] nicht gut ausgeführt“, so könne er lediglich 250 bis 300 Euro als Schätzpreis angeben.
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Der schien die Händler jedoch nur wenig zu interessieren. Fast alle waren scharf auf den kuriosen Serviertisch / Tischvase. Und so ging die „Pulcinella“, so der offizielle Name des Serviertisches, direkt durch die Decke. 370 Euro zahlte Steve Mandel. „das ist das erste Mal, dass ich Design kaufe“, war der „Bares für Rares“-Händler aus Aachen sichtlich stolz. Und Tobias Lettmann um 370 Euro reicher.