Es ist eine Katastrophe von einem unvorstellbaren Ausmaß. Das Nordwestafrikanische Land Marokko versinkt nach einem heftigen Erdbeben komplett im Chaos. Nach ersten Informationen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) sind etwa 100 000 Kinder von der Katastrophe betroffen.
Trotzdem nimmt das Königreich bisher kaum Hilfe aus dem Ausland an. Lediglich Hilfstruppen aus vier Staaten lässt Marokko derzeit in das Land. Aber woran liegt das?
Marokko: Die Lage spitzt sich zu
Die Bergungstrupps in Marokkos schwer zugänglichen Erdbebengebieten arbeiten derzeit bis zur Erschöpfung, obwohl es in den verwüsteten Bergdörfern Marokkos kaum noch Hoffnung auf Überlebende gibt.
Einheimische Rettungstrupps ziehen mit Unterstützung ausländischer Spezialisten bei Hitze durch das schwer zugängliche Gelände und legen dabei teils mit bloßen Händen Trümmer frei, während in der Luft ein Leichengeruch hängt. Die marokkanische Nachrichtenseite „Hespress“ berichtet von Dutzenden zerstörten Dörfern. Die Einwohner müssten nicht nur die Toten bergen und begraben, es fehle auch an Lebensmitteln und Wasser.
Der Einsatzleiter eines britischen Hilfstrupps warnte im britischen Sender BBC vor einem steigenden Risiko von Krankheiten, wenn sich die Hilfe weiter verzögere.
Marokko: 100.000 Kinder betroffen
Bis Montagabend (11. September) wurden mindestens 2862 Tote gezählt, darunter Kinder. Dazu solle es mindestens 2562 Verletzte geben. Es sei damit zu rechnen, dass Nachbeben auch in den kommenden Tagen und Wochen andauern und Kinder und Familien gefährden, so Unicef. Laut des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen sind etwa 100 000 Kinder von der Katastrophe betroffen.
Tausende Häuser seien in dem Land zerstört worden. Dadurch seien viele Familien obdachlos geworden und müssten die kalten Nächte derzeit im Freien verbringen.
Marokkanische Regierung unter Druck
Wegen der katastrophalen Ausnahmesituation steht die marokkanische Regierung jetzt unter Druck. Man fragt sich, warum die Regierung nicht mehr Hilfe aus dem Ausland in Anspruch nimmt.
Bisher hat Marokko nur Hilfe aus vier Ländern akzeptiert: Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Gerechtfertigt wurde das damit, dass es zu chaotisch wäre, wenn plötzlich Teams aus der ganzen Welt in Marokko eintreffen würden. Auch Deutschland bot erneut Hilfe an. Bislang zeigte die marokkanische Regierung in Rabat aber kein Interesse an der Hilfe.
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Albrecht Broemme, der ehemalige Präsident des Deutschen Technischen Hilfswerks (THW), nahm die Einsatzleitung in Marokko im ZDF in Schutz. Laut Broemme habe Marokko einen „vom König gut geförderten Zivilschutz, der sich gut informiert hat. Der gut ausgebildet wurde.“ Außerdem habe das Land „ganz hervorragende ‚Search & Rescue-Teams’“. Marokko versuche, die Lage selbst zu beurteilen. „Also gut gemeinte Hilfe ist nicht immer gut gemacht“, so Broemme.
Die Hilfsorganisation Care erklärte, dass die Bevölkerung jetzt neben humanitärer Hilfe auch vor allem psychologische Unterstützung benötige. „Neben den enormen physischen Verwüstungen wiegt vor allem auch der emotionale Schaden, der von dem erlebten Grauen und der ausgestandenen Angst verursacht wurde, sehr schwer“, erklärte Hlima Razkaoui, Generalsekretärin von „Care Marokko“, in einem Bericht.