Maximilian Krah ist Mitglied des Europäischen Parlaments und Spitzenpolitiker der AfD. Der 46-Jährige ist bereits mit zweifelhaften Beziehungstipps auf TikTok aufgefallen war. In einem kurzen Clip suchte er den Grund dafür, dass, wie er sagte, jeder dritte junge Mann noch keine Freundin gehabt habe, darin, dass diese die Grünen wählten, lieb, schwach und soft seien.
Nun postete er ein weiteres Video, indem er die Vergangenheit Deutschlands verharmloste, sich gewisse Zustände der deutschen Geschichte sogar zurückwünschte.
AfD-Politiker: „Unsere Vorfahren waren keine Verbrecher“
Krah steht vor einem waldähnlichen Hintergrund, während er ernsthaft in die Kamera spricht. Es könnte ein Waldfriedhof sein, Grabsteine sind zu erkennen. Begraben sind auch diejenigen, über die der AfD-Politiker reden will. „Unsere Vorfahren“ seien keine Verbrecher, man könne stolz darauf sein, und auch auf das, was sie aufgebaut haben. „Deutsche Lieder, deutsche Wertarbeit, deutsche Gedichte, deutsche Gedanken“, das alles seien Dinge, für die Deutschland in der ganzen Welt mehr gemocht werde, als von seinen eigenen Politikern, Lehrern und Professoren.
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Dass Krah mit diesem Kulturgut kaum die Dreigroschenoper meint, ist klar. Er legt den Zuschauern nahe, doch einmal herauszufinden, wofür Uroma und Uropa gekämpft und gelitten haben. Dabei wendet er sich wie schon bei den Datingtipps an ein junges Publikum, nicht zuletzt durch das Medium, das er wählt. Sie sollten Stärke aus ihren Vorfahren ziehen, keine Angst mehr haben und sich aufrichten.
Auf TikTok und anderen sozialen Medien versucht die AfD, Wähler zu generieren. Das tun andere Parteien auch, fraglich ist nur, welche Mittel Krah dafür wählt. Trotz der Unrechtsregime, die in der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR in Deutschland geherrscht haben und Millionen Menschen das Leben nahmen, zu behaupten, dass „unsere Vorfahren“ keine Verbrecher gewesen seien, ist ein starkes Stück.
AfD will wissen, was Uropa gemacht hat
Das findet auch Julius Betschka, Redakteur Landespolitik beim Tagesspiegel. Er schreibt zu Krahs Äußerungen: „Deine Vorfahren waren keine Verbrecher, sei stolz auf sie, finde heraus, für was sie gekämpft haben, deutsche Gedanken für die Welt, richte Dich auf. Sowas haben früher die Leute gesagt, die die Schulhof-CDs verteilt haben. Heute sagt’s der AfD-Spitzenkandidat zur EU-Wahl.“
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Solche Inhalte dort zu verbreiten, wo auch sehr junge Menschen sie konsumieren können, ohne dass es kritisch eingeordnet wird, oder gar Fakten geprüft werden, ist grenzwertig. Es ist gewiss richtig zu versuchen, herauszukriegen, was Uroma und Uropa getan haben. Man sollte sich damit auseinandersetzten, was sie erlebt und durchlitten haben und was ihre Fehler waren. Man kann in der Tat von ihnen lernen.