Bargeldloses Zahlen wird auch in Deutschland immer beliebter. Doch wer es lieber altmodisch mag und auf Geldstücke in Form von Euromünzen schwört, sitzt mit ein wenig Glück auf einem kleinen Vermögen: Seltene 1-Euro-Münzen sind bei vielen Sammlern ausgesprochen beliebt und entsprechend wertvoll. Wem eine seltene 1-Euro-Münze, etwa eine Fehlprägung gehört, kann sich glücklich schätzen – denn diese Euromünze ist in der Regel ein Vielfaches ihres Nennwerts wert.
Bei Online-Auktionsportalen, wie ebay, werden zahlreiche angebliche Fehlprägungen von 1-Euro-Münzen zum Kauf angeboten. Wer eine solche erwerben will, muss tief in die Tasche greifen: Nahezu ausnahmslos verlangen die Verkäufer mehrere Tausend Euro für eine seltene 1-Euro-Münze. Eine 1-Euro-Münze aus Portugal aus dem Prägejahr 2002 wurde sogar für 50.000 Euro angeboten.
Wertvolle 1-Euro-Münzen: Sind sie Tausende Euro wert?
Ist eine einzelne 1-Euro-Münze tatsächlich so viel wert? „In der Regel nicht“, sagt Guy Franquinet, öffentlich bestellter und vereidigter IHK-Sachverständiger für Deutsche Münzen ab 1871 und Euro-Umlaufmünzen. „Es gibt viele Hobby-Händler, die nur Dollar-Zeichen in den Augen haben und vermeintlich seltene 1-Euro-Münzen zu völlig überzogenen Preisen anbieten.“ Er selbst besitzt eine – seinen Angaben zufolge – äußerst seltene deutsche 1-Euro-Münze mit Fehlprägung, bei der nur ein Teil der Vorder- und Rückseite geprägt ist, während rund die Hälfte der Münze völlig glatt ist. Für diese seltene 1-Euro-Münze verlangt Franquinet 1.285 Euro. „Das ist ein Unikat“, sagt der Experte.
„Je seltener und offensichtlicher die Fehlprägung ist, die einem Betrachter sofort ins Auge sticht, desto mehr Geld kann man dafür verlangen, wenn die Nachfrage auch entsprechend hoch ist“, so Franquinet. Doch bei den meisten der von Privatpersonen eingestellten vermeintlichen Geldstücken mit Fehlprägungen seien die vermeintlichen Fehlprägungen kaum zu erkennen. „Die meisten solcher Euromünzen, die bei ebay und anderen Auktions-Plattformen eingestellt werden, weisen bestenfalls doppelte Konturen auf – für solche Euromünzen gibt es auf dem Markt aber eine sehr geringe Nachfrage“, berichtet Franquinet.
1-Euro-Münzen: Diese Fehlprägungen sind bekannt und selten
Aber welche Fehlprägungen bei 1-Euro-Münzen sind denn offensichtlich und bekannt? Wir stellen sie vor:
- Stempeldrehungen: Wenn sich einer der beiden Prägestempel löst, kann es in Ausnahmefällen vorkommen, dass die Vorder- oder Rückseite einer 1-Euro-Münze nicht korrekt geprägt wird.
- (Leicht) dezentrierte Euromünzen: Dies ist der Fall, wenn die Euromünze nicht vollständig oder schräg im Ring geprägt wird.
- Doppelte Konturen: In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass Konturen einer Euromünze (z.B. der Nennwert) doppelt geprägt wird.
- Vergessene Initialen: Bei einigen Euromünzen aus den Ländern Belgien und Italien sind die Initialen des jeweiligen Münzdesigners auf der Vorderseite der Euromünze schlichtweg vergessen worden.
- Vertauschte Seiten: In seltenen Fällen ist es vorgekommen, dass auf einigen 1-Euro-Münzen die Vorder- und Rückseite vertauscht wurden.
- Falscher Rand: Auch schon vorgekommen ist, dass der Rand der Euromünze nicht korrekt ausgestanzt wurde. Dies hat bei diesen Fehlprägungen zur Folge, dass der Mittelteil der Euromünze leicht versetzt liegt, wodurch der Rand ungleichmäßig wirkt. Bei einigen wenigen Euromünzen die Sterne oder die Riffel am äußeren Rand fehlen – es empfiehlt sich also, genau hinzusehen.
- Falsche Karte: Im Zuge der Osterweiterung der Europäischen Union traten die Länder Bulgarien und Rumänien im Jahr 2007 in die EU ein. Dementsprechend hat sich auch die Europakarte mit allen EU-Mitgliedsländern geändert. Darauf haben einige Münzprägestätten jedoch verspätet reagiert und Euromünzen mit einer veralteten EU-Karte verwendet. Hierbei empfiehlt es sich also unbedingt, sowohl auf die abgebildete Europakarte auf der Vorderseite der Euro-Münze als auch das Prägedatum zu achten, um zu überprüfen, ob alle EU-Länder darauf abgebildet sind.
Noch seltener als Fehlprägungen bei 1-Euro-Münzen sind sogenannte Münzproben. Bei diesen werden bewusst einige wenige Euromünzen mit einem bestimmten Motiv oder speziellen charakteristischen Merkmalen geprägt – nachdem ihnen die Zulassung als Euro-Umlaufmünze verweigert wurde, werden sie für gewöhnlich bzw. den staatlichen Stellen übergeben und dort in der Regel vernichtet. Doch es kommt immer wieder vor, dass einzelne dieser Münzproben trotz strenger Vorschriften die Münzprägeanstalten verlassen. Entsprechend begehrt sind diese Münzproben bei Sammlern – und damit auch wertvoll. „Für eine Münzprobe, die quasi einem Unikat gleichkommt, und damit keine Fehlprägung ist, kann man in einzelnen Fällen bis zu 2.000 Euro verlangen“, sagt IHK-Sachverständiger Franquinet. Ob umgekehrt jedoch ein Interessent bereit ist, so viel Geld dafür zu zahlen, stehe auf einem anderen Blatt.
Wer eine 1-Euro-Münze mit Fehlprägung besitzt, kann diese nach Einschätzung des Experten im besten Fall für eine stattliche Summe veräußern. „Wenn die Euromünze aber schon seit Jahren im Umlauf ist und entsprechende Gebrauchsspuren aufweist, wie etwa Schrammen, ist sie jedoch nicht mehr so besonders“, urteilt Franquinet. Dies schlage sich dann auch im Preis wieder, den Sammler bereit sind zu zahlen. „Verschrammte Münzen interessieren kaum jemand, sonst wären diese schon längst vorher aussortiert“, ergänzt Franquinet.
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Wer weder eine seltene und wertvolle Münzprobe noch eine 1-Euro-Münze mit Fehlprägung besitzt, braucht den Kopf aber nicht in den Sand zu stecken: Von 1-Euro-Münzen aus einigen europäischen Ländern, wie Monaco, San Marino, Andorra oder Vatikan, existiert in der Regel eine deutlich geringere Stückzahl. Durch diesen Seltenheitswert sind sie bei Sammlern entsprechend begehrt. Besonders wertvoll sind folgende 1-Euro-Münzen aus den Ländern Monaco, Vatikan und San Marino, für die auf Internet-Auktionsplattformen teilweise mehrere Hundert Euro verlangt werden:
- 1-Euro-Münze aus Monaco (Prägedatum von 2001 bis 2005): Auf den 1-Euro-Münzen in dem genannten Zeitraum ist ein Doppelportrait von Fürst Rainier III. Fürst von Monaco, als Motiv abgebildet.
- 1-Euro-Münze aus Monaco (Prägedatum ab 2006): Seit dem Tod von Fürst Rainier III. im Jahr 2005 ist dessen Sohn Albert II. Fürst von Monaco. Sein Portrait ist seit 2006 als Motiv auf der 1-Euro-Münze von Monaco zu sehen.
- 1-Euro-Münze von San Marino: Von 2002 bis 2016 war das Wappen des Landes auf der 1-Euro-Münze von San Marino abgebildet. Seit 2017 ist der Festungsturm Cesta auf der Münze als Motiv zu sehen.
- 1-Euro-Münze aus dem Vatikan: Auch die Abbildungen auf den 1-Euro-Münzen aus dem Vatikan haben sich im Laufe der Jahre geändert: Bis zum Jahr 2017 war auf den Münzen stets das Portrait des jeweiligen Papstes als Motiv zu sehen. Bis zum Jahr 2005 war dies Johannes Paul II. Nach dessen Tod wurde im Jahr 2005 ein Euro-Münzensatz mit einer Auflage von 60.000 Stück geprägt, auf der die Insignien der Apostolischen Kammer sowie das Wappen des Kardinalkämmerers Eduardo Martínez Somalo als Motiv abgebildet waren. Von 2006 bis 2013 zierte das Portrait von Papst Benedikt XIV. die Euromünzen aus dem Vatikan. Nach dessen Rücktritt folgte ein Portrait von Papst Franziskus als Motiv auf der 1-Euro-Münze – bis zum Jahr 2017. Seit dem Jahr 2018 wird auf Wunsch von Papst Franziskus nicht mehr das Portrait des Papstes auf die Euro-Münzsätze geprägt, stattdessen ist dort nun die Prägung des päpstlichen Wappens als Motiv zu sehen.
Welche 1-Euro-Münzen mit oder ohne Fehlprägung selten und wertvoll sind, haben wir nun geklärt. Doch es gibt auch andere Münzen, die einen hohen (Sammler-)Wert besitzen. Welche seltenen 5-Cent-Münzen am wertvollsten sind, verraten wir dir hier.