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Rente: Erhöhung im Juli ist für viele eine Nullrunde – „Zu wenig zum Leben“

Die Rentenerhöhung erreicht bedürftige Senioren kaum. Zwei Rentnerinnen erzählen, welche Sorgen und Nöte sie weiterhin begleiten.

Die Rentenerhöhung erreicht bedürftige Senioren kaum. Zwei Rentnerinnen erzählen, welche Sorgen und Nöte sie weiterhin begleiten.
© IMAGO/Geisser

Rente, Bürgergeld und Porto: Das ändert sich im Juli

Auf Kinder und Jugendliche warten die großen Ferien, auf viele Erwachsene mehr Geld im Portemonnaie - diese Änderungen kommen auf Verbraucher im Juli zu.

Die Rentenerhöhung entpuppt sich als trügerische Fata Morgana für bedürftige Senioren: Obwohl zum 1. Juli die Renten um 4,39 Prozent im Westen und 5,86 Prozent im Osten erhöht wurden, haben viele ältere Menschen davon praktisch nichts.

Besonders diejenigen mit geringen Renten oder Grundsicherung im Alter spüren den vermeintlichen Geldsegen kaum in ihrer Geldbörse. Der Verein LichtBlick Seniorenhilfe e.V. kennt das traurige Dilemma, in dem zahlreiche Rentner stecken, und unterstützt bedürftige Senioren seit 20 Jahren in ihrem täglichen Überlebenskampf.

Rente: „Habe alles ausgeschöpft“

Zwei Rentnerinnen, die vom Verein LichtBlick Seniorenhilfe e.V. betreut werden, teilen ihre frustrierenden Erfahrungen mit der Rentenerhöhung. Barbara K. (71) aus Wolfratshausen muss bitter erfahren, dass die Grundsicherung ihr jegliche Freude an der Rentenerhöhung verwehrt. Obwohl ihre Rente von etwa 486 Euro auf 508 Euro ansteigt, wird die Grundsicherung entsprechend gekürzt, sodass sie schlussendlich weiterhin nur den Bürgergeld-Satz von 502 Euro erhält.

Die hohen Ausgaben für Strom, Telefon, Medikamente und Lebensmittel lassen ihr kaum Spielraum zum Leben, geschweige denn für luxuriöse Annehmlichkeiten. „Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben.“ Die 71-Jährige spart, wo sie kann, verkneift sich zu ihren Haferflocken morgens sogar das Obst – „zu teuer“, berichtet sie resigniert. Barbara K. hat große Sorgen, wenn sie an die Zukunft denkt: „Ich habe alles ausgeschöpft, habe kein Sparpotential mehr.“

Auch Hildegard N. (86) aus Münster erfährt eine ähnliche Enttäuschung. Zwar steigt ihre Rente um 34 Euro auf 908 Euro, doch die gestiegenen Nebenkosten für Energie verschlingen diese Erhöhung nahezu komplett. „Meine monatlichen Nebenkosten haben sich genau um diesen Betrag erhöht.“

Rentenerhöhung reicht nicht bei Inflation

Die einstige Freude über das Extra in der Geldbörse weicht schnell der bitteren Erkenntnis, dass die hohen Preise im Supermarkt weiterhin die Sorgenfalten auf ihrer Stirn vertiefen. Sogar der Genuss eines einfachen Blumenkohls bleibt unerreichbar, wenn dieser 1,50 Euro kostet. „Den habe ich mir nicht leisten können“, berichtet die 86-Jährige.

Und auch beim Einkauf in der Drogerie merkt sie die gestiegenen Kosten schmerzlich. „Mein Leben wird sich leider auch durch die Rentenerhöhung nicht ändern. Es ist einfach alles viel zu teuer geworden“, berichtet die Ruheständlerin, deren Rente knapp über der Bemessungsgrenze für Sozialleistungen liegt.


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Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer für solche bedürftigen Senioren: Die LichtBlick Seniorenhilfe e.V., 2003 von Lydia Staltner ins Leben gerufen, steht diesen Menschen zur Seite und hilft schnell und unbürokratisch. Über 27.000 Rentner in Deutschland werden von dem Verein unterstützt, sei es durch Lebensmittelgutscheine, Soforthilfen für dringend benötigte Dinge oder monatliche Patenschaften. Denn auch Staltner weiß: „Bedürftige Rentner profitieren nicht.“ Die Rentenerhöhung hebe die Teuerungsrate bei Weitem nicht auf.