Berauschende Bilder von Feuer, Funken und Blitzen lassen die Zuschauer wie hypnotisiert auf die Leinwand starren. Hauptdarsteller Cillian Murphy („Peaky Blinders“) blickt mit seinen blauen Augen direkt in die Seelen des Kinopublikums. Und die dröhnende Geräuschkulisse, gepaart mit der wuchtigen Filmmusik, rollt mit einer derartigen Kraft durch den Saal, dass die Sitze erzittern, als würde man von der Druckwelle einer tatsächlichen Atombombe durchgerüttelt.
So oder so ähnlich fühlt es sich an, „Oppenheimer“ im Kino zu sehen. Das neue Meisterwerk von „Dunkirk“-Regisseur Christopher Nolan ist ein fesselndes Filmerlebnis mit brillanter Besetzung, einem großartigen Skript – inszeniert in technischer Perfektion.
Filmfans werden „Oppenheimer“ als möglichen Oscar-Kandidaten sowieso schon auf dem Schirm haben. Doch auch für alle anderen ist das Biopic ein Ticket wert – auch, wenn ein Detail viele Kinogänger womöglich abschrecken dürfte.
„Oppenheimer“: Bildgewaltiges Atombomben-Drama
Der Film beleuchtet rund 45 Jahre im Leben des titelgebenden Physikers J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy). 1942 wird er von der US-Regierung zum Leiter des „Manhattan-Projekts“ ernannt. Im abgelegenen Los Alamos, New Mexico soll er mit einem Team aus Top-Wissenschaftlern eine Atombombe bauen, bevor Nazi-Deutschland oder die Sowjetunion etwas derartiges bewerkstelligen können.
Regisseur Nolan nimmt den Zuschauer mit – von den Planungen der Bombe, über den Bau, die erste Test-Zündung, die Bomben auf Hiroshima und Nagasaki, bis hin zu den politischen und persönlichen Nachwirkungen der Ereignisse auf Oppenheimer. Als Zuschauer kennt man womöglich den Namen „Oppenheimer“ und seine Verbindung zur Atombombe – doch die ganze historische Bandbreite seiner Geschichte ist wohl nur den wenigsten bekannt.
Und dafür nimmt sich der Filmemacher viel Zeit. Sehr viel Zeit. Und wer auf der Kino-Webseite ließt, dass „Oppenheimer“ ganze 180 Minuten dauert, wird sicherlich erstmal die Stirn runzeln. Aber seid versichert: Diese drei Stunden durchzuhalten, lohnt sich allemal!
Drei Stunden Laufzeit? Kein Grund zur Sorge
Denn seine Länge merkt man „Oppenheimer“ zu keiner Sekunde an. Zu fesselnd ist das Skript, zu perfekt das Erzähltempo. Es gibt keine großen Actionszenen, von den Bomben auf Nagasaki und Hiroshima zeigt der Film beispielsweise kein einziges Bild. Die Spannung trübt das keineswegs: Beim Countdown zur Testzündung schwitzen einem im Kino die Hände – obwohl man ganz genau weiß, was gleich passiert. Und die intriganten Verhöre und Prozesse in der zweiten Filmhälfte ziehen einen nonstop in ihren Bann.
„Oppenheimer“ besteht tatsächlich zu einem Großteil nur aus Dialogen. Aber die sind eben derart packend geschrieben und werden von einem brillanten Cast-Ensemble so meisterhaft vorgetragen, dass man sogar gerne noch eine weitere Stunde hätte zuhören können. Cillian Murphy bewirbt sich als Oppenheimer für einen Oscar als Bester Hauptdarsteller. Und die Nebenrollen sind mit Emily Blunt, Matt Damon, Robert Downey Jr. oder Florence Pugh durch die Bank weg großartig besetzt.
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Die Bilder sind beeindruckend, Ludwig Göranssons Filmmusik ist gewaltig – und die Sorgen und moralischen Bedenken, die der Film rund um das Thema Atomwaffen aufwirft, sind in unserer heutigen beunruhigenden Zeit aktueller denn je.
„Oppenheimer“ ist zweifelsohne schon jetzt einer der stärksten Filme des Kinojahres 2023. Wer Filme liebt, wer fesselnde Geschichten liebt, darf sich diesen Film eigentlich nicht entgehen lassen. Egal ob er zwei, drei oder vier Stunden dauert. „Lang“ heißt nicht gleich „langweilig“. „Oppenheimer“ ist dafür das beste Beispiel.