Acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche, zwei Tage frei – diese Vorstellung herrscht nach wie vor in vielen Köpfen deutscher Arbeitnehmer vor. Doch die Rufe nach Veränderungen und mehr Flexibilität werden immer lauter.
Wer die Vier-Tage-Woche in Betracht zieht, dem wird häufig „kein Bock auf Arbeit“ attestiert. Auch Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, betonte: „Wir brauchen mehr Bock auf Arbeit“.
Vier-Tage-Woche: Es braucht „mehr Wertschätzung“
„Es ist nicht so, dass es der jungen Generation an ‚Bock auf Arbeit‘ mangelt“, widerspricht Wirtschaftsweise Monika Schnitzer. „Eher brauchen die Unternehmen mehr Lust auf motivierte junge Leute“, so die Ökonomin gegenüber der „WAZ“. Deshalb müssten sich Unternehmen darum bemühen, Arbeitnehmer zu motivieren und an sich zu binden.
Aber wie? „Mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit, mehr Homeoffice, aber auch mehr Wertschätzung bei der Arbeit“, nennt die Wirtschaftswissenschaftlerin der Universität München.
Vier-Tage-Woche hat positive Effekte
Müssten Unternehmen in Deutschland also auch andere Arbeitszeitmodelle wie die Vier-Tage-Woche einführen? Andere Länder testeten die verkürzte Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich bereits. 56 der 61 beteiligten britischen Arbeitgeber wollen das Modell beibehalten – wegen der positiven Effekte.
Hierzulande läuft die Umsetzung allerdings schleppend. Doch ein Pilotprojekt zeigt, dass das Arbeitszeitmodell auch in Berufen abseits von Bürojobs eingesetzt werden kann. „Wir haben Pflegekräfte, die nur Teilzeit arbeiten wollen, weil sie mehr freie Tage brauchen. Und für die ist jetzt auf einmal auch eine Vollzeitstelle attraktiv“, sagt Kerstin Möschter aus dem Leitungsteam der Pflegekräfte der Klinik Bielefeld gegenüber dem „WDR“.
Vier-Tage-Woche nur bei „zehn Stunden Arbeit pro Tag“
Schnitzer, die Vorsitzende des Gremiums der Wirtschaftsweisen ist und die Bundesregierung berät, sieht das allerdings skeptisch. „Die These, dass man in vier Tagen bei vollem Lohnausgleich dieselbe Arbeitsleistung wie in fünf Tagen erbringt, lässt sich empirisch nicht belegen“, resümiert die Wirtschaftswissenschaftlerin. So könne man auch durch effizientere Arbeit keinen ganzen Tag Arbeitszeit ausgleichen.
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Das neue Arbeitszeitmodell ist nach Schnitzer nur mit einem Haken möglich: „Wenn man am Tag zehn Stunden arbeitet, kann man auch eine Vier-Tage-Woche ermöglichen.“ Für viele Arbeitnehmer sei das ein Anreiz. Die Gewerkschaft IG Metall fordert in der nächsten Tarifverhandlung die Vier-Tage-Woche. Allerdings nicht mit 40 Stunden pro Woche, sondern mit 32 Stunden. Arbeitnehmer aus der Industrie würden so acht Stunden am Tag an vier Tagen die Woche arbeiten.