Ist die Rente in Zukunft in Gefahr? Da die Menschen in Deutschland immer älter werden, müssen immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentner aufkommen. Während 1962 auf einen Rentner noch sechs erwerbstätige Personen kamen, kamen 2021 lediglich zwei Personen auf einen Ruheständler.
Diese Rechnung wird wohl oder übel in Zukunft nicht mehr aufgehen. Wirtschaftsweise Monika Schnitzer schlägt deshalb Ideen vor, um das Rentensystem zu stabilisieren.
Rente erst mit 70?
Die Wirtschaftswissenschaftlerin an der Universität München bekräftigt die Forderung des Wirtschaftsweisen-Rats, das Renteneintrittsalter auf 70 Jahre anzuheben. „Für jedes Jahr zusätzlicher Lebenserwartung kann jemand vier Monate länger Rente beziehen, muss aber auch acht Monate länger arbeiten“, schlägt Schnitzer im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ vor. Daneben fordert sie die Beiträge zur Rentenversicherung anzuheben und besonders hohe Renten künftig abzuschmelzen.
Doch muss es so schlimm kommen? Müssen wir alle bis zum Umfallen arbeiten? „Es gibt mehrere Stellschrauben, an denen man drehen kann – die Beitragssätze, die Rentenhöhe und das Renteneintrittsalter“, erläutert die Ökonomin im Podcast „hr-info“.
Nur wenn man an allen drei Schrauben drehe, könne man vermeiden, „eine Schraube so eng anzuziehen, dass es sehr schmerzhaft ist“. Heißt: Verändert man alle drei Dinge in Kombination, ist es für eine einzelne Stellschraube wie beispielweise das Renteneintrittsalter nicht ganz so schlimm.
Rente: „Babyboomer haben zu wenig Kinder bekommen“
Schnitzer fordert, möglichst schnell die Hebel in Bewegung zu setzen. Denn: „Je länger man damit wartet, umso schlimmer wird es“. Und: „Man sollte auch deswegen schnell reagieren, weil man dann die aktuelle Babyboomer-Generation noch mit in die Verantwortung nehmen kann“.
Schnitzer bezeichnet das als „wichtig und gerecht“. Ihre Begründung: „Es sind die Babyboomer, die zu wenig Kinder bekommen haben, um diese umlagefinanzierte Rente zu stabilisieren“.
„Junge Menschen müsse Last tragen“
Doch gerade diese geburtenstarken Jahrgänge (1946-1964) gehen bald in Rente. Welche Konsequenzen drohen dann also? „Dann wird der Haushalt immer stärker belastet“, so Schnitzer. Aktuell wird bereits ein Viertel aus dem Bundeshaushalt in die Rentenkasse eingezahlt, das entspricht mehr als 100 Milliarden Euro pro Jahr. „In 25 Jahren werden das doppelt so viele Milliarden sein, die Hälfte des Haushaltes“, befürchtet die Wirtschaftswissenschaftlerin. Das Problem: „Dann bleibt kein Geld mehr übrig für etwas, was wirklich zukunftsweisend ist“.
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Schnitzer ist Vorsitzende des Gremiums der Wirtschaftsweisen, berät also die Bundesregierung. Allerdings befürchtet sie, dass die Renten-Problematik nicht auf der Agenda der Ampel zu stehen scheint. Das Thema müsste mehr in den Fokus rücken, vor allem die Jüngeren müssten laut Schnitzer mehr darauf pochen: „Sie müssen am Ende sonst die ganze Last tragen“.