Selten war man beim ersten Blick auf die Gästeliste schon so sicher, dass es knallt, wie an diesem Donnerstag. Ja, Markus Lanz hatte sich Konfliktpotenzial in sein Studio bestellt. Und der Plan, insofern es einer war, ging auf.
So begrüßte Markus Lanz am Donnerstag (25. Mai) nicht nur Klimaforscher Professor Mojib Latif. Für sich gesehen, kein Konfliktherd, die Kombination mit Steffen Kotré, dem energiepolitischen Sprecher der AfD-Fraktion, machte die Sache aber gefährlich. Und so kam es im ZDF auch.
Markus Lanz setzt AfD-Politiker und Klimaforscher in ein Studio
Während Mojib Latif mit Zahlen und Fakten argumentierte, lamentierte sich Steffen Kotré von einem Fettnäpfchen ins nächste. Eine Szene zeigt dies besonders gut. So versuchte Kotré wieder das altbewährte Spiel: Wärmere und kältere Zeiten gab es schon immer. „Wir haben eine mittelalterliche Warmzeit gehabt, da konnte man zu Fuß durch das Bett der Donau gehen, weil kein Wasser mehr da war. In England hatten wir Weinbau. Das, was wir jetzt bekommen, ist nichts Neues“, fabulierte Kotré.
Die Gäste von Markus Lanz am 25. Mai 2023:
- Prof. Mojib Latif, Klimaforscher
- Steffen Kotré, Politiker
- Melanie Amann, Journalistin
Da konnte selbst der sonst so in sich ruhende Professor Mojib Latif nicht mehr an sich halten. „Doch, was wir jetzt erleben, das ist neu. Wir haben es mit einer globalen Erwärmung jetzt zu tun. Das war während der mittelalterlichen Warmzeit nicht so. Das war ein regionales Ereignis. Das war während der kleinen Eiszeit auch nicht so.“
+++ Markus Lanz nimmt Ricarda Lang auseinander: „Nicht mehr tragbar“ +++
„Sie haben die Daten nicht“, zischte der AfD-Mann dazwischen. Eine Aussage, die Latif mit einer kurzen Geste abtat: „Natürlich habe ich die Daten.“ Sein Fazit: „Das, was wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben, ist einzigartig. Und das schreibt auch der Weltklimarat. Es ist einzigartig für die letzten 2.000 Jahre.“
Markus Lanz platzt der Kragen
„Das sagen Sie“, funkte Kotré wieder dazwischen. Es gebe viele, die das aber nicht sagen würden. „Das sind Meinungen. Das sind keine wissenschaftlichen Arbeiten“, entgegnete der Klimaforscher. Auch darauf hatte der AfD-Politiker eine Antwort. So würden sich viele nicht mehr trauen, etwas anderes zu sagen, „weil sie dann keine Forschungsgelder mehr bekommen“, so Kotré.
Mehr Nachrichten:
Das sei „dummes Zeug“, blaffte Mojib Latif. Es gebe eine „völlig freie Forschungslandschaft“. Und auch „Spiegel“-Redakteurin Melanie Amann, übrigens als dritter Gast eingeladen, geriet noch mit Steffen Kotré aneinander. Es gebe keine wissenschaftliche Grundlage, so der Politiker, die darlege, dass wir es derzeit mit einer Häufung von Extremwettern zu tun hätten. Da reichte es auch Markus Lanz. „Stopp, stopp. Das kann man doch so nicht stehen lassen. Das ist doch Quatsch“, rief der Moderator dazwischen. Vielleicht hätte er sich das überlegen sollen, bevor er Steffen Kotré zu sich in die Sendung lud. Verstörende Aussagen gab es zuletzt häufiger bei Markus Lanz. Besonders eine blieb dabei in Erinnerung.