In der türkischen Community rumort es – und die Türkei-Wahl am Sonntag (14. Mai) hat längst das Potenzial, innertürkische Konflikte auch nach Deutschland zu bringen. Möglicherweise ist jetzt in Sindelfingen (Baden-Württemberg) genau das passiert. Am Donnerstag (11. Mai) rückte die Polizei mit einem Großaufgebot ins Mercedes-Werk in Sindelfingen an.
+++ Sindelfingen: Schüsse in Mercedes-Werk ++ Zwei Tote ++ Mann (53) festgenommen +++
Zwei Männer (beide 44 Jahre alt) wurden getötet, der Tatverdächtige (53) ist gefasst. Nach derzeitigem Ermittlungsstand betrat er gegen 7.45 Uhr eine Werkshalle und schoss auf seine Opfer, zwei Teamleiter eines externen Dienstleisters. Mitarbeiter des Werkschutzes setzten ihn fest, übergaben ihn an die Polizei. Der Mann ließ sich widerstandslos festnehmen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart geht von einem Einzeltäter aus (hier mehr).
Sindelfingen: Zwei Männer bei Mercedes erschossen
Gegenüber dieser Redaktion sagt Erster Staatsanwalt Aniello Ambrosio: „Zu den Hintergründen können wir noch nichts sagen. Die Ermittlungen sind noch am Anfang.“ Die Tatwaffe wurde bereits sichergestellt, jetzt wird der mutmaßliche Täter zu Tat und Motiv vernommen. Und das könnte tatsächlich mit der bevorstehenden Türkei-Wahl zusammenhängen!
Knapp 1,5 Millionen türkische Staatsbürger leben in Deutschland. Viele von ihnen sind in regionalen und bundesweiten Communitys verbunden. In diesen Netzwerken wird nach der Tat sehr intensiv und offen darüber gesprochen, dass die beiden getöteten Teamleiter glühende Anhänger von Türkei-Präsident Recep Tayyip Erdogan (69) gewesen sein sollen – und der Täter ein Gegner desselben. Unsere Redaktion hat Einsicht in Social-Media-Beiträge des mutmaßlichen Täters. Dort schrieb er auf Türkisch: „Eines Tages wirst Du es leugnen, ein AKP-Anhänger zu sein! Jeder wird eines Tages Buße tun, von der Sünde gereinigt werden und die AKP verlassen. Für einige wird es jetzt aber zu spät sein.“
War Erdogan-Streit der Auslöser?
Auch innerhalb des Mercedes-Werks sei es – so heißt es in der türkischen Community – ein offenes Geheimnis: Die Beteiligten diskutierten erst über die bevorstehende Türkei-Wahl und Erdogan, stritten danach aber immer wieder. Mehrere Werksmitarbeiter, die anonym bleiben möchten, bestätigten das dieser Redaktion.
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Erster Staatsanwalt Ambrosio räumt auf Nachfrage ein: „Wir ermitteln in alle Richtungen, sind noch am Anfang. Wir können ein politisches Motiv zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen.“ Der Verdächtige soll noch am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft wolle sich zeitnah zu weiteren Details äußern.