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Essen: Radikale gefährden das Zusammenleben in Deutschland – jetzt sollen diese Forscher das Schlimmste verhindern

Neonazis, Islamisten, türkische Rechtsextremisten – das Ruhrgebiet ist Schmelztiegel Radikaler. Ein Team in Essen soll dagegen vorgehen.

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© IMAGO/aal.photo

Silvester-Krawalle: Faeser fordert schnelle Verurteilung der Straftäter

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat nach den Silvester-Krawallen eine schVerurteilung der Straftäter binnen Wochen gefordert - nur so können sich der Rechtsstaat Respekt verschaffen.

Silvester-Krawalle, Aktivitäten des türkischen Rechtsextremismus der „Grauen Wölfe“, Umsturzpläne von Reichsbürgern, Antisemitismus, aufkeimender Islamismus und Verschwörungstheoretiker – wo schlittert Essen, NRW, ja ganz Deutschland hin? Zweifellos gefährdet jede der genannten Gruppen das friedliche Zusammenleben der Bundesrepublik. Gefühlt sind Sicherheitsbehörden und vor allem die Politik kaum imstande, dem Herr zu werden.

Das soll sich bald ändern. Denn zum ersten Mal in einer solchen Konstellation formiert sich an der IU Internationalen Hochschule am Standort Essen ein schlagkräftiges Team aus Forschern und Praktikern aus der ganzen Republik, das die Radikalisierung von Kindern, Jugendlichen und auch jungen Erwachsenen frühzeitig erkennen und verhindern will!

Essen: Radikale gefährden Zusammenleben – Team soll Schlimmstes verhindern

Wie schafft es unsere Gesellschaft, Radikalisierung frühzeitig zu bekämpfen? Auch in Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden, Justiz und Politik? Das Zentrum für Radikalisierungsforschung und Prävention (ZRP) will genau dafür Mittel und Strategien entwickeln. Professor Burak Copur (45) ist Leiter des Forschungszentrums. Er selbst ist ein Kind des Ruhrgebiets und kommt aus Essen, ist Politikwissenschaftler, Migrations- und Integrationsforscher, gilt zudem als international renommierter Türkei-Experte.

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Gegenüber DER WESTEN erklärt er, warum das Ruhrgebiet ein solches Zentrum mehr denn je braucht: „Unserem Zentrum wird ein Alleinstellungsmerkmal in der Forschung zu Radikalisierungs- und Präventionsfragen zukommen. Was der Mehrwert des Zentrums sein wird, sind die fachlich breit aufgestellten, mehrsprachigen und interkulturell exzellent geschulten Professoren.“

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Dieses starke Team aus Forschern und Praktikern wird präventiv gegen Radikalisierung aller Art vorgehen. Foto: Julijana Teodosic/IU Essen

Wahl auf Essen kein Zufall

Dass das Zentrum seinen Sitz in Essen hat, sei kein Zufall, so Copur. Der Professor: „Es ist ein Novum für das Ruhrgebiet, dass ein solches Forschungszentrum im Herzen des Ruhrpotts gegründet wird. Wir werden hier eine spannende Forschungsregion vorfinden – mit all den Chancen und bestehenden Konflikten.“

Er zählt Beispiele auf: „Man denke an die Essener Rechtsradikalen ‚Steeler Jungs‘ oder auch die Dortmunder Neonazi-Szene, sowie die rechtsextremistischen Chat-Gruppen der Polizisten in Essen. Oder nehmen wir die Angriffe der türkischen Rechtsextremisten der ‚Grauen Wölfe‘ auf Kurden und bei vergangenen türkischen Wahlen in Essen als AKP-Hochburg Deutschlands. Auch die Radikalisierung von Islamisten und Salafisten ist genauso ein großes Thema für ganz NRW, dem wir entschieden entgegenwirken müssen. Erinnern wir uns nur zurück an die Schüsse auf die Alte Synagoge in Essen im November 2022.“

Sprachlicher Vorteil soll bessere Zugänge ermöglichen

Der Essener Politologe führt aus: „Wir haben Forscher in unseren Reihen, die neben den gängigen europäischen Sprachen auch Türkisch, Kurdisch und Russisch beherrschen. Sie alle haben sich seit Jahrzehnten einen Namen in der Forschungslandschaft gemacht, sind Experten in Sachen Radikalisierung und Prävention. Mit diesem sprachlichen Vorteil werden wir uns natürlich auch bessere Zugänge zu entsprechenden Kreisen verschaffen.“


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Er stellt aber auch klar: „Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu bereits bestehenden Einrichtungen, sondern als Bereicherung der Forschungslandschaft. Die Themen, über die wir sprechen, können wir nur durch Zusammenarbeit bewältigen. Denn die Probleme werden ja nicht weniger, sondern mehr.“