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NRW: 83-Jähriger wird zum Netflix-Star – weil er Unfassbares geleistet hat

Netflix zeigt die Lebensgeschichte von Heinz Stücke aus der kleinen NRW-Gemeinde Hövelhof. Was er erlebt hat, ist unvergleichlich.

NRW Netflix
© IMAGO / photothek

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Heinz Stücke (83) aus dem kleinen Dorf Hövelhof in NRW hat ein unvergleichliches Leben geführt. Nach seiner Lehre zum Werkzeugmacher hielt es ihn als jungen Mann in den 1960er Jahren nicht mehr in der Heimat. Heinz Stücke wollte raus. Mehr von der Welt sehen als sein kleines NRW-Dorf.

Und so machte sich der junge Mann 1962 mit dem Fahrrad auf nach Japan. Sein Ziel: die olympischen Spiele 1964 in Tokio. Zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand, wie lange der Ausreißer auf Weltreise gehen würde. Für viele Reisende sollte sein Vorbild zur Legende werden. Sein Lebenswerk ist nun in einer Dokumentation bei Netflix zu sehen.

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NRW-Senior wird zum Netflix-Star

Die Zahlen haben es in sich: 52 Jahre lang radelte Heinz Stücke durch die Welt. Dabei legte er sagenhafte 648.000 Kilometer zurück und sah alle 196 Länder dieser Erde. Doch es sind nicht die nackten Zahlen, die die Dokumentation „The man who wanted to see it all“ sehenswert machen. Nicht etwa sein Weltrekord mit der längsten zurückgelegten Radstrecke, den er zeitweise hielt.

Es sind die Verbindungen, die der bescheidene Mann aus NRW in der ganzen Welt einging. Das alles wohlgemerkt in einer analogen Zeit – ohne Smartphone, Google Maps oder Couchsurfing. Letzteres gelang ihm meist kostenlos durch sein Fahrrad. Seinen fahrbaren Untersatz mit der Aufschrift „Tour de Monde“ (Weltreise) betrachtet Heinz Stücke im Nachhinein als so etwas wie einen Reisepass. Überall auf der Welt sei er durch sein Fahrrad sofort als Reisender wahrgenommen worden, berichtet er in der Dokumentation des spanischen Filmemachers Albert Albacete. Wäre er zu Fuß unterwegs gewesen, hätte man keine Notiz von ihm genommen, mutmaßt er. Doch das Fahrrad habe ihm stets Tür und Tor eröffnet. So habe er in der Regel bei Einheimischen oder im Zelt übernachtet und sich somit jahrzehntelang durchgeschlagen.

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Drama um Mutter in NRW

Zu vielen seiner Freunde in aller Welt hält Heinz Stücke heute noch über Brief Kontakt. Es war auch das einzige Kommunikationsmittel, das ihm während seiner Weltreise nach Hause blieb. Vom Tod seiner Mutter erfuhr der Weltenbummler dadurch erst Wochen später – als sie schon beigesetzt worden war. Der Hövelhofer entschied sich dazu, nicht mehr nach Hause zurückzukehren. Nur ein Mal besuchte ihn seine Familie, als er in den Niederlanden war. Allerdings nur für das Wochenende. Denn am Montag mussten alle wieder arbeiten.


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2014 kehrte Heinz Stücke schließlich zurück in sein kleines Dorf in Kreis Paderborn. Dort lebt der Weltenbummler nach seiner Rückkehr in einer ehemaligen Hausmeisterwohnung. Hier hat er ein privates Museum mit über 10.000 Fotos, von denen er während seiner Zeit im Ausland lebte. Seine Wohnung, Am Hallenbad 1, steht Besuchern offen. Dutzende Male im Jahr kämen sie vorbei, kaufen sein Buch („Home Is Elsewhere: 50 Years Around the World by Bike“) oder lassen eine Spende da. Und die sind trotz seines bescheidenen Lebensstils sehr willkommen. Denn seine Rente ist nach nur zwei Arbeitsjahren in Deutschland äußerst spärlich. Für die Miete seiner Wohnung kommt die Gemeinde auf und auch eine Krankenversicherung hat Heinz Stücke nicht. Ein Mann, der alles gesehen hat – und dessen Lebenswerk nun bei Netflix von allen bestaunt werden kann.