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Lützerath: Offener Brief warnt – „Wir können uns in 20 Jahren in der Apokalypse befinden“

Das nordrhein-westfälische Dorf Lützerath ist zum Symbol des Klimaschutzes geworden. Während die Räumung läuft, laufen auch weitere Protestaktionen.

In einem offenen Brief fordern 200 Prominente den Stopp der Räumung.
In einem offenen Brief fordern 200 Prominente den Stopp der Räumung. Foto: IMAGO / Marc John

Seit Mittwochmorgen (11. Januar) läuft die Räumung von Lützerath durch die Polizei. Die Kohle, die unter dem Dorf in Nordrhein-Westfalen liegt, soll durch den Energiekonzern RWE abgebaggert werden. Ein Deal mit den Grünen, um den Braunkohleausstieg um acht Jahre auf 2030 vorzuziehen.

Nicht nur tausende Aktivisten aus Europa beteiligen sich an einem nun schon seit mehreren Wochen andauernden Protest, sondern auch 200 Prominente. In einem offenen Brief fordern unter anderem Schauspielerin Katja Riemann, die Band Sportfreunde Stiller und Influencerin Louisa Dellert „einen sofortigen Stopp der Räumungsarbeiten sowie eine Neubewertung der Verträge zwischen Regierung und RWE“.

Lützerath: „Es ist noch nicht zu spät“

Auch der Cartoonist Ralph Ruthe gehört zu den Unterzeichnenden. Ruthe solidarisiert sich mit den Protesten gegen die Abbaggerung in Lützerath. Der Brief mit 200 Unterschriften fordert einen Stopp der Räumung.

Ralph Ruthe unterschrieb aus „reiner Hilflosigkeit“, wie er bei Deutschlandfunk Kultur erzählte. Gerichtsurteile bestätigten bereits, dass die Räumung des nordrhein-westfälischen Braunkohleortes rechtsstaatlich und demokratisch legitimiert ist. Doch laut Ruthe sei der Deal auf einer Rechtsbasis entstanden, die veraltet ist.

Die Realität habe sich verändert, man wisse wo man stehe, gibt der Zeichner zu Bedenken. „Warum hört man nicht auf die Wissenschaft? Warum werden die wichtigen Entscheidungen nicht getroffen?“, fragt Ruthe. Auch beim Kampf um Lützerath sei es noch nicht zu spät, man könne immer noch Zeit gewinnen.

Cartoonist Ruthe will auf Lützerath aufmerksam machen

Der Zeichner richtet einen ganz klaren Appell an die Politik: „Die Situation hat sich verändert, das Wissen hat sich verändert, da muss die Politik eingreifen und sagen, ‚wir müssen Dinge verändern‘.“ So dürfe man nicht die Kohle aus der Erde holen. „Denn, wenn sie aus der Erde geholt wird, dann werden sie auch verbrannt und dann verfehlen wir die Klimaziele.“

Ruthe zeichnet ein düsteres Bild, wenn diese Ziele verfehlt würden: „Wir können uns in 20 bis 30 Jahren in der Apokalypse befinden.“ „Menschen sterben Hitzetode, wir haben gesehen, wie die letzten Sommer aussahen, es gab Überschwemmungen“, schlägt der Cartoonist Alarm. In den Dritte-Welt-Ländern komme das schon längst an, Menschen werden aus diesen Situationen flüchten müssen. „Wir können nicht davor weglaufen, weil wir alle auf dem gleichen Planeten leben“, mahnt Ruthe.


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Der Künstler, der sich sonst mit lustigen Zeichnungen an seine Follower wendet, transportiert durch seine Unterschrift dieses mal ein ernstes Thema. Es gehe um Aufmerksamkeit. „Viele haben diese Ernsthaftigkeit und Tragweite noch nicht erkannt, weil es vielleicht noch zu wenig kommentiert wird“, betont Ruthe. „Deshalb müssen wir als Personen der Öffentlichkeit immer wieder darauf hinweisen – auch aus purem Egoismus, weil ich möchte, dass meine Kinder und ich noch eine Zukunft haben!“