Mitten im Winter die Schlafsäcke von Obdachlosen in den Müll werfen? Das klingt nicht gerade nach einem Akt der Nächsteliebe. Die Stadt Dortmund soll das getan haben – auch wenn sie selbst den Fall ganz anders schildert.
Zwei Augenzeugen hatten beobachtet, wie Anfang Januar ein Lager von Wohnungslosen am Hauptbahnhof in Dortmund vom Ordnungsamt entsorgt wurde. Ihr Vorwurf: Den Menschen wurden teils wichtige Winter-Utensilien einfach weggenommen.
Dortmund: Räumung von Obdachlosen-Lager sorgt für Fassungslosigkeit
Am Einsatz gibt es keine Zweifel. Wie auch die Stadt Dortmund bestätigt, wurde am 6. Januar ein Lager von Obdachlosen unter dem Vordach an den Taxiständen des Hauptbahnhofs durch das Ordnungsamt geräumt. Doch was dabei weggeschmissen wurde – darüber herrscht Uneinigkeit.
Den „Ruhr Nachrichten“ erklärt das Ordnungsamt, dass es sich um Müll handelte. Sechs Personen seien auf das Verbot des Lagerns und Campierens aufmerksam gemacht worden, innerhalb der Frist verschwunden. Zurückgeblieben seien „herrenlos zurückgelassene Lagerreste in Form von Pappkartons und Müll“, die entsorgt worden seien.
„Da waren Decken bei und wirklich gute Schlafsäcke“
Die Schilderungen von zwei Augenzeugen klingen allerdings ganz anders. Peter und Brigitte Rösler beobachteten den Vorfall und waren entsetzt. „Da waren Decken bei und wirklich gute Schlafsäcke“, sagt sie gegenüber „RN“. „Ich habe die Menschen vom Ordnungsamt auch noch angesprochen, dass man das doch nicht einfach wegwerfen kann.“ Ohne Erfolg.
Die Besitzer der Habseligkeiten seien laut Rösler, die selbst früher mit wohnungslosen Menschen gearbeitet hatte, nicht dabei gewesen. Müll, da ist sie sich sicher, war das bestimmt nicht. „Die Sachen waren ordentlich gefaltet zwischen den Säulen platziert, die Menschen wollten abends wiederkommen.“
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Immer wieder kontrolliert das Ordnungsamt am Hauptbahnhof in Dortmund, dass das Lager-Verbot eingehalten wird. Nicht selten wird dabei auch zurückgelassenes Zeug entsorgt. „Eine Entsorgung von privaten Gegenständen gehört explizit nicht dazu“, erklärt die Stadt. In diesem Fall wurden jedoch Menschen ohne Obdach im tiefsten Winter womöglich überlebenswichtige Habseligkeiten weggenommen.