Sie haben in Saus und Braus gelebt und dabei fröhlich „Hartz 4“ kassiert. Und das ist nur einer der Punkte einer 127 Seiten starken Anklageschrift gegen mutmaßliche Angehörige des Al-Zein Clans vor dem Landgericht Düsseldorf. Der Prozess ist das Ergebnis eines Großeinsatzes der Polizei im Juni 2021 in NRW. Dabei kam in Leverkusen sogar ein Polizei-Panzer zum Einsatz. Spezialeinsatzkräfte (SEK) sprengten damals die Hauseingangstür einer Villa.
Dabei wurde der mutmaßliche Chef des Leverkusener Clan-Ablegers sowie weitere Angehörige festgenommen. Die Familie soll unrechtmäßig insgesamt 456.000 Euro „Hartz 4“ bezogen haben. Am Donnerstag (22. Dezember) wird nun das Urteil erwartet. Die mutmaßlichen Clan-Mitglieder hatten sich im Vorfeld bereits schon auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft eingelassen.
„Hartz 4“-Betrug in NRW – mit gewaltigen Dimensionen
Gewerbs- und bandenmäßiger Sozialhilfebetrug, Geiselnahme, Geldwäsche, erpresserischer Menschenraub, gefährliche Körperverletzung und Steuerhinterziehung. Die Liste der Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Düsseldorf ist nach jahrelanger Ermittlungsarbeit der Polizei lang. Trotz ihres Luxus-Lifestyles soll die zehnköpfige Familie über sechs Jahre lang monatlich 5.200 Euro Sozialleistungen vom Jobcenter kassiert haben.
Mit der „Hartz 4“-Kohle soll die Familie unter anderem das Darlehen ihrer 300 Quadratmeter Villa in Leverkusen getilgt haben, so die Vorwürfe. Das SEK fand bei der Durchsuchung des Luxus-Hauses im vergangenen Sommer scharfe Schusswaffen, sechsstellige Bargeld-Summen und Luxusuhren im Wert von 160.000 Euro (mehr hier).
„Hartz 4“-Betrüger in NRW erwartet Knast
Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen zwei der sieben Festgenommenen wegen geringer Schuld inzwischen eingestellt. Seitdem sind eine Tochter und die Schwiegertochter des Clan-Chefs wieder auf freiem Fuß.
Die Staatsanwaltschaft hat sich außerdem nach einem halben Jahr Prozessdauer auf einen Deal mit den Angeklagten eingelassen. Im Gegenzug für ihre Geständnisse waren den Angeklagten Bewährungs- und Freiheitsstrafen bis höchstens sechs Jahren zugesagt worden. Das Urteil wird am Donnerstag ab 13 Uhr erwartet.