- Ein Kommentar
Ich bin enttäuscht! Vor fast drei Jahren haben Prinz Harry und Meghan Markle nicht nur dem britischen Königshaus den Rücken gekehrt, sondern im Zuge dessen einen Vertrag mit Netflix in Höhe von mehr als 112 Millionen Pfund (circa 130 Millionen Euro) unterschrieben. Über mehrere Jahre hinweg hat sich das Ehepaar von den Kameras des Streamingdienstes begleiten lassen, um der Öffentlichkeit einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren.
Seit dem 8. Dezember können sich Fans und Kritiker der beiden nun das Endprodukt bei Netflix ansehen. Am Donnerstagmorgen veröffentlicht der Anbieter die ersten drei von insgesamt sechs Folgen, die jeweils eine Länge von 55 bis 60 Minuten betragen.
„Harry & Meghan“ fängt stark an – „Unser letzter Verstoß“
Drei Stunden voller brisanter Enthüllungen, unveröffentlichter Aufnahmen und unbequemen Wahrheiten über das Königshaus: Das ist, worauf ich mich bei „Harry & Meghan“ gefreut hatte. Als ich um Punkt 9 Uhr morgens auf den „Play“-Button drücke, steigt meine Spannung ins Unermessliche. „Die Mitglieder der königlichen Familie lehnten es ab, den Inhalt dieser Serie zu kommentieren“, heißt es in weißen Buchstaben auf schwarzem Hintergrund.
Dann ertönt melancholische Klaviermusik. Plötzlich meldet sich Prinz Harry in einem augenscheinlich selbst gefilmten Handy-Video zu Wort: „Wir haben gerade zwei Wochen hinter uns. Unser letzter Vorstoß, unsere letzte Etappe mit königlichen Verpflichtungen. Es ist wirklich schwer, jetzt darauf zurückzublicken und zu sagen: ‚Was um alles in der Welt ist passiert?'“ Kurz danach meldet sich auch Meghan Markle mit Tränen in den Augen zu Wort: „Ich möchte einfach nur auf die andere Seite von all dem kommen.“
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Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass mich in den nächsten 50 Minuten ungeschönte Erzählungen aus dem Leben der Royals-Aussteiger erwarten. Was ist wirklich hinter den Palastmauern geschehen? Warum hat es die Öffentlichkeit nicht erfahren dürfen? Wie ist der Streit zwischen ihnen und William und Kate entfacht? Doch all meine Fragen bleiben unbeantwortet.
„Harry & Meghan“ gleicht einem Meghan-Markle-Biopic
Stattdessen erweckt „Harry & Meghan“ eher den Eindruck einer Homestory à la „Sarah & Marc in Love“ (eine deutsche Doku-Soap über das Eheleben der Musiker Sarah Connor und Marc Terenzi aus dem Jahr 2005). In Folge 1 erfahre ich so gut wie nichts über das Drama der Royals. Harry und Meghan erzählen hingegen munter von ihrem Kennlernen und den ersten Dates.
In Folge 2 dreht sich alles um die Lebensgeschichte der US-Amerikanerin. Der Beitrag zu ihrer Kindheit und Schulzeit erinnert an eine 0-8-15-Reportage, die es so auch bei jedem anderen Medium zu sehen gibt. Besonders exklusiv wirken die Einblicke in das Leben der umstrittenen Herzogin von Sussex nicht. Tatsächlich scheint es den Produzenten eher darum zu gehen, Meghan so beliebt und volksnah wie möglich darzustellen.
In Folge 3 kommen wir dem eigentlichen Inhalt schon näher. Meghan Markle offenbart, welche Anweisungen sie vom Palast erhalten hat, bevor sie im November 2017 ihr berühmtes Verlobungs-Interview mit Prinz Harry gibt. „Man hat uns nicht erlaubt, unsere Geschichte zu erzählen, weil sie es nicht wollten“, behauptet die 41-Jährige. Doch schon im nächsten Schnitt wird meine Begeisterung wieder getrübt.
Statt Bildern von Kate, William, Charles und der Queen blendet Netflix Animationen zum Thema Rassismus und Sklaverei ein, die mir wie eine arte-Dokumentation vorkommen. Die Botschaft ist klar: Meghan Markle ist als Mitglied der Königsfamilie zum Opfer von Rassismus geworden. Das ist niemals zu entschuldigen. Doch benötigt es dafür wirklich Schwarz-Weiß-Bilder aus der Mitte des 20. Jahrhunderts? Am Ende der dritten Folge wird erneut das Zerwürfnis zwischen Meghan und ihrem Vater Thomas Markle ausgerollt. Als hätten die Fans das Geschehen nicht in Echtzeit über die vergangenen vier Jahre mitverfolgt.
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Der Inhalt der ersten drei „Harry & Meghan“-Folgen dürfte daher nicht nur bei mir für ein enttäuschtes Gesicht und Kritik sorgen. Immerhin ist die Miniserie mit einer Nahaufnahme von Kate Middletons zornigem Gesicht beworben worden. Wir dürfen also gespannt bleiben, ob die letzten drei Folgen, die am 15. Dezember bei Netflix erscheinen, tiefer in diese Materie eintauchen werden.