Etwas fehlt in Duisburg – etwas Wichtiges, wie ein Experte urteilt. Mustafa Arslan, Geschäftsführer des Suchthilfeverbunds Duisburg, leitet seit zwölf Jahren das Suchthilfezentrum im Norden der Stadt. Das steht seit 2020 in Hamborn, direkt am Rathausvorplatz, wo die Drogenszene besonders aktiv ist.
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Angefangen hat er hier mit drei Drogenberatern, mittlerweile ist sein Team aber deutlich gewachsen. Eine Sache vermisst Herr Arslan allerdings sehr, wie er gegenüber DER WESTEN bedauert…
Duisburg: Suchthilfe fordert Raum
Zu Beginn möchte Arslan gleich ein Vorurteil über den Stadtteil aus dem Weg räumen. „Hier gibt es nicht mehr Klientel als in der Stadtmitte“, bemerkt er während der vergangenen zwei Jahre. Zudem fände er Hamborn viel „lebendiger“ als andere Stadtteile.
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Die Drogensucht ist eine ernstzunehmende „chronische Erkrankung“. Allein im vergangenen Jahr hat es über 30 Drogentote in der Stadt gegeben. Um diese Menschen zu beraten, plädiert der Experte für ein „ganzheitliches“ Angebot. Und das fange schon bei der Präventionsarbeit an.
Hier gibt es neben Drogenberatung und Streetwork auch das Landesprojekt „GeSucht:WohnRaum“ für wohnungslose Suchtkonsumierende. Die Angebote wenden sich ebenso an Jugendliche und Kinder von Suchtkranken. Mittlerweile würden die Angebote „stark in Anspruch genommen“, freut sich Arslan. „Das hätten wir auch nicht gedacht.“ Dennoch fehle ihm ein wichtiger Bestandteil für die Suchthilfe in Duisburg: ein Drogenkonsumraum.
Duisburg hat keinen Drogenkonsumraum
Im Gegensatz zu Essen, Bochum, Dortmund, Düsseldorf und anderen Städten in der Umgebung hat Duisburg keinen sicheren Ort für den Konsum von Drogen bereitgestellt. Der Suchthilfeverbund habe der Stadt bereits ein Konzept vorgelegt. Denn derartige Räume seien wichtig, so Arslan. Der Konsum in einem sicheren, sauberen Raum könne Überdosen vorbeugen und somit Leben retten.
Das hat die Stadt nun offenbar erkannt. Denn nach reichlicher Überzeugungsarbeit haben die Parteien nun „endlich“ einen Antrag für einen Drogenkonsumraum im Sozialausschuss des Rates gestellt. Da ist der Suchthilfeverbund erleichtert. „Der Suchthilfeverbund freut sich, dass mit dem Antrag im Sozialausschuss der Weg zur Einrichtung des ersten Drogenkonsumraumes in Duisburg nun endlich freigegeben ist.“
Suchthilfeverbund fordert mehr von den Kommunen
„Es ist ermüdend“, resigniert der Geschäftsführer des Suchthilfeverbunds. „Man schenkt uns nichts, aber wir müssen immer Überzeugungsarbeit leisten.“ Für ihn stecke die Suchthilfe in Duisburg „noch in den Kinderschuhen“. Der Auftrag zur Suchtprävention und -beratung komme von der Stadt, aber den Kommunen stehe es offen, diese Pflichtaufgabe in einem selbst gewählten Umfang zu bewältigen.
Das sei viel zu undurchsichtig. „Wir brauchen ein vernünftiges Suchthilfekonzept“, wünscht sich Arslan. Er vermisst eine sachliche Diskussion über das nicht nur politische, sondern auch gesundheitliche Thema.
Mehr Geld für die Suchthilfe
Natürlich wären auch die Finanzen ein Problem. „Wir bekommen immer noch den gleichen Sachkostenzuschuss trotz gewachsenem Team“, beschwert sich Herr Arslan. Faktisch wäre das – auch in Anbetracht der aktuellen Inflationsrate – sogar weniger als noch vor zwei Jahren. Zehn Prozent des Zuschusses möchte der Geschäftsführer in die Weiterbildung seiner Mitarbeitenden investieren. „Da lege ich viel wert drauf.“ Doch mit den aktuellen Geldern sei das nun ein „utopisches“ Unterfangen.
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„Die Wertschätzung unserer Arbeit findet kaum statt“, bedauert Arslan. Und zu der gehöre nun mal auch eine ausreichende Finanzierung. „Da geht die Motivation manchmal flöten.“ Trotzdem würden er und die Suchtberater wie Streetworker sich stets um die „Wertschätzung gegenüber ihren Klienten“ bemühen.