Jeder Verbraucher kennt es mittlerweile in auswendig. „Leider derzeit nicht lieferbar“ steht bei vielen Supermärkten und Discountern in NRW und dem Rest Deutschland vor leeren Regalen.
Doch jetzt könnte die Versorgungslage wirklich ernst werden. Denn statt nur auf Cola und Knabbereien wird es jetzt auch bei wichtigen Medikamenten knapp. Apotheker aus NRW schlagen bereits Alarm!
NRW: Lieferengpässe bei verschiedenen Medikamenten
Nordrhein-Westfalens Apotheken beklagen anhaltende Lieferengpässe bei einer Reihe von Medikamenten. Darunter sind Fiebersäfte für Kinder, Magensäureblocker, Hustensäfte und Blutdruckmittel. Die Probleme hätten in den vergangenen Monaten zugenommen, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, in Düsseldorf. „Die Lage ist schlimm.“
Mit Blick auf 2023 sagt er: „Wir erwarten eine Steigerung der Lieferdefizite.“ Ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sprach von einer „großen Herausforderung“, die man angesichts der Engpässe habe, und die auf absehbare Zeit bestehen bleiben werde.
Produktion in Asien wird zum Problem
Die ABDA begründet die angespannte Lage mit dem „enormen Kostendruck im Gesundheitswesen“. Um Geld zu sparen, setzten Hersteller auf eine Produktion in Asien, sagte ein Sprecher. Falle dort eine Charge aus oder der Schiffstransport verspäte sich, habe das Folgen für das hiesige Angebot.
Der Apothekerverband Westfalen-Lippe teilte mit, dass derzeit auch bei Hustenmitteln mit Codein, Antieleptika, mehreren Antibiotika und starken Schmerzmitteln Lieferengpässe bestehen. Auch das Internet spiele eine Rolle: Eine Sprecherin des Verbandes berichtet, dass das bei Durchfallerkrankungen geeignete Mittel Elotrans in sozialen Medien als angebliches Anti-Kater-Mittel beworben werde. Ergebnis: Auch hier gibt es den Angaben zufolge Engpässe. Das sei „äußerst bedenklich“.
NRW: Apotheker fordern Produktion auch in der EU
Was also tun? Der Apothekerverband Westfalen-Lippe fordert: „Um Lieferengpässe in den Griff zu bekommen, muss die Produktion von Wirkstoffen und Arzneimitteln unter hohen Umweltschutz- und Sozialstandards wieder verstärkt in der EU stattfinden.“
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) führt derzeit etwa 300 Meldungen zu Lieferengpässen auf – bei rund 100.000 zugelassenen Arzneimitteln in Deutschland. Die Behörde weist aber darauf hin, dass es für viele knappen Medikamente eine Reihe wirkstoffgleicher Nachahmerarzneien gebe. Ein Lieferengpass müsse nicht gleichzeitig ein Versorgungsengpass sein. (mit dpa)