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Bürgergeld: „Zu faul“! Bestseller-Autor teilt gegen Bezieher aus – jetzt rudert er zurück

Das Bürgergeld soll Hartz 4 ersetzen. Finanzexperte Mario Lochner erntet eine Welle der Empörung für einen Tweet. Nun verteidigt er sich.

lochner
© privat

Bürgergeld, Aktienrente und Kindergrundsicherung: Diese Reformen kommen

Wir stellen einige der geplanten Sozial-Reformen der Ampelkoalition vor.

Zum Jahreswechsel sollen Hartz-4-Beziehende das neue Bürgergeld erhalten und damit mehr Möglichkeiten zur Weiterbildung, mehr Geld und weniger Druck vom Jobcenter. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagt über seine geplante Reform: „Es geht darum, dass Menschen, die in Not sind, verlässlich abgesichert werden.“

Die Ampelparteien und die Union haben sich im Streit über das Bürgergeld noch nicht angenähert. Unionspolitiker kritisieren, dass es mit dem Bürgergeld zu wenige Anreize gibt, wieder eine Arbeit aufzunehmen.

Ein Post auf Twitter zum geplanten Bürgergeld hat ein Echo der Empörung ausgelöst. Der Vorwurf: Bürgergeld-Beziehende seien zu faul. So rechtfertigt nun der Urheber des Tweets, Mario Lochner, seine Äußerung auf Anfrage unserer Redaktion.

„Was ist eigentlich das Bürgergeld?“ – Mario Lochner weiß die Antwort

Der Finanzblogger und „Spiegel“-Bestseller-Autor, Mario Lochner, polarisiert mit einem Tweet zum Bürgergeld. Er vergleicht Menschen, die Hartz 4 oder bald das Bürgergeld beziehen, mit faulen Kindern, die anderen die Süßigkeiten an Halloween klauen.

„Das war eigentlich nur ein blöder Witz, angelehnt an ein Meme, was wirklich schon uralt ist“, verteidigt sich der Finanzblogger. Aber ein Witz, hinter dem natürlich eine Botschaft stecke, so Lochner. Dass Bürgergeld-Empfänger faul seien, sei nicht seine Botschaft gewesen.

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„Es geht nicht darum, den Ärmeren, den Hartz-4-Empfängern was wegzunehmen, es geht darum zu überlegen, wie man dafür sorgt, dass diejenigen, die arbeiten und nicht viel verdienen, mehr haben“, betont der Autor. Das werde auf Twitter viel zu verkürzt dargestellt.

Tweet löst Wut und Empörung aus

Kritik und Empörung hat das Posting nicht zu knapp auf sich gezogen. Auch der ehemalige SPD- und DIE-PARTEI-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow meldete sich kritisch zu Wort.

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„Heutzutage muss man leider erst mal polemisieren, um Aufmerksamkeit zu kriegen“, macht Lochner deutlich. Mit dem Echo der Kritik habe er aber gerechnet. „Es ist auch ein kleiner Erfolg, dass man dadurch zu einer sachlicheren Diskussion kommt, weg von diesen Stereotypen“, zeigt sich der Autor überzeugt.

In einem weiteren Tweet schreibt Lochner: „Es darf nicht sein, dass Menschen, die arbeiten, weniger verdienen als Menschen, die nicht arbeiten.“ Das sei kein „Treten nach unten“, sondern „gesunder Menschenverstand“. Der Finanzblogger habe in keinem Tweet gefordert, dass die Leute weniger kriegen sollen, vor allem nicht bei der aktuellen Inflation.

Lochner spricht in seinen Tweets vor allem Menschen an, die hart arbeiten und wenig verdienen. „Wenn solche Leute dann Schlagzeilen lesen wie ’nicht arbeiten lohnt sich mehr‘, dann kann ich verstehen, dass solche Menschen Frust haben.“

„Ich habe nichts gegen das Bürgergeld“

Die Hartz-4-Nachfolge Bürgergeld soll höhere Regelsätze von bis zu 502 Euro monatlich bereithalten. Für Lochner sei das logisch, auch angesichts der Inflation. „Ich finde das Bürgergeld gerecht, ich habe nichts gegen das Bürgergeld“, stellt Lochner klar.

Seine Kritik zielt vielmehr darauf ab: „Wenn ich das Bürgergeld erhöhe, muss ich schauen, dass alle gewinnen, dass es allen besser geht.“ Dass man Gruppen gegeneinander ausspielt, sei laut Lochner „Irsinn“.

Gibt es eine bessere Lösung? „Natürlich sind höhere Löhne grundsätzlich wünschenswert“, betont Lochner. Das Problem aber sei, dass das auch nach hinten losgehen könnte. „Manche Jobs könnten sich nicht mehr lohnen, Arbeitsplätze könnten verloren gehen.“ Der Finanzblogger schlägt vor allem das vor: „Mehr Bürgergeld und weniger Steuern für Leute, die wenig verdienen und hart arbeiten.“

Das Problem ist allerdings laut Lochner, dass immer gesagt wird, es sei kein Geld für eine Bürgergeld-Erhöhung und kein Geld für eine leichte Steuerentlastung da. „Ich glaube man hätte sehr viele Einsparmöglichkeiten“, betont Lochner.

Inflation und Energiekrise: „Zumindest ist Druck auf dem Kessel“

Alles wird teurer, vor allem Lebensmittel- und Energiepreise schnellen in die Höhe. Wie wird die wirtschaftliche Lage in Zukunft sein? Der Finanzblogger betont: „Ich glaube, die Stimmung in den letzten Monaten war schlechter als die tatsächliche Lage.“

Lochner sei kein klassischer Pessimist. „Mit ein bisschen Glück könnte es auch zu einer Aufbruchstimmung kommen.“ Konkret denkt Lochner da an erneuerbare Energien, Innovationen und Unabhängigkeiten im Energiebereich für Deutschland.


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Die Frage sei aber, wie die Politiker das hinbekommen. „Zumindest ist jetzt Druck auf dem Kessel, was nicht schadet“, meint er. Die Krise könne einige Dinge beschleunigen. „Ich hoffe, man wird jetzt zum Glück gezwungen“, so der Finanzblogger.