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Ukraine: Angriff auf Stromversorgung hat auch große Auswirkungen auf Deutschland

Die russische Armee verübt gezielte Angriffe auf Elektrizitätswerke in der Ukraine. Die Destabilisierung der Stromversorgung hat auch Auswirkungen für Deutschland.

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angriff Foto: IMAGO / NurPhoto

Die russische Armee verübt nun schon seit mehreren Tagen gezielte Angriffe auf Elektrizitätswerke in der Ukraine. Die Folge: Die Stromversorgung für Millionen Ukrainer ist unterbrochen oder gar ganz zerstört.

„Energieanlagen sind das Hauptziel der Terroristen“, betont Wolodymyr Selenskyj. Der ukrainische Präsident bittet die Bürgerinnen und Bürger: „Deshalb seid überall im Land bitte noch sorgsamer und sparsamer mit eurem Stromverbrauch.“

Was verheerende Auswirkungen auf die Ukraine hat, kann auch Konsequenzen für Deutschland haben.

Ukraine: „30 Prozent der Kraftwerke zerstört“

Nach Angaben der ukrainischen Regierung habe Russland seit dem 10. Oktober mehr als 300 Angriffe auf Energieanlagen gestartet. Die Angriffe kommen aus der Luft: mit Raketen und Drohnen werden Kraftwerke und Stromnetze attackiert. Das perfide Ziel dahinter: die Energieversorgung der Ukrainer zu zerstören.

Selenskyj bezeichnet diese Attacken auf seinem Twitter-Kanal als „eine andere Art russischer Terroranschläge“. Weiter macht er deutlich: „Seit dem 10. Oktober sind 30 % der ukrainischen Kraftwerke zerstört worden, was zu massiven Stromausfällen im ganzen Land geführt hat.“ Es sei kein Platz mehr für Verhandlungen mit Putins Regime.

Konkret beschädigt oder komplett zerstört sind Kraftwerke, Umspannwerke, Übertragungsnetze, Leitungen und Infrastrukturgebäude. Der Leiter des staatlichen Energieunternehmens Ukrenergo, Wolodymyr Kudryzkyj, bringt ins Spiel: „Niemand in Europa hat bisher so etwas bewältigt, was wir in diesem Krieg leisten müssen. Niemand hat bisher solch große Zerstörungen erfahren. Unsere Arbeiter sind rund um die Uhr im Einsatz, um die Netze so schnell wie möglich zu reparieren und alle Verbraucher mit Strom zu versorgen.“ Weiter mahnt das Energieunternehmen, dass der Aggressor sich bewusst Stellen vornehme, wo er größten Schaden anrichten kann, damit möglichst viele Ukrainer im Dunkeln und Kalten sitzen.

Russische Angriffe: Was kann die Ukraine tun?

Doch was kann die Ukraine gegen diese Attacken unternehmen? Zunächst werde mit Hochdruck an der Reparatur der getroffenen Anlagen gearbeitet. Außerdem wird die Bevölkerung dazu aufgerufen, Strom zu sparen – vor allem, zwischen 7 und 23 Uhr. So sollen in dieser Zeit auch keine Elektrogeräte, die viel Energie benötigen, benutzt werden. Wäsche waschen oder kochen solle man demnach im besten Falle erst nach 23 Uhr.

„Dies wird helfen, die Stabilität des Energiesystems wiederherzustellen und aufrechtzuerhalten, das die Russen zerstören wollen“, betont Energieminister Herman Haluschtschenko. Der Stromverbrauch müsse insgesamt um 25 Prozent reduziert werden, meint Denys Schmyhal, ukrainischer Ministerpräsident.

Und trotzdem: „Fast jeden Tag fällt der Strom aus. Oft müssen wir zwei, vier oder sechs Stunden ohne Wasser auskommen“, sorgt sich Andryi Ovcharenko, ukrainischer Bürger, in der „tagesschau“.

Auswirkungen auf EU und Deutschland

Um das eigene System zu stabilisieren und die Stromversorgung besser gewährleisten zu können, stoppte die Ukraine die Stromexporte an europäische Länder. „Es war der Stromexport aus der Ukraine, der Europa half, den Verbrauch russischer Energieressourcen zu reduzieren. Deshalb zerstört Russland nun unser Energiesystem und verhindert so die Möglichkeit, Strom aus der Ukraine zu exportieren“, erläutert Haluschtschenko.

Neben dem Exportstopp von Strom an Europa, gibt es noch weitere Auswirkungen auf Deutschland. Schmyhal hat aufgrund der russischen Angriffe vor einer großen Zahl an Flüchtlingen gewarnt. „Wenn es in der Ukraine keinen Strom, keine Heizung, kein Wasser mehr gibt, kann das einen neuen Migrationstsunami auslösen“, warnte der Ministerpräsident in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.


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Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnte die Zahl der neuen Geflüchteten aus der Ukraine in Polen 500.000 bis 750.000 betragen. Davon könnte die Hälfte in andere europäische Länder weiterziehen.