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Weihnachtsbotschaften von Ruhrbischof und Superintendent

Weihnachtsbotschaften von Ruhrbischof und Superintendent

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Foto: Kai Kitschenberg
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck erinnert in seiner Weihnachtsbotschaft an den Missbrauchsskandal im Bistum Limburg, aber auch an Bildungsverlierer. Er prangert an: „Die Armut schreit zum Himmel“. Superintendent Irmenfried Mundt stellt Liebe, Güte und Schönheit in den Mittelpunkt seiner Botschaft.

Essen. 

Das eigene Leben an einem neuen Maß von Bescheidenheit zu messen und die eigenen Ansprüche herunterzuschrauben, dazu ruft Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck in seiner Weihnachtsbotschaft auf. Irmenfried Mundt, Superintendent der Evangelischen Kirche, stellt den Dreiklang von Liebe, Güte und Schönheit in den Mittelpunkt seines Wortes zum Weihnachtsfest und zum bevorstehenden Jahreswechsel.

Das Geheimnis des Weihnachtsfestes sei „Gott in der Armut der Krippe“, betont Ruhrbischof Overbeck. Das Leben Jesu habe mit seiner Geburt in Armut begonnen und in der „Armut des Kreuzes“ sein Ende gefunden. „Das Weihnachtsfest spricht aus, worum es Gott für uns Menschen geht: um den Weg Gottes als Hinwendung zu den Armen.“

In der heutigen hochkomplexen Gesellschaft gebe es „viele unnötige Ansprüche“. Der Maßstab müsse ein „Wachstum in Gerechtigkeit“ sein, das mehr sei als ein Wirtschaftswachstum, zitiert der Bischof Papst Franziskus. „In unserer Region beschäftigt viele, so auch mich und unser Bistum, die konkrete Armut von Menschen, mit denen wir zusammenleben“, betont Overbeck.

Verlierer des Bildungssystems – „Die Armut schreit zum Himmel“

Er erinnert an Familien, an alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern und an Jugendliche, die zu den Bildungsverlierern gehören, an die Flüchtlinge und an die wachsende Zahl alleinstehender alter Menschen. „Sie alle gehören zu den Verlierern unseres Lebenssystems. Ihre Armut schreit zum Himmel“, so der Bischof.

Wenn er auf die schwierigen wirtschaftlichen Entwicklungen in der Region aufmerksam gemacht habe, sei dies aus Sorge um die Menschen geschehen, aus Sorge um ein Leben in Würde. Auch hier zeigten sich Formen von Armut wie etwa die trotz guter Konjunktur nach wie vor zu hohe Arbeitslosigkeit.

„Menschen werden Opfer eines Systems, das lernen muss, umzukehren, alte Gewohnheiten der Machtverteilung und Klientelwirtschaft aufzugeben, sich neu über gewohnte Grenzen hinweg zusammenzuschließen und in das zu investieren, was Zukunft hat“, betont Overbeck. Eine solche öffentlich wahrgenommene Verantwortung könne helfen, „den Gesichtern der Armut, die in unseren Städten oft so traurig, orientierungs- und hilflos auf uns blicken, neue Zuversicht und Kraft zu schenken“.

Ruhrbischof Overbeck erinnert an den Missbrauchsskandal

Auch die Katholiken lernten neu, im weitesten Sinne „arm“ zu sein. Overbeck erinnert an den Missbrauchsskandal. Die aktuellen Ereignisse im Bistum Limburg hätten die Frage hervorgebracht: Wovon lebt die Kirche und wofür? Unbestreitbar werde viel Gutes getan.„Es gibt in unserem Bistum und auf unserer Welt, viele Menschen, die wach sind für die Armutsformen unserer Zeit, die um des Helfens willen Zeit und Kraft, Geld und Phantasie, Gebet und Einsatz zeigen und opfern“, unterstreicht der Bischof. „Dafür danke ich von Herzen.“

Superintendent Irmenfried Mundt fragt: „Wie kommt es eigentlich, dass wir Weihnachten feiern, obwohl die Welt so ist wie sie ist? Warum feiern wir, trotz aller Schrecklichkeiten, trotz schreiender Ungerechtigkeit?“ Die Weihnachtsbotschaft verbinde Liebe, Güte, Schönheit – und die Welt, wie sie ist, so der Superintendent.

„Die Welt, dein Leben und die Liebe Gottes – das ist nicht zu trennen, das geht nur zusammen in diesem Einen, in diesem Menschensohn. In ihm siehst du Gott in der Welt. Das Licht in der Finsternis. Das glauben wir Christen.“ Seit Bethlehem gelte: Gott auch im Leiden, auch in der Dunkelheit. „Mögen wir das mit hinein nehmen können in unser Lebensgespräch im neuen Jahr.“