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Die Oase Unperfekt: Der Name ist Programm

Die Oase Unperfekt: Der Name ist Programm

Die Antwort auf Gartenzwerge, Bierbäuche, gerade Hecken, exakte Vorschriften und Spießigkeit heißt: Urban Gardening. Eine neue „Gartenbewegung“ ist da in den letzten Jahren entstanden. Unter Urban Gardening versteht man die neuen Formen gemeinschaftlichen Gärtnerns mitten in der Stadt. Der größte Unterschied zu den traditionellen Kleingärten liegt darin, dass die meist jungen Gärtner sich nicht in ein privates Refugium zurückziehen, sondern bewusst „eine andere Stadt pflanzen“ wollen. Brachflächen, Parkgaragendächer und andere vernachlässigte Orte werden in eigener Regie in grüne, lebensfreundliche Umgebungen verwandelt.

Der Garten ist nicht nur ein Ort der Selbstversorgung mit Obst und Gemüse, sondern auch des Lernens und der Kommunikation, etwa mit den Stadtplanern oder der Nachbarschaft. In vielen Städten gibt es Projekte solcher Art, seien es Neu-Land Köln, Gartendeck Hamburg, Prinzessinnengarten Berlin oder die Münchener Variante „o’pflanzt is!“. Die Ideen der Verantwortlichen, die dahinter stecken, sind kreativ und vielseitig.

So auch in Mülheim: Die Oase Unperfekt ist ein ökologischer Gemeinschaftsgarten in Styrum. Familien, Einzelpersonen und Institutionen pachten hier für einen kleinen Jahresbeitrag eine eigene Parzelle und bauen Gemüse an. Dieser Garten soll für die Bewohner des Stadtteils ein Ort der Erholung, des Experimentierens und der Entspannung in der Natur sein. „Eine grüne Oase in städtischer Umgebung, in der nicht immer alles perfekt sein muss“, erklärt Initiator Dr. Michael Maas. Es gehe vor allem um das nachbarschaftliche Miteinander oder das gemeinsame Lernen.

„Wir sehen es als einen Ort der kulturellen und generationenübergreifenden Vielfalt“, ergänzt Maas. Auf rund 2200 Quadratmetern Fläche gibt es 22 Parzellen mit rund 600 Quadratmetern Nutzfläche. Das ökologische Gärtnern stehe dabei im Fokus. „Wir legen großen Wert auf eine rein biologische Schädlingsbekämpfung. Daher verwenden wir weder Pestizide noch Fungizide“, stellt der ehemalige Stadtteilkoordinator klar. Ertragreich, ein bisschen wild, offen und erholsam – so die Idee des Gemeinschaftsgartens.

Eine Brachfläche an der Oberhausener Straße sollte zu einer kleinen grünen Oase für die Bewohner im Stadtteil werden, aber in der musste keineswegs alles perfekt sein. Maas stieß im März 2014 Jahr das Urban- Gardening-Projekt an. Er hatte die Idee entwickelt, dass aus dem Brachland an der Oberhausener Straße (nördlich der A 40) Gartenland werden könnte. Im Spätherbst 2014 trafen sich die zukünftigen Gärtner zu einem ersten „Hau-Rein-Tag“. Die Parzellen wurden abgesteckt. Mit Spaten bewaffnet, machten sich Eltern, Kinder, Pächter und Freunde an die Urbarmachung des Geländes. Einen wertvollen Beitrag leistete auch eine Gruppe der Grundschule Styrum. In den Randbereichen fanden die Kinder so viel Abfall, dass damit drei Müllsäcke gefüllt werden konnten.

Im Mai 2015 wurde die Oase Unperfekt offiziell eröffnet. „Gemeinsamkeit ist das, was die Gärtner verbindet. Die Ernte wird regelmäßig gemeinsam verköstigt. Picknicks machen richtig Laune“, erläutert Maas. Und darin liege in seinen Augen der Unterschied zum traditionellen Kleingartenverein, den er aber keinesfalls schlecht reden wolle. Das Projekt spricht die ganze Familie an. So steht für die Kleinen auch eine Spielfläche zur Verfügung.

Auch pädagogische Arbeit spielt eine Rolle. Bislang bewirtschaften schon drei Institutionen, der Styrumer Treff, das Familienzentrum Karlchen und die Gemeinschaftsgrundschule Styrum, eine Parzelle im Garten. „Der Garten soll zu einem kulturellen, sozialen und generationenübergreifenden Austausch im Stadtteil sowie zu ökologischer Bildung beitragen“, erklärt Maas.

Zurzeit sind alle Parzellen verpachtet. Wer möchte, kann aber gerne beim gemeinschaftlichen Gärtnern auf der 60 Quadratmeter großen Allmendefläche mitmachen. Bei gutem Wetter treffen sich die urbanen Gärtner samstags von 14 bis 16 Uhr. Adresse: Ecke Oberhausener Straße / Autobahn A40, Info auf www.oase-unperfekt.de. Träger des Gemeinschaftsgartens Oase Unperfekt ist die Mülheimer Initiative für Klimaschutz. Die Koordination des Gartens erfolgt durch das Bildungsnetzwerk Styrum.