Eine Gelsenkirchener Lehrerin beschwert sich über „rüde Kontrolleure“ der Stoag. Fünf Kinder kassieren Bußgelder wegen Schwarzfahrens – trotz Ticket.
Oberhausen.
Die Gymnasial-Lehrerin ist sauer. Fünf ihrer Schüler hatten auf einem Klassenausflug nach Oberhausen ein Bußgeld wegen Schwarzfahrens kassiert. Die Pädagogin beschwert sich: „Das war völlig ungerechtfertigt.“
Zwei Lehrerinnen und 22 Schülern der achten Klasse hatten einen zunächst unbeschwerten Ausflug zum Centro gemacht. „Wir haben uns im Kino einen englischsprachigen Film angesehen.“ Auf dem Rückweg nutzte die Klasse die Busverbindung von der Neuen Mitte in Richtung Hauptbahnhof.
Stoag-Sprecherin Sabine Müller stellt sich hinter ihre Kontrolleure: „Zwei der Schülerinnen ohne gültigen Fahrausweis haben im hinteren Teil des Busses gesessen. Drei weitere Schüler standen in der Mitte, es war von keinem die Absicht einer Entwertung bei Kontrollbeginn erkennbar.“ Beide Prüfer seien deeskalierend ausgebildet und in der Ausübung ihrer Tätigkeit „ruhig und gelassen – bestimmend ja, aber keinesfalls aggressiv“.
Müller weist darauf hin, dass jeder Fahrgast beim Einsteigen einen gültigen Fahrausweis besitzen muss. „Falls nicht, muss er seinen Fahrschein unverzüglich entwerten.“ Die Erfahrungen, die bei einer früheren Klassenfahrt gemacht worden seien, dürften nicht dazu führen, „die verbundweit gültigen Beförderungsbestimmungen außer Kraft zu setzen“. Müller weiter: „Dem Umstand, dass eine Klassenfahrt eine besondere Herausforderung für das Lehrpersonal darstellt, hat die Stoag Rechnung getragen und kulanter Weise den rechtmäßigen Anspruch auf Zahlung des erhöhten Beförderungsentgeltes auf 10 Euro pro Beanstandung reduziert.“
Britta Wirth sieht die Geschichte nach wie vor anders. Sie hat jedenfalls mit den Eltern ihrer Klasse beschlossen, dass die Kinder das Bußgeld nicht zahlen müssen. „Das nehmen wir aus der Klassenkasse.“
Die Kinder hatten von ihren Lehrerinnen die Weisung, sofort in den Bus einzusteigen und sich gegebenenfalls auch auf freie Plätze zu setzen. „Wir sind mit 22 Kindern zwischen 13 und 14 Jahren in einer fremden Stadt unterwegs – da wollten wir auf keinen Fall jemanden verlieren“, erklärt die Pädagogin. Schließlich steckte allen noch das Schreckerlebnis eines früheren Klassenausflugs in den Knochen. Damals hatte sich am Entwerter am Bahnhof eine Schlange gebildet. Die eine Hälfte der Schüler hatte ihre Tickets abgestempelt und war in den gerade ankommenden Bus gestiegen. „Die anderen aber standen noch vor dem Entwerter, als sich die Bustüren plötzlich schlossen und die Kinder alleine an der Haltestelle blieben.“
Genau das wollten die Lehrerinnen diesmal verhindern. Also forderten sie bei der Ankunft des Busses alle Kinder dazu auf einzusteigen. Gleich nach der Abfahrt des Busses sollten sie sich um das Entwerten ihrer Tickets kümmern.
Entschuldigung erwartet
Die meisten hatten das nach wenigen Minuten erledigt. Nur zwei Mädchen nicht, die den ersten Andrang hätten abwarten wollen. Und drei weitere Schüler hätten sich bereits direkt vor dem Entwerter befunden, als die Gruppe kontrolliert worden sei.
„Die drei Kinder vor dem Automaten und die beiden Mädchen sollten trotz unserer Erklärungsversuche ein Bußgeld in Höhe von 40 Euro zahlen“, berichtete die Lehrerin verärgert. Zwar habe die Stoag dieses Bußgeld nach einigem Schriftverkehr nun auf 10 Euro pro Schüler verringert. „Wir halten aber auch das für unberechtigt.“ Es hätten ja alle Kinder ein Ticket dabei gehabt, nur fünf waren aufgrund der langen Schlange im Bus einfach nicht dazu gekommen, sie abzustempeln. Die Pädagogin betont: „Ich hätte eine Entschuldigung von der Stoag erwartet, vor allem, da sich die Kontrolleure derart im Tonfall vergriffen hatten, dass die Mädchen anfingen zu weinen.“