Der geplante Ausstieg aus der Atomenergie verhagelt dem Essener Energiekonzern RWE die Bilanz. Der Nettogewinn sei im ersten Halbjahr 2011 um 39 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro eingebrochen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
Düsseldorf.
Die Atomwende hat beim Energiekonzern RWE für einen Gewinneinbruch gesorgt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei im ersten Halbjahr um 25 Prozent auf 4,622 Milliarden Euro geschrumpft, teilte der Versorger am Dienstag mit. Die Erlöse seien mit 27,457 Milliarden Euro nahezu konstant geblieben. Von Reuters befragte Analysten hatten im Durchschnitt ein Ebitda von 4,685 Milliarden Euro erwartet und den Umsatz auf 27,822 Milliarden Euro taxiert. Bereits am Vortag hatte RWE seine Jahresprognose gesenkt.
„Die Beschlüsse zur Kernenergie führen zu erheblichen Ergebnisbelastungen“, erläuterte Vorstandschef Jürgen Großmann. RWE muss nach der Atomwende auf sein ertragreiches Atomkraftwerke Biblis verzichten. Wegen des Atomausstiegs muss der AKW-Betreiber auch seine Rückstellungen für die Stilllegung und den Rückbau der Kraftwerke erhöhen. Bereits das Mitte März von der Bundesregierung verhängte dreimonatige AKW-Moratorium führte mit dazu, dass die Stromerzeugung im ersten Halbjahr sieben Prozent niedriger ausfiel. Die Nettoschulden kletterten auf rund 30 Milliarden Euro, nachdem sie Ende März bei 27,5 Milliarden Euro gelegen hatten.
Prognosen für 2011 zurückgeschraubt
Das betriebliche Ergebnis schmolz in den ersten sechs Monaten 2011 um 32,6 Prozent auf 3,341 Milliarden Euro. Das für die Dividende entscheidende nachhaltige Nettoergebnis ging sogar um fast 40 Prozent auf 1,667 Milliarden Euro zurück. Bereits am Vortag hatte RWE seine Prognose für 2011 gesenkt. Der Versorger erwartet nun unter anderem einen Rückgang des Ebitda um 20 statt bislang 15 Prozent. Auch die Prognose für das betriebliche Ergebnis und das nachhaltige Nettoergebnis fällt niedriger aus. Die Ziele für 2013 hatte RWE angehoben.
Am Montag hatte der Aufsichtsrat den Niederländer Peter Terium zum Nachfolger Großmanns mit Wirkung zum 1. Juli kommenden Jahres bestellt. Großmann selbst will vorher noch klar Schiff machen. RWE hat zusätzliche Beteiligungsverkäufe angekündigt und will zudem mit einer Kapitalerhöhung und dem Verkauf eigener Aktien den hohen Schuldenstand abbauen sowie Mittel für neues Wachstum generieren. Großmann will bis Ende 2013 durch Beteiligungsverkäufe bis zu elf Milliarden Euro einnehmen. Er stellt dabei die Öl- und Gasfördertochter RWE Dea sowie Kohle- und Gaskraftwerke zur Disposition. (rtr/dapd)