München. Der jahrelange Gerichtsstreit zwischen dem früheren Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer und dem Medienunternehmer Leo Kirch geht in eine neue Runde: Breuer steht offenbar eine Anklage wegen Falschaussage ins Haus. Kirch macht Breuer für die Pleite seines Medienkonzerns verantwortlich.
Der frühere Vorstands- und Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, ist wegen versuchten Prozessbetrugs angeklagt worden. Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, in einem Prozess gegen den Medienunternehmer Leo Kirch gelogen zu haben. Die Deutsche Bank wies den Vorwurf am Mittwoch als unbegründet zurück.
Kirch hatte Breuer und die Deutsche Bank wegen Bruch des Bankgeheimnisses für die Pleite seines Medienkonzerns im April 2002 verantwortlich gemacht und auf über drei Milliarden Euro Schadenersatz verklagt. Dabei ging es vor allem um ein Interview Breuers vom Februar 2002, in dem er über Kirch gesagt hatte: «Was man alles lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder sogar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.» Vor dem Oberlandesgericht München hatte Breuer im November 2003 gesagt, er habe sich bei dieser Aussage nur auf Medienberichte gestützt. Kirchs Kreditakten oder Interna habe er damals nicht gekannt.
Die Münchner Staatsanwaltschaft wollte sich zu der Anklage nicht äußern. Nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» wirft sie Breuer aber vor, dass er die Kreditakte Kirch sehr wohl gekannt habe: Eine Anfrage der Bankenaufsicht zum Kreditengagement bei Kirch habe er handschriftlich abgezeichnet, an den fraglichen Sitzungen des Kreditausschusses habe er teilgenommen.
Überholte Kenntnisse
Die Deutsche Bank stellte sich vor Breuer. «Die von Herrn Dr. Kirch erhobenen und von der Staatsanwaltschaft München aufgegriffenen Vorwürfe halten wir für unbegründet. Dies ist nur ein weiterer Versuch der Anwälte von Herrn Dr. Kirch, von dessen eigener Verantwortung für sein Scheitern abzulenken», sagte Banksprecher Detlev Rahmsdorf.
Breuers Anwalt Sven Thomas sagte der «Frankfurter Allgemeinen»: «Die Anklage stützt sich ausschließlich auf Vermutungen». Breuers interne Kenntnisse seien zum Zeitpunkt des Interviews gar nicht mehr aktuell gewesen. (ap)