Wenn Wirtschaftsförderung auf Wutbürger trifft: Dortmund baut im Hafen ein Container-Terminal, das eine Job-Maschine sein soll. Es sorgt aber auch für viel Ärger – sogar bei den Grünen, die eigentlich für den Container-Verkehr sind.
Dortmund.
Ein Container-Terminal braucht viel Platz, einen großen Kran und eine gute Anbindung an Straßen, Schienen und Wasserwege. Nichts Weltbewegendes also für all die Güter, die in der Welt bewegt werden wollen, und, wie man meinen könnte, in unserer Region mit den vielen Industriebrachen ausreichend verfügbar. Was man aber auch benötigt, ist viel Zeit und Überzeugungskraft. Denn obwohl Logistik besonders im Ruhrgebiet als Jobmotor geschätzt wird, hapert es oft mit der Akzeptanz vor Ort. Die Branche stößt zunehmend auf Skepsis.
In Dortmund kann man ein Lied davon singen. Die großen Logistikunternehmen warten schon seit Jahren auf den Neubau einer dringend benötigten Container-Anlage, die auch die großen Terminals im Duisburger Hafen entlasten würde. Immerhin: Anfang September erfolgte der erste Spatenstich auf einer 70.000 Quadratmeter großen Fläche, die in einer zweiten Ausbaustufe um weitere 25 000 Quadratmeter erweitert werden kann. In Betrieb gehen wird die neue Anlage auf dem Gelände eines alten Güterbahnhofs 2016.
Terminal platzt aus allen Nähten
Doch seit den ersten Planungen zogen viele Jahre ins Land. Dortmunds Industriehafen platzt schon lange aus allen Nähten, besonders was den Containerumschlag betrifft. Schon 2007 gab es erste Überlegungen, dem vorhandenen Container-Terminal ein zweites zur Seite zu stellen. 180 000 Blechkisten werden hier derzeit pro Jahr verladen, überwiegend zwischen Lkw und Eisenbahn.
Die Kapazitätsgrenze ist längst erreicht. Mit der neuen Anlage soll sich die jährliche Containermenge nahezu verdoppeln. Dortmund würde in die erste Liga der Container-Umschlagplätze aufsteigen. Besonders das benachbarte Europalager des Möbelgiganten Ikea baut auf die neuen Kapazitäten.
640 Brummis am Tag
Für bis zu 150.000 Container ist die neue Anlage ausgelegt. Das 30-Millionen-Euro-Projekt sichere die 5000 Logistik-Arbeitsplätze im Hafen nachhaltig, sagen die Dortmunder Stadtwerke, die die Anlage bauen. Schließlich, so die Planer, wäre da noch die Entlastung für die Umwelt, weil die Container von der Straße verschwinden würden.
Doch als die ersten Pläne für die Container-Anlage durchsickerten, war Menschen wie Ursula Hawighorst-Rüßler nicht zum Jubeln zumute. 150 000 Container im Jahr, das hatte die grüne Lokalpolitikerin schnell umgerechnet, heißt nämlich: 640 Brummis pro Tag. Und die, so Hawighorst-Rüßler und mit ihr viele andere Anwohner, müssen sich auf dem Weg zum neuen Terminal durch den Ortsteil Huckarde quälen. Die Befürchtung der Huckarderin: noch mehr Lärm und Abgase in dem ohnehin durch Lkw-Verkehr stark belasteten Stadtteil. Ein Verkehrsgutachten der Stadtwerke hielt dagegen, der Lkw-Verkehr würde sich verteilen Die Anwohner gaben sich damit nicht zufrieden. Fast 500 Einsprüche gingen bei der Bezirksregierung Arnsberg ein – ohne Erfolg. Doch das Genehmigungsverfahren zog sich in die Länge.
Kräftige Finanzspritze
Der Protest ist bis heute nicht verstummt. In die Feierlichkeiten zum Baustart platzten wütende Huckarder mit Demo-Schildern. Auch Ursula Hawighorst-Rüßler bleibt skeptisch. Die Grüne hält das Gutachten für reine Beschwichtigung. Dabei ist die Umweltpartei im Grundsatz sogar für die Anlage, bringt sie doch Lkw-Verkehr auf die Schiene. Der Containerumschlagplatz entstehe nur an der falschen Stelle.
Die Grünen hätten die Anlage lieber auf einem Gelände der Bahn AG gesehen. Doch mit dem Staatsunternehmen wurde Dortmund nicht handelseinig. „Der Preis war zu hoch“, heißt es bei den Stadtwerken. Um Fördergelder nicht aufs Spiel zu setzen, habe man ausweichen müssen. Immerhin kann sich Dortmund jetzt über eine kräftige Finanzspritze freuen: Drei Viertel der Kosten übernimmt das Eisenbahnbundesamt.