Das müssen Sie zur Insolvenz von Sinn Leffers wissen
Sinn Leffers will im Zuge der Sanierung höchstens drei Filialen schließen. Was bedeutet die Insolvenz außerdem? Fragen und Antworten.
Berlin.
Nach der Zahlungsunfähigkeit der Modekette Sinn Leffers will der Eigentümer die meisten Arbeitsplätze erhalten. Das Hagener Textilunternehmen, das bundesweit 1259 Mitarbeiter beschäftigt, hatte am Montag Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet?
Das Unternehmen schreibt seit Jahren rote Zahlen. Die Textilbranche insgesamt ist seit längerem in Turbulenzen. Der Wettbewerbsdruck durch Billiganbieter und den Online-Handel ist laut Experten sehr groß. Die Kasse klingelt zurzeit vor allem bei Textildiscountern wie Primark und bei ebenfalls eher niedrigpreisigen Ketten wie H&M oder Zara. Der Geschäftsführer von Sinn Leffers, Friedrich Wilhelm Göbel, hofft durch das Insolvenzverfahren unter anderem die Belastung durch hohe Mieten deutlich reduzieren zu können.
Welche Filialen sollen geschlossen werden?
Das ist noch nicht klar. Maximal drei Filialen sollen laut Geschäftsführer Göbel im Zuge der Sanierung dicht machen. Eine Anfrage unserer Redaktion, um welche Filialen es sich dabei handelt, ließ das Unternehmen bisher offen.
Wie viele Filialen hat Sinn Leffers in Deutschland?
Die Modekette hat derzeit bundesweit 22 Filialen und drei Outlets. Sie befinden sich in Aachen, Bielefeld, Bochum (Innenstadt), Bochum (Ruhrpark), Bonn, Dresden, Gelsenkirchen-Buer, Hagen, Hamburg-Harburg, Jena, Kassel, Koblenz, Krefeld, Lüdenscheid, Magdeburg, Mainz, Menden, Mönchengladbach, München-Riem, Münster, Oberhausen, Osnabrück, Trier. Unsere Karte zeigt die Standorte.
Was bedeutet die Insolvenz für die Mitarbeiter?
Einen dramatischen Stellenabbau plant Geschäftsführer Göbel nicht. „Vielleicht können wir sogar alle Mitarbeiter weiterbeschäftigen“, sagte er. Die Löhne und Gehälter der 1259 Mitarbeiter sind in den kommenden drei Monaten durch das Insolvenzgeld gesichert, heißt es seitens des Unternehmens.
Wie geht es weiter?
Das ist noch unklar. Als Insolvenzverwalter hat das Unternehmen den Rechtsanwalt Rolf Weidmann bestellt. Die Geschäftsführung lässt sich zudem von einem Team vom Anwalt Thomas Kluth beraten, dessen Kanzlei bereits bei Insolvenzverfahren bei Jean Pascale, Kenvelo, Mexx und anderen involviert gewesen ist.
Ist die Insolvenz ein Einzelfall in der Branche?
Nein. Der Wettbewerbsdruck durch den Online-Handel und die schnell expandierenden Textildiscounter bringt immer mehr klassische Modehäuser in Turbulenzen. Nach dem Herrenmode-Filialisten Pohland, und der Textilkette Wöhrl, die den selben Eigentümer wie Sinn Leffers hat, ist das Hagener Unternehmen nur ein weiterer Fall. Ferner ringt der angeschlagene schwäbische Modehersteller Strenesse um einen Rettungsplan. Jüngst scheiterte der Verkauf an einen niederländischen Investor. Branchenkenner rechnen damit, dass schon bald weitere Unternehmen in Schwierigkeiten geraten. (les/dpa)