Am Donnerstag diskutieren die Regierungschefs der Euro-Zone über den Schuldenschnitt für Griechenland. Dabei gibt es Alternativen zu diesem radikalen Schritt. Ein Überblick.
Berlin.
An diesem Donnerstag treffen sich die 17 Regierungschefs der Euro-Zone zum Krisengipfel. Am Ende des Tages soll ein zweites, langfristig wirksames Rettungspaket für Griechenland stehen. Damit steigt der Druck auf die deutsche Regierung, eine tragfähige Lösung auszuhandeln.
Immer mehr Experten fordern einen Schuldenschnitt für Griechenland. Anders sei das Problem nicht lösbar. In diese Gruppe gehören Mitglieder des Sachverständigenrats der Bundesregierung ebenso wie Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnte einen Teilerlass bislang ab. Sie fürchtet ein Ende der eigenen Bemühungen krisengeschüttelter Länder, wenn sie auf einen Schuldenschnitt hoffen können. Auch die Bundesbank ist dagegen. Worauf laufen die Diskussionen der Euro-Experten also hinaus? Verschiedene Modelle werden derzeit diskutiert. Eines haben sie gemeinsam: Jedes birgt auch Risiken für die europäischen Steuerzahler.
Griechenland kauft seine Anleihen selbst zurück:
Das Land erhält Geld vom Euro-Rettungsfonds EFSF. Damit erwerben die Griechen an der Börse oder direkt von ihren Gläubigern früher herausgegebene Staatsanleihen. Da die Lage so prekär ist, werden diese Papiere gerade einmal mit der Hälfte ihres Nennwertes gehandelt. Praktisch könnte Athen also für 500 Euro Anleihen im Nennwert von 1000 Euro kaufen und die Schuldenlast bei diesen Titeln halbieren.
Vorteile bringt dieser Weg, weil die privaten Gläubiger, die ihre Anleihen zu niedrigen Preisen abgeben, damit an den Kosten der Umschuldung beteiligt werden. Doch dieser Weg hat einen Haken. Die Griechen bräuchten zusätzliche EFSF-Mittel.
Der Rettungsfonds kauft griechische Anleihen:
Auch die Euro-Retter könnten als Käufer der griechischen Schuldpapiere auftreten und die Anleihen zum derzeit niedrigen Preis am Markt erwerben. Damit sinkt die Schuldenlast Griechenlands, ohne dass die Rating-Agenturen das Vorgehen als Zahlungsausfall bewerten würden. Denn dies hätte nach Meinung vieler Experten kaum kalkulierbare Folgen für das Weltfinanzsystem. Das Risiko der Lösung besteht in einer faktischen Pleite Griechenlands. Dann bliebe die Gemeinschaft der Steuerzahler auf den Ausfällen sitzen.
Die deutsche Lösung:
Die privaten Investoren lassen sich dabei freiwillig auf längere Laufzeiten der griechischen Anleihen ein und beteiligen sich so an den Kosten der Rettung. Die Idee hat den Nachteil, dass die Rating-Agenturen dies als Zahlungsausfall werten könnten.
Schuldenschnitt mit Bonitätsanreiz:
Ein Schuldenschnitt wäre auch denkbar. Dabei tauscht der Rettungsschirm griechische Staatsanleihen zum niedrigen Marktpreis gegen eigene Anleihen zu eben diesem Preis aus. Da der Rettungsschirm von allen Euroländern getragen wird, ist seine Bonität viel besser. Die Gläubiger erhalten also für schlechte Papiere gute Wertanlagen. Das soll ihnen die Verluste schmackhaft machen. Die Frage ist, ob die Banken und Versicherungen freiwillig mitmachen. Das Risiko verlagert sich bei diesem Vorschlag auf jeden Fall auf alle Euroländer.
Die Bankenabgabe:
Inoffiziell wurde auch eine Bankenabgabe ins Gespräch gebracht. Damit würden die Banken an den Krisenkosten beteiligt. Die Idee hat einen Nachteil. Es werden auch Institute betroffen, die gar kein Geschäft mit Griechenland getätigt haben. Die SPD hat einen eigenen Vorschlag: Sie will eine europaweite Finanztransaktionssteuer für Börsengeschäfte einführen und damit die wirtschaftliche Wiederbelebung Griechenlands finanzieren.