Wie aus einem Gutachten des NRW-Umweltministeriums hervorgeht, könnte im Ruhrgebiet der größte Fernwärmeverbund innerhalb der EU entstehen. So könnten allein im Revier bis 2050 bis zu drei Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. NRW-Umweltminister Johannes Remmel verspricht eine finanzielle Unterstützung.
Düsseldorf.
Im Ruhrgebiet könnte bis 2050 der größte Fernwärmeverbund innerhalb der EU entstehen. Vor allem im westlichen Ruhrgebiet zwischen Herne und Duisburg sowie am Niederrhein zwischen Moers, Dinslaken und Voerde könnten noch mehr Bürger mit Abwärme aus Kraftwerken, Müllöfen und Industrieanlagen heizen, wenn Leitungen ausgebaut und vernetzt würden, sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) bei Vorstellung eines Gutachtens des Büros für Energiewirtschaft und technische Planung (BET).
Die Kraft-Wärme-Kopplung sei ein „schlafender Riese“ der Energiewende, mit dem sich allein im Ruhrgebiet bis 2050 bis zu drei Millionen Tonnen des Treibhausgases CO2 einsparen ließen. Die Kosten für den Ausbau des Fernwärmeverbundes sollen sich auf 300 Millionen Euro belaufen. Remmel bezifferte dabei den „Förderbedarf“ durch die öffentliche Hand, etwa aus Subventionstöpfen von Land und EU, auf 50 bis 60 Millionen Euro. Trotz der hohen Startkosten seien für die Haushalte, die Fernwärme nutzen, „wettbewerbsfähige Preise“ zu erwarten, so BET-Wissenschaftler Michael Ritzau.
Hoher logistischer Aufwand
„Der Ball liegt jetzt im Feld der Fernwärme-Unternehmen“, sagte Udo Wichert, Sprecher des Energieeffizienzverbandes AGFW und Geschäftsführer der Steag-Fernwärme. Nahversorger und Kommunen wollen eine Infrastrukturgesellschaft gründen, um Planungssicherheit in rechtlichen, technischen und finanziellen Fragen zu erhalten.
Die Vernetzung bestehender Fernwärmeleitungen mit weiteren Industrieanlagen erfordere einen ebenso hohen logistischen Aufwand wie die Trassenplanung der teilweise oberirdischen Rohre. „Ohne die Akzeptanz von Kommunen und Bürgern geht es nicht“, sagte Steag-Mann Wichert. Für den Essener Energieerzeuger Steag als Fernwärmeprimus wäre ein solcher Ausbau von großem Vorteil. Steag wiederum gehört sieben Stadtwerken aus dem Revier.
„Ökologische Energieversorgung“
„Ich begrüße einen möglichen Verbund vom Grundsatz her absolut, Fernwärme ist eine ökologische Energieversorgung“, sagte Guntram Pehlke, Chef der Dortmunder Stadtwerke AG und Steag-Aufsichtsratschef. Es mache sehr viel Sinn, die Netze der Stadtwerke oder der Steag untereinander zu koppeln. Auch Christof Schifferings, Vorstand der Stadtwerke Duisburg, begrüßt die Gründung einer Projektgesellschaft. Schifferings betonte, dass er sich jedoch in erster Linie den wirtschaftlichen Interessen der Stadtwerke verpflichtet sehe.