Steigende Pensionskosten und sinkende Einnahmen belasten die IHK-Bilanzen. In Bochum gab es sogar Kündigungen.
Essen.
Nein, am Hungertuch nagen die Industrie- und Handelskammern sicher nicht. Dennoch scheinen die Zeiten, in denen die Selbstverwaltungsorganisationen der heimischen Wirtschaft sich dank der Pflichtmitgliedschaft gewerblicher Unternehmen bisher sorgenfrei ihren zahllosen Aufgaben widmen konnten, vorerst vorbei zu sein.
Steigende Pensionsverpflichtungen und überraschend rückläufige Beitragseinnahmen engen bei vielen Kammern die finanziellen Spielräume ein. Ärgerlich aus Sicht der Kammern ist dabei besonders die durch die EU-Geldpolitik verursachte Zinsflaute. Die bringt all diejenigen Unternehmen und Einrichtungen in Zugzwang, die sich zu Ruhestandsleistungen für ausgeschiedene Mitarbeiter verpflichtet haben. Bei den Kammern sind das hauptsächlich Ehemalige, die noch eine Art Beamtenstatus genießen.
Pensionslasten steigen fast überall
Besonders in der Klemme steckt die IHK Mittleres Ruhrgebiet in Bochum. Seit 2007 haben sich bei der auch für Herne, Witten und Hattingen zuständigen Kammer die bilanziellen Pensionsrückstellungen vervierfacht. Das vergangene Geschäftsjahr schloss man außerdem mit einem Minus von einer Million Euro ab.
Für 2015 wurden die Beitragserwartungen um 2,8 Millionen Euro nach unten korrigiert. „Die gute Konjunktur kommt offenbar in manchen IHK-Bezirken nicht bei allen Unternehmen an“, sagte IHK-Sprecher Jörg Linden dieser Zeitung. Auf die schwindenden Einnahmen reagierte die Kammer mit drastischen Maßnahmen: Sechs von rund 80 Mitarbeitern mussten gehen, acht befristete Verträge werden nicht verlängert.
Auch die IHK Dortmund beklagt Beitragsverluste in Höhe von einer Million Euro, konnte ein drohendes Jahresminus 2013 nur durch den beherzten Griff in die Rücklagenkasse abwenden. In der auch für Mülheim und Oberhausen zuständigen Essener Kammer schrieb man 2014 sieben Prozent der Beiträge ab und rechnet im laufenden Jahr mit einem weiteren Rückgang. Gleichzeitig steigen fast überall die Pensionslasten. In Duisburg, zuständig auch für Wesel und Kleve, wuchsen die Rückstellungen in sieben Jahren um zehn Millionen Euro.