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Neue Zeppeline für den Pipelinebau in Kanada

Neue Zeppeline sollen in Kanada Baustellen versorgen

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75 Jahre nach dem „Hindenburg“-Unglück plant ein kanadischer Luftfahrtunternehmer, mit einer neuen Zeppelin-Generation den Frachtverkehr in dem unerschlossenen weiten Land aufzunehmen. Spätestens 2015 sollen die Luftschiffe bis zu 50 Tonnen zu Baustellen bringen, vorzugsweise der Ölindustrie.

Calgary. 

Wenn Stephen Newton über seine geplanten Luftschiffe spricht, muss er oft zunächst ein Missverständnis ausräumen. „Die Fluggeräte haben mit den Zeppelinen von einst kaum noch etwas gemein“, stellt er dann klar. Newton weiß, dass viele Menschen bei Luftschiffen sofort an die Explosion der legendären „Hindenburg“ vor 75 Jahren denken. Solche Katastrophenszenarien aber kann der Manager nicht gebrauchen.

Newton ist Geschäftsentwickler bei „Discovery Air“, der zweitgrößten Fluglinie Kanadas. Die Firma ist auf Transporte im hohen Norden spezialisiert und betreibt Hunderte Flugzeuge und Helikopter. Bald sollen auch große Luftschiffe zur Flotte gehören. Bis zu 45 davon hat die Fluggesellschaft letztes Jahr beim britischen Hersteller „Hybrid Air Vehicles“ geordert. Noch sind sie in der Entwicklung, spätestens 2015 sollen sie ausgeliefert werden.

Die Hybrid-Luftschiffe sind 120 Meter lang, 35 Meter hoch und gelten als neue Generation von Luftschiffen. Wenn alles klappt, sollen sie schon in ein paar Jahren Ölförderanlagen, Pipelines, Baugerät oder Container in die Arktis transportieren. Die sogenannten Fluggeräte sollen bis zu 50 Tonnen Material heben und 5000 Kilometer weit fahren können. Gefüllt sind sie mit unbrennbarem Helium. Für zusätzlichen Auftrieb soll das aerodynamische Design sorgen.

Einsatz auch beim US-Militär zur Luftaufklärung in Afghanistan

Dies ist der jüngste Versuch, Luftschiffe für den Schwertransport zu nutzen. Immer wieder wurde der Technologie der Durchbruch vorhergesagt, immer wieder ist er ausgeblieben. Vor einigen Jahren versuchte sich das deutsche Unternehmen Cargolifter an einer ähnlichen Idee – und scheiterte. Auch der US-Luftfahrtgigant Boeing experimentierte erfolglos.

Jetzt soll es klappen. „Die Luftschiffe sind wie geschaffen für die Arktis“, sagt Newton. Mit etwa 150 Stundenkilometern kommen sie zwar langsamer voran, brauchen aber keine aufwendige Infrastruktur. Zudem sollen sie nur ein Viertel so viel Treibstoff verbrauchen und mit rund 50 Millionen Dollar nur etwa halb so viel kosten wie gängige Herkules-Transportflugzeuge.

Die Entwickler sind optimistisch, weil es neben Discovery Air einen weiteren prominenten Kunden gibt: Die US-Armee hat jüngst für 370 Millionen Euro kleinere Versionen des Luftschiffs bestellt. Sie sollen schon Ende 2012 in Afghanistan zur Aufklärung eingesetzt werden.

„Wegen des Klimawandels haben Luftschiffe in der Arktis eine große Zukunft“, glaubt auch Barry Prentice, Professor für Transportökonomie an der Universität Winnipeg: „Viele kleine Gemeinden sind von der Außenwelt abgeschnitten, weil die Eisstraßen wegschmelzen.“ 70 Prozent Kanadas haben ohnehin keinen Straßen- oder Schienenanschluss. Und seit das Eis schmilzt, konkurrieren immer mehr Firmen um die in der Arktis vermuteten Reichtümer Öl, Gas und Diamanten. Wegen der enormen Entfernungen können viele Lagerstätten bislang nur schwer erreicht werden.