Allein im ersten Halbjahr 2010 registrierte das Bundeskriminalamt bundesweit mehr als 1900 Skimming-Attacken auf 1073 Geldautomaten. Mit geklauten EC-Kartendaten buchen Kriminelle im Ausland Geld ab. Was Banken raten, um das Risiko klein zu halten.
Essen.
Ein kleiner Aufsatz am Kartenschlitz des Geldautomaten oder am EC-Kartenlesegerät an der vollautomatischen Zapfsäule, um den Magnetstreifen auszulesen. Dazu eine Kamera oder eine Tastenfeld-Attrappe, um die PIN zu ermitteln: Schon sind dem Betrug mit EC-Karten Tür und Tor geöffnet. Zuletzt schädigten Unbekannte in einem bundesweit einmaligen Fall 430 Kunden einer Tankstelle in Castrop-Rauxel. Über das Ausland buchten sie 750 000 Euro von den Konten ab.
Skimming – abschöpfen – nennt sich das. Mit den so erlangten Daten werden Kopien der Geldkarten angefertigt. Anschließend heben die Täter im Ausland Geld vom Konto der Opfer ab, denn in außereuropäischen Staaten genügt es, den Magnetstreifen zu fälschen, um an das Geld zu kommen.
Im ersten Halbjahr 2010 registrierte das Bundeskriminalamt bundesweit 1927 Attacken auf 1073 Geldautomaten – 2009 waren es 2058 Angriffe. Die deutschen Banken setzen auf unterschiedliche Strategien, um dem Missbrauch vorzubeugen.
Magnetstreifen wird duch Chip ersetzt
Die Postbank beispielsweise will bis Mitte des Jahres ihre Girokarten mit dem sogenannten VPAY-System ausstatten. Statt eines Magnetstreifens verfügen die Karten dann über einen Chip. Durch die Kombination mit der PIN-Nummer „wird es für die organisierte Kriminalität deutlich schwieriger, illegal abgegriffene Kartendaten betrügerisch einzusetzen“, sagt Postbank-Sprecher Ralf Palm. Allerdings funktioniert dieses System nur innerhalb der EU und in einigen Anrainerstaaten. Außerhalb von Europa wird weiterhin die Magnetstreifen-Technologie eingesetzt.
„Wir empfehlen daher unseren Kunden, ihr Kartenlimit für Auslandsabhebungen auf null Euro zu setzen, wenn sie ihre Karte nicht im Ausland nutzen wollen“, sagt Palm. Vor einem Urlaub könne das Limit jederzeit angepasst werden. Genau umgekehrt verfährt die Deutsche Bank: Hier ist das Auslands-Limit für EC-Karten automatisch auf Null gesetzt, Kunden können es aber kostenfrei jederzeit erhöhen.
Sparkassen raten Kunden zur Sorgfalt
Die Verbraucherzentrale NRW „hat grundsätzlich keine Einwände gegen diese Maßnahmen“, sagt Sprecher Holger Handstein. „Für die Kunden ist es zwar nicht bequem, weil sie immer daran denken müssen, ihr Limit anzupassen. Aber solange noch Magnetstreifen eingesetzt werden, wird es wohl keine andere Lösung geben.“
Die Sparkassen verzichten auf Änderungen des Limits. Sie raten ihren Kunden, sorgfältig mit Karte und PIN umzugehen. „Am besten prägt man sich die Geheimzahl gut ein“, sagt Michaela Roth, Sprecherin des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, „oder verwahrt die Gedächtnisstütze zumindest getrennt von der Karte auf.“ Außerdem sollten die Kunden ihre Kontoauszüge regelmäßig prüfen, ob dort nichtveranlasste Geldbewegungen stattgefunden haben. „Wichtig ist: Im Betrugsfall haften unsere Kunden nicht, das Geld ist also nicht verloren“, erläutert Michaela Roth.
Einen anderen Weg wählen die Volks- und Raiffeisenbanken. Sprecher Steffen Steudel: „Wir empfehlen unseren Banken, dass sie prüfen sollen, ob Kunden nicht besser auf das VPAY-System umsteigen. Durch dieses Verfahren hat sich das Thema Skimming so gut wie erledigt.“ Ähnliches gilt für die Commerzbank, die den Umstieg auf Karten ohne Magnetstreifen derzeit prüft.