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Die deutsche Taxibranche steht vor einem nie dagewesenen Umbruch. Neue Konkurrenten wie die umstrittene US-Onlineplattform Uber, der Mindestlohn und das neue Fiskaltaxameter – gleich mehrfach steht das traditionelle Geschäftsmodell der Beförderungsbetriebe unter Druck. Die 53 000 deutschen Taxifahrer fühlen sich vom zunehmenden Wettbewerb und vom Gesetzgeber geradezu in die Zange genommen.
Wirtschaftsminister Gabrielwirbt für mehr Wettbewerb
Kein Wunder also, dass bei den Taxifahrern die Nerven blank liegen. Uber ist bei seinem Sprung über den Atlantik zwar an die regulatorischen Grenzen des deutschen Beförderungsrechts gestoßen, hat aber nach der Rücknahme der einstweiligen Verfügung durch das Frankfurter Landgericht einen Teilsieg errungen. Bis zur endgültigen juristischen Klärung, ob der US-Anbieter über seine App „Uber-Pop“ auch in Deutschland private Fahrdienste anbieten kann, darf Uber also weiter vermitteln – auch in Düsseldorf.
Dass sich ausgerechnet in dieser Situation Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel per Zeitungsinterview offen für mehr Wettbewerb auf dem Taximarkt ausgesprochen hat, dürfte die Branche dabei kaum als Rückendeckung für sich deuten. Dem Vorsitzenden des NRW-Taxiverbandes, Dieter Zillmann, schwillt angesichts der Entwicklung jedenfalls der Kamm. „Ich bin über 40 Jahre im Geschäft, noch nie ging es uns so schlecht“, entrüstet sich Zillman im Gespräch mit dieser Zeitung.
Regelrecht im Stich gelassen fühle sich die Branche. Das ab 2016 vorgeschriebene sogenannte Fiskal-Taxameter mache Taxifahrern das Leben zusätzlich schwer. Zillmann: „Wir werden zum gläsernen Unternehmer und müssen dafür auch noch draufzahlen.“ Im Vergleich zum herkömmlichen Taxametern koste das mit einem Mikrochip zur umfangreichen Datenerfassung ausgestattete Neugerät bis zu 500 Euro mehr.
Außerdem stelle der ab 2016 verpflichtende Einbau die ganze Branche unter Generalverdacht, viele Fahrten am Fiskus vorbei zu lotsen. An die Decke geht Zillmann auch beim Thema Mindestlohn. „8,50 Euro pro Stunde, das können viele Fahrer nur dann erwirtschaften, wenn sie ihre Fahrgäste stärker zur Kasse bitten“, sagt der Dortmunder. Heißt: Taxifahren wird teurer. Das treibe noch mehr Kunden in die Arme von Uber & Co.
Aber es ist nicht allein der Wettbewerbsdruck, der der Taxibranche schwer zu schaffen macht. Hinzu kommt, dass das Mobilitätsverhalten und die Vorstellung davon, was Mobilität kosten darf, in den letzten Jahren einem grundlegenden Wandel unterlag.
Viele Leute sind bei der Wahl ihrer Transportmittel zunehmend preissensibler. Kein Wunder: Wer für 18 Euro per Fernbus von Köln nach Hamburg fahren oder im Billigflieger für einen zweistelligen Betrag durch halb Europa jetten kann, dem wird eine innerstädtische Taxifahrt, bei der das Taxameter im Kilometer-Rhythmus tickt und man für den Heimweg vom Bahnhof gut und gerne 20 Euro hinblättern muss, einfach nicht mehr zeitgemäß vorkommen.
Nicht von ungefähr also wird Car-Sharing immer beliebter. Und die inzwischen äußerst professionell betriebenen Mitfahr-Portale erleben einen regelrechten Boom. 1,3 Millionen Fahrten im Monat vermittelt allein „car.pooling.com“. Der Branchenführer der deutschen Mitfahr-Onlineportale hat über sechs Millionen Fahrer in der Kartei. „Wir bewegen uns in einem sehr, sehr stark wachsenden Markt“, sagt Car-Pooling-Sprecher Simon Baumann.
Taxifahren aber gilt nicht mehr als „cool“, jedenfalls nicht in Kalifornien: In der Uber-Gründungsstadt San Francisco sollen die Fahrten klassischer Taxis in den vergangenen 15 Monaten um fast zwei Drittel eingebrochen sein.