Berlin.
Der Frauengipfel in Berlin ist gescheitert. Ein Vier-Stufen-Plan von Frauenministerin Kristina Schröder (CDU) zur Einführung einer Frauenquote wurde von führenden Wirtschaftsvertretern abgelehnt.
Die Bemühungen um die Stärkung von Frauen in Spitzenpositionen machen keine großen Fortschritte. Zwar erklärten sich die 30 führenden deutschen Unternehmen in einem Spitzentreffen mit Bundesministern am Mittwoch bereit, eigene Vorgaben zur Erhöhung des Frauenanteils zu veröffentlichen. In den Stufenplan von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) zum Einführen einer Quote willigten sie jedoch nicht ein.
An dem Treffen mit Schröder nahmen neben Vertretern der 30 DAX-Unternehmen auch Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), Wirtschaftsminister Rainer Brüderle und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) teil. Schröder hatte zuvor einen Vier-Stufen-Plan vorgelegt. Dieser sieht in einer ersten Stufe vor, bessere Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen. In der zweiten Stufe sollen Unternehmen sich selbst verpflichten, Frauen in Führungspositionen zu fördern. In der dritten Stufe ist geplant, eine gesetzliche Verpflichtung einzuführen. Nach dieser sollen etwa tausend Unternehmen unter Androhung von Sanktionen verpflichtet werden, innerhalb von fünf Jahren ihren Frauenanteil verdreifachen.
Treffen sei dennoch ein Erfolg
Auf diesen Plan wollten sich die Unternehmen am Mittwoch nicht einlassen. Der Personalvorstand von BMW, Harald Krüger, sagte nach dem Treffen: „Es gab einen konstruktiven Dialog, aber den Stufenplan haben wir nicht bestätigt.“ Stattdessen kündigten die 30 führenden deutschen Unternehmen an, im Laufe des Jahres individuelle Zielvorgaben für die Firmen zu veröffentlichen. Krüger hob hervor, dass es besonders in technischen Bereichen wenige Frauen gebe. Deshalb falle es den Unternehmen schwer, einen höheren Frauenanteil in der Führung kurzfristig zu gewährleisten.
Schröder wertete das Treffen dennoch als Erfolg. Die Zusicherung der Unternehmen, eigene Zielvorgaben zu veröffentlichen, sei ein Fortschritt gegenüber der 2001 vereinbarten freiwilligen Selbstverpflichtung der Unternehmen. Auch Leutheusser-Schnarrenberger sagte, dass „Transparenz und Berichtspflichten“ zur Verbesserung der Situation beitragen könnten. Brüderle (FDP) lobte die Bereitschaft der Unternehmen, Frauen stärker zu fördern.
Enttäuscht äußerte sich hingegen von der Leyen. Die Arbeitsministerin hatte sich im Gegensatz zu Schröder für eine feste Frauenquote von 30 Prozent stark gemacht, die bis 2020 erreicht werden soll. Es sei ein Treffen mit „Licht und Schatten“ gewesen, sagte sie und kritisierte die Ergebnisse als „nicht konkret genug“. Von der Leyen bekräftigte, sie halte an ihrem Ziel fest. Es sei akzeptabel den Unternehmen mehr Zeit zu lassen, aber der Prozess müsse einen Endpunkt haben. Als „niederschmetternd“ kritisierte indes die frauenpolitische Sprecherin der SPD, Caren Marks, das Ergebnis des Spitzentreffens.
Die Wirtschaft brauche „Druck“
Die Siemens-Arbeitsdirektorin Brigitte Ederer sagte, die Wirtschaft brauche „Druck“, um sich zu verändern. Auch BMW-Vorstand Krüger betonte, dass eine höhere Beteiligung von Frauen an der Führung im Interesse der Unternehmen liege, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Laut einer Statistik der Europäischen Kommission nimmt Deutschland beim Frauenanteil in Aufsichtsräten der größten börsenorientierten Unternehmen im europaweiten Vergleich einen Mittelplatz ein. Der Anteil liegt hierzulande knapp über zehn Prozent, wohingegen Norwegen mit einem Frauenanteil von knapp unter 40 Prozent die Rangliste anführt, gefolgt von Schweden und Finnland mit etwa 25 Prozent. (afp/rtr)