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Dortmunder Polizei nennt BVB-Ultras „kriminell“

Dortmunder Polizei nennt BVB-Ultras „kriminell“

Bild Ruhrnachrichten
Foto: Peter Bandermann
Nach der Partie des BVB gegen Paok Saloniki gab es Ärger mit Dortmunder Fans. An einer U-Bahnstation kam es zu Angriffen auf die Polizei.

Dortmund. 

Rund um das BVB-Spiel in der Euro-League gegen Paok Saloniki blieb es größtenteils friedlich. Doch in der Nacht nach der Partie gab es Ärger mit Dortmunder Fans. An der U-Bahnstation Westentor kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Nun gibt es neue Details zu dem Vorfall.

Auf der Südtribüne verbrannten Dortmund-Fans nach dem Abfiff des Spiels gegen Paok verschiedene Fan-Utensilien von Paok-Anhängern. In der Innenstadt kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Namentlich macht die Polizei etwa 250 Anhänger von The Unity, Desperados und Junge Borussen für Straftaten verantwortlich. In einer am Freitag (11.12.2015) veröffentlichten Nachlese spricht das Präsidium von „kriminellen Ultras“. Sie sollen in der U-Bahn-Station Westentor Polizisten geschlagen, getreten, bespuckt, beworfen und mit Reizgas attackiert haben. Auch die Polizei reagierte mit Gewalt. Sie setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein.

22 Uhr auf dem Bahnsteig: Laut Polizei wollen die Ultras geschlossen in eine Bahn einsteigen. Doch diese ist überfüllt. Die Türen schließen deshalb nicht. Fans hätten die Türen blockiert, heißt es. „Polizeibeamte, die zur Sicherung in der U-Bahn eingesetzt waren, wurden durch Schläge und Tritte aus der Bahn gedrängt“, steht in einem Bericht der Polizei. Dann fordern Polizisten die Fahrgäste auf, die Türen frei zu halten und so die Abfahrt zu ermöglichen.

Polizisten mit Schutzhelm beworfen

Die Ultras hätten dann die Bahn verlassen und erneut die Polizisten angegriffen. Dabei hätten sich die Ultras vermummt. Bei den Auseinandersetzungen konnten die Angreifer zwei Polizisten die Schutzhelme entreißen. Einer der Helme sei dann von einer oberen Ebene gezielt hinab auf Polizisten geworfen worden. Vermummte hätten einen Polizisten in ihre Mitte gezogen, bespuckt und „körperlich angegangen“. Videoaufnahmen einer Überwachungskamera zeigen Sequenzen der Auseinandersetzungen.

Bereitschaftspolizei konnte wenige Minuten später eine Gruppe von fast 250 Ultras auf der Kampstraße festsetzen. Zwei Stunden lang stellten die Einsatzhundertschaften in einem „Trichter“ aus Fahrzeugen die Identitäten der Tatverdächtigen fest. Die Personen wurden fotografiert und durchsucht. Ein Rechtsanwalt und Mitarbeiter des Fanprojekts beobachteten den Einsatz. Vorläufiges Ergebnis der Polizei: 11 Strafanzeigen wegen Landfriedensbruch, Körperverletzung, Beleidigung und Widerstand.

72 Sturmhauben sichergestellt

Die Polizei stellte in der Nacht diverse Gegenstände sicher, darunter 72 Sturmhauben, Mundschutze, Handschuhe, Drogen, Pfefferspray und Fan-Utensilien wie Schals und T-Shirts, die Paok-Fans gehört haben müssen. „Allein das Mitführen dieser Gegenstände lässt Rückschlüsse auf die Gewaltbereitschaft und offensichtliche Einstellung dieser kriminellen Ultras zu“, schreibt die Polizei. Polizeipräsident Gregor Lange: „Es ist für mich inakzeptabel, wie die Gesundheit meiner Beamten von Dortmunder Ultras leichtfertig und völlig sinnfrei aufs Spiel gesetzt wird. Es hätte ein friedlicher Fußballabend werden können, zumal die Voraussetzungen auch seitens der griechischen Fans weitestgehend gegeben waren.“

Inzwischen hat auch die Bundespolizei eine Pressemitteilung zum Spiel veröffentlicht. Einsatzkräfte kontrollierten am Bahnhof Signal Iduna Park zwei 35-jährige Männer, die am Stadion abgewiesen wurden.

Männer aus Arnsberg hatten Pfefferspray und Böller bei sich

Bei der Kontrolle stellten die Beamten der Bundespolizei ein Sichelmesser, einen Laserpointer, zwei kleine Messer, Pfefferspray, Quarzhandschuhe, Mundschutz, neun „Polenböllern“, drei Silvesterraketen, Handfackeln und ein Banner mit der Aufschrift ACAB sicher.

Gegen die Arnsberger wurden Ermittlungsverfahren wegen Verstöße gegen das Sprengstoff- und Waffengesetz eingeleitet. Die verbotene Pyrotechnik wurde von Entschärfern der Bundespolizei übernommen. Danach konnten die Männer die Heimreise antreten. Die Ermittlungen dauern an.

Wir haben das Fanprojekt um eine Darstellung der Situation gebeten und sollen im Laufe des Tages eine Antwort erhalten. Wenn wir sie haben, werden wir sie an dieser Stelle nachreichen.

Der Polizei liegt umfangreiches Videomaterial vor. Sie sucht dennoch Zeugen, die das Geschehen beobachtet haben und bittet um Hinweise an die Polizeiinspektion 1 unter Tel. 0231 / 1 32 11 21. Paok-Anhänger bleiben friedlich.

Die befürchteten Auseinandersetzungen zwischen Polizei und gewaltbereiten Anhängern von Paok Saloniki blieben hingegen aus. 3000 Fans von Paok Thessaloniki erlebten am Donnerstag nach intensiven Kontrollen und langen Wartezeiten durch Leibesvisitationen ein friedliches Fußballfest. Vor dem Spiel feierten sie ausgelassen und friedlich in der Nordstadt.