Essen/Duisburg.
Während die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, betonen Beteiligte ihre Unschuld. „Sämtliche Abläufe und Darstellungen sind komplett falsch. Wir sind erschüttert über so viele Lügen“, berichtet ein Studentenvertreter.
Die Vorgänge um die Studentenvertretung der Uni Duisburg-Essen, den „AStA“, weiten sich zu einer Schlammschlacht von bisher unbekannter Größenordnung aus. Während die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue ermittelt und Akten beschlagnahmt hat, holt der „AStA“ zum Gegenschlag aus: „Die Beschuldigungen sind haltlos, alles wird sich in Luft auflösen“, sagt ein Essener „AStA“-Referent. Er ist einer von insgesamt acht Personen, gegen die offiziell ermittelt wird.
Ein achtseitiges Schreiben, von einem anonymen Verfasser im Sommer per E-Mail an verschiedene Stellen geschickt, hatte alles ins Rollen gebracht. Im Schreiben wird detailgenau berichtet, wie sich frühere und gegenwärtige Studentenvertreter mit dubiosen Geschäften selbst bereichert haben sollen.
Privatparties von öffentlichem Geld bezahlt?
Es geht um Scheinfirmen, intransparente Auftragsvergaben und Vetternwirtschaft. So seien zum Beispiel Privatparties immer wieder als „Studentenfeten“ deklariert und entsprechend von öffentlichem Geld bezahlt worden. Der Verfasser des Schreibens, der sich selbst als „Sumpfgeist“ bezeichnet, hatte im Sommer eine anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingereicht. Auch die Hochschule erstatte Anzeige. Die Mail mit dem Schreiben war auch direkt an den Uni-Rektor gegangen.
Doch einer, gegen den jetzt ermittelt wird, beteuert: „Sämtliche Abläufe und Darstellungen sind komplett falsch. Wir sind erschüttert über so viele Lügen.“ Als das Schreiben des Autors „Sumpfgeist“ im Sommer erstmals die Runde machte, schaltete der „AStA“ sofort seinen Rechtsanwalt Christian Gloria ein – und der erstattete seinerseits Strafanzeige „gegen Unbekannt“ – gegen „Sumpfgeist“.
So gesehen, ermittelt die Staatsanwaltschaft jetzt in zwei Richtungen: Gegen einige, die „Sumpfgeist“ in seinem Schreiben an den Pranger stellt – und gegen „Sumpfgeist“ selbst. Das Schreiben enthalte eine „Reihe von Vorwürfen, die einen Straftatbestand erfüllen können“, sagt Anwalt Christian Gloria. Der Text sei voller falscher Verdächtigungen wider besseres Wissen, Beleidigungen und übler Nachreden.
„Wirtschaftsprüfer haben keine Ansätze für strafbare Handlungen gefunden“
Gloria verweist auf externe Wirtschaftsprüfer, die die Akten des „AStA“ durchleuchtet hätten – Ergebnis: „Die Wirtschaftsprüfer haben keine Ansätze für strafbare Handlungen gefunden“, sagt Gloria. „Zeile für Zeile“ sei auch er selbst das Dokument durchgegangen, „wir haben die Vorwürfe analysiert und sind der Meinung, die Vorwürfe sind unbegründet.“
Der „AStA“ verfügt über eine Menge Geld, auch wenn die karg möblierten Räume im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes an der Segerothstraße nicht unbedingt darauf schließen lassen. Pro Semester drückt jeder Student 13 Euro ab für den „AStA“. Macht bei aktuell 35 500 Studenten: 461 500 Euro pro Semester.