Stiftung Zollverein saniert sechs Schornsteine der Kokerei
Die Stiftung Zollverein lässt die gemauerten Giganten der Kokerei Zollverein jetzt sanieren. Dafür investiert sie über einer Millionen Euro.
Essen.
Zusammen mit dem Doppelbock-Fördergerüst von Schacht 12 gehören die sechs riesigen Schornsteine der Kokerei Zollverein unverwechselbar zu den Wahrzeichen des Essener Nordens. Damit die gemauerten Giganten auch in Zukunft standfest bleiben, hat die Stiftung Zollverein jetzt mit umfangreichen Sanierungsarbeiten begonnen. Abschnittweise muss dafür auch die Kokereiallee für den Besucherverkehr gesperrt werden.
Zwei Spezialfirmen sind mit dem Auftrag betraut werden, der denkmalgerecht erfolgen muss – die denkmalgerechte Erhaltung der Anlagen ist eine wesentliche Aufgabe der Stiftung Zollverein, die sich aus dem Welterbe-Status ergibt. Das hat seinen Preis. Der Sanierungsauftrag hat ein finanzielles Volumen von über einer Million Euro.
Ein Hängegerüst hilft
Die Instandsetzung startet an den beiden Schornsteinen, die sich gegenüber der ehemaligen Sauger- und Kompressorenhalle befinden. Sie sind die Domäne der Firma Wiemann aus Dorsten. Laut Mitinhaber Andy Bänsch haben die vorbereitenden Arbeiten bereits begonnen, demnächst bewegen er und seine Mitarbeiter sich langsam von unten nach oben hoch. Technisch funktioniert das mithilfe eines Hängegerüsts, das mit Seilen am Kamin verklammert und nach und nach in die Höhe verschoben wird. „Das ist schon ein besonderer Auftrag, weil wir hier denkmalgerecht arbeiten mussten“, sagt Bänsch.
Viele Gespräche mit den Denkmalexperten waren nötig. Im Einzelnen muss das Fugenraster der Kamin nahezu vollständig ausgestemmt und fachgerecht erneuert werden. Das ist aber nicht alles. „An der Wetterseite sind viele Mauersteine so schadhaft, dass wir sie ersetzen müssen“, so Bänsch. Natürlich dürfen es nicht irgendwelche Ersatzsteine sein, sondern solche, die die Optik der Schornsteine weitgehend erhalten. Damit kein Regenwasser von oben in die Schornsteine dringt und sie gleichzeitig belüftet werden, sind für alle sechs neue Edelstahlhauben vorgesehen.
Mörtel verliert an Festigkeit
Neben der Witterung machen den Schornsteinen übrigens immer noch auch die Folgen der 1993 beendeten Koksproduktion zu schaffen. Chemische Rückstände im Inneren führen dazu, dass der Mörtel im Mauerwerk an Festigkeit verliert, so die Stiftung. Die Kamine sind 80 Meter bzw. 98 Meter hoch. Da ist Schwindelfreiheit gefragt, „aber das ist für uns Alltag“, sagt Bänsch. Im Vergleich mit modernen Industrie-Schornsteinen seien die Zollverein-Wahrzeichen sogar eher klein. In Duisburg-Walsum arbeite die Firma derzeit an einem 300 Meter hohen Exemplar.
Parallel zu den zwei ersten Zollverein-Schornsteinen, werkelt die Firma Züblin aus Stuttgart bereits am sechsten, der neben der Mischanlage steht. Ziel ist, bis Ende 2017 alle Schornsteine der Kokerei denkmalgerecht saniert zu haben.