Wer publizistisch angegriffen wird, hat das Recht, vor Gericht zu ziehen. Insofern ist das Vorgehen der Stadttochter RGE legitim. Dennoch hat die Sache ein Geschmäckle. Die RGE ist ein Unternehmen der Stadt Essen, es lebt in hohem Maße von Aufträgen der Stadt Essen, und unserer Stadt geht es bekanntlich finanziell nicht gut. Da mutet es seltsam an, wenn die RGE-Geschäftsführung Geld für Anwälte und Gerichtskosten verplempert, nur um ein kleines Blatt mundtot zu machen, das offenkundig nichts verbrochen hat.
Es mag ja sein, dass Geschäftsführer Klaus Wieschenkämper rein gar nichts dabei findet, dass sein eigener Bruder RGE-Betriebsrats-chef ist und ihn als Aufsichtsratsmitglied kontrollieren soll. Oder dass leitende Positionen in der RGE mit Leuten aus dem privaten Umfeld des Geschäftsführers besetzt sind. Nur: Es gibt in diesem Land ein Recht, das Meinungsfreiheit heißt. Und es gibt für lokale Medien eine moralische Pflicht, im Interesse der Bürger solche Merkwürdigkeiten ans Licht zu bringen. Auch die WAZ wird sich davon keineswegs abbringen lassen.
Die Stadttöchter haben in Essen derzeit einen kümmerlichen Ruf, was pauschal sicherlich ungerecht ist. Die Art der RGE, mit Kritikern juristisch zu kommunizieren, ist leider kein geeigneter Beitrag, diesen Ruf zu verbessern – von den unnötigen Kosten ganz abgesehen. So langsam sollte sich deshalb auch die bisher schweigende Stadtspitze des Falles annehmen.