„Halloween Kills“: Nervtötend statt Nervenkitzel – eine Entscheidung macht besonders fassungslos
FILMKRITIK
Horror-Stimmung im Kino? Fehlanzeige! Was „Halloween Kills“ pünktlich zum titelgebenden Grusel-Tag auf die Leinwand bringt, geht dem Zuschauer einfach nur gehörig auf den Zeiger!
1978 schickte Regisseur John Carpenter erstmals den maskierten Messer-Mann Michael Myers auf die große Leinwand und erschuf damit eine absolute Ikone des Slasher-Kinos. Doch jetzt – nach 43 Jahren und elf weiteren Filmen – ist von der beklemmenden Atmosphäre des Originals kaum noch etwas übrig.
Und der neueste Ableger „Halloween Kills“ verkommt zur nervtötenden Lachnummer.
„Halloween Kills“: Viel stumpfsinniges Töten – aber kaum Grusel
„Halloween Kills“ knüpft an die Neuauflage der Reihe von 2018 an – aber versteht offenbar überhaupt nicht, was das Franchise einst so erfolgreich machte. Den subtilen Horror, den einst allein Michaels Erscheinung oder sein schweres Atmen im Hintergrund auslösten, sucht man hier vergebens.
Stattdessen stapft der stoische Maskenmann gefühlt willkürlich durch seine Heimatstadt Haddonfield und schnetzelt alles nieder, was ihm vor die Klinge kommt. Es wird erstochen, stranguliert und zerschmettert – und das so inflationär, dass es bereits nach 20 Minuten seinen Schock-Faktor verliert. Zum Vergleich: 1978 sah man Michael vor der Kamera gerade einmal vier Personen töten.
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„Halloween Kills“:
der 12. Film der „Halloween“-Reihe und Fortsetzung von „Halloween“ (2018)
Kinostart: 21. Oktober 2021
FSK: 18
Laufzeit: 106 Minuten
Darsteller: Jaime Lee Curtis, Judy Greer, Anthony Michael Hall, Kyle Richards, Dylan Arnold,
Regie: David Gordon Green
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Dabei ist es Myers völlig egal, ob er seine Opfer kennt oder ob sie ihn zuvor selbst attackiert haben. Viel mehr Erklärung außer „Michael ist das personifizierte Böse“ bekommt der Zuschauer für die brutalen Taten nicht. Blutig? Ja. Gruselig? Nein.
Ein Grund dafür: Die Charaktere agieren derart intelligenzbefreit und unsympathisch, dass es dem Zuschauer komplett egal ist, wer überlebt und wer nicht. Angespanntes Mitfiebern geht anders.
„Halloween“-Ikone Jaime Lee Curtis trifft kein einziges Mal auf Michael Myers
Und das, obwohl Jaime Lee Curtis erneut mit dabei ist, die einst im originalen „Halloween“ ihr Kino-Debüt gab und nun zum siebten Mal die Figur der Laurie Strode verkörpert. Die Beziehung zwischen ihr und Michael ist zweifellos einer der interessantesten Aspekte des gesamten Franchises.
Umso unverständlicher ist es, dass man den beiden in „Halloween Kills“ keine einzige gemeinsame Szene gibt und Curtis für die gesamte Laufzeit nur in einem Krankenhaus-Set „abstellt“, während Michael draußen vor sich hin wütet. Da dürfte so mancher Fan ungläubig auf die Leinwand starren…
Nervige Charaktere trüben den Unterhaltungswert gewaltig
Und ja – Michael beim stoisch-überzeichneten Morden zuzusehen, hat einen gewissen Unterhaltungswert. Aber eben fast schon einen unfreiwillig komischen. Der Masken-Mann, der konstant im Schritttempo herumspaziert und dennoch jeden einholt, der panisch vor ihm davonrennt, ist nun mal einfach Kult.
Doch so richtig Spaß macht „Halloween Kills“ trotzdem nicht. Zu wenig Atmosphäre, zu wenig Jaime Lee Curtis – und dafür hölzerne Dialoge, völlig fehlplatzierte, pseudo-gesellschaftskritische Botschaften und eine Handvoll nerviger und strunzdoofer Figuren, die zeitweise ernsthaft einen 1,60-Meter-großen, dicklichen Psychatrie-Ausbrecher für die demaskierte Killer-Maschine Myers halten.