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Passion von Fröndenberger Hobbybrauer schäumt über

Fröndenberger Brauer entwickelt überschäumende Passion

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Foto: Jürgen Overkott
Klaus Martin Heinrich braut Bier – daheim. Der 48-Jährige produziert eine flüssige Delikatesse mit regionalem Bezug. Geschmack ist Trumpf.

Fröndenberg. 

Silvester – das ist vielerorts ein Anlass für schäumende Getränke. Schampus wird gern genommen, aber auch ein gepflegtes Bier wird nicht verschmäht. Klaus Martin Heinrich muss sich keine Sorgen machen. Der 48-jährige Fröndenberger braut selbst – im eigenen Keller. Die WP durfte reinschnuppern.

Immer der Nase nach: Das funktioniert Klaus Martin Heinrichs Haus am Rand der Innenstadt nicht. Sein Ein-Familien-Heim ist natürlich kein Brauhaus, sondern lediglich eine Hausbrauerei. Nur im eigentlichen Braukeller liegt ein feiner säuerlicher Bier-Geruch in der Luft – Zeichen für kleine Mengen, Zeichen für penible Sauberkeit.

Der EDV-Techniker kennt Präzision aus seinem Berufsleben. Sie wurde – so scheint es – zu seiner zweiten Natur. Das jedenfalls legt ein Blick auf seine Gerätschaften nahe: Blinkender Edelstahl, polierte Kupferrohre, blütenweißer Kunststoff. Angefangen hat Heinrich mit einem 20-Liter-Einkocher vom Discounter. Inzwischen hat er sich vergrößert. Die Maische wird künftig in einem 100-Liter-Pott geköchelt.

Am Anfang stand ein Einkochtopf

„Der Brauer“, meint Heinrich lakonisch, „macht die Würze, die Hefe den Alkohol.“ Ob Hefe oder Hopfen: Der Hobbybrauer bewahrt sie in Reagenzgläsern auf. Ein Holzkistchen schützen die edlen Zutaten vor Licht. Natürlich kommt Klaus Martin Heinrich mit Bier-Rohstoffen in homöopathischer Dosierung nicht zurecht. Das Kistchen dient, wie einst in der „Hobbythek“ von Fernsehlegende Jean Pütz, der Veranschaulichung.

Braugerste verarbeitet Heinrich säckeweise. Sie kommt, wie er beinahe entschuldigend erwähnt, aus einer Stadt, die BVB-Fans die verbotene nennen: aus Gelsenkirchen.

Das Brauen selbst, rechnet Heinrich vor, dauert einen Tag – und eine Nacht. Die Hefe braucht für die Nachgärung eine Woche. Dazu kommen sechs Wochen Geduld. In der Zeit wird aus dem vergorenen Getränk eine Delikatesse.

„Ich mache Biere mit regionalem Bezug“

Für den Gourmet ist Geschmack alles. Er hat eine Philosophie: „Ich mache Biere mit regionalem Bezug.“ Seine Spezialitäten sind ein „Mauritius“, benannt nach Fröndenbergs Stadtpatron, „ein dunkles Bier, obergärig, eine Art irisches Red Ale“, ein „Graf Engelbert“, ebenfalls benannt nach einer lokalen Geschichtsgröße, „ein blasses Ale, eine Alternative zu Pils, nicht so dünn wie Kölsch“. Zudem hat Heinrich ein Festbier buchstäblich im Anstich: ein untergäriges Märzen. „Das ist im März fertig und reift bis Oktober“, berichtet der Bierologe über seine fröhliche Wissenschaft. Nebensächlich zu erwähnen, dass derlei Getränke zum unverzichtbaren Bestandteil der Münchner Oktoberfest-Folklore gehören.

Den regionalen Bezug betonen auch die Etiketten, entworfen von Klaus Martin Heinrichs Frau Silke (49): Zu altdeutschen Schrifttypen kommt Fröndenbergs Wappen.

Kein kulinarisches Versuchslabor

Heinrich setzt beim Brauen auf Bodenständigkeit. Sein Keller erinnert keineswegs an kulinarische Versuchslabore experimenteller Molekularköche; vielmehr beschränkt sich Heinrich auf das Nötige. Er setzt bei Erweiterungen nicht ohne Erfolg auf günstige Gelegenheiten – wie bei der Fass-Beschaffung. Und wenn der Zufall nicht so will wie Heinrich heißt es: Selbst ist der Mann: „Mein Hobby hat viel mit Basteln zu tun.“ Ob Edelstahl oder Holz: Der Tüftler legt immer wieder selbst Hand an, um seine Brau-Ausstattung zu perfektionieren. Seine Schrotmühle, beispielsweise, wird von einem Scheibwischer-Motor betrieben: Heinrichs Idee.

Auf die Idee, sein eigenes Bier zu brauen, kam er im Jahr 2012 bei einem Seminar in Unnas Lindenbrauerei. Braumeister Gerd Ruhmann weckte überschäumende Passion für handwerklich perfekten Gerstensaft aus eigener Produktion. Inzwischen stapelt sich Fachliteratur auf dem Wohnzimmertisch, ein Periodensystem der weltweit 81 Bier-Sorten erinnert ein bisschen an den Kosmos-Chemiekasten.

Die Lizenz zum Brauen

Inzwischen hat Heinrich längt die Lizenz zum Brauen. Ein Zertifikat des Zolls belegt das. 200 Liter darf er brauen – Jean Pütz sei Dank – für den Eigenbedarf. Heinrichs Freundeskreis ist seither nicht kleiner geworden.

Und Silvester? „Ich habe dafür kein eigenes Bier gebraut“, sagt Heinrich nüchtern. Ihm und seiner Frau reicht das, was da ist. Allerdings spielen andere Getränke keine wichtige Rolle. Champagner ist einfach nicht sein Bier.