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Niederländer kommen in Bussen zum Bierkauf nach NRW

Niederländer kommen in Bussen zum Bierkauf nach NRW

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Foto: ThinkStock
Weil die Steuer auf Bier in Holland gestiegen ist, kaufen die Holländer ihr Bier in NRW. Sie reisen in Bierbussen an, in denen es strenge Regeln gibt. Dem niederländischen Brauerverband bereitet der Biertourismus der Holländer Kopfschmerzen.

Den Haag. 

Die Deutschen beim Einkauf in den Niederlanden, das hat Tradition. Nun ist es umgekehrt: Hollands Biertrinker zieht es nach Deutschland. Der Grund: Sie fliehen vor dem niederländischen Fiskus. In Deutschland ist das Bier wesentlich billiger – und auch besser, wie viele Niederländer inzwischen meinen.

Die Alkoholsteuer ging zum 1. Januar in Holland auf 14 Prozent hoch, die Mehrwertsteuer stieg schon im Oktober 2012 um zwei auf jetzt 21 Prozent. Damit ist der Preisaufschlag viermal höher als in Deutschland. Von einem Kasten Bier in Holland kassiert der Staat nun mehr als fünf Euro an Steuern ab.

,,Dieser große Unterschied hat enorme Konsequenzen. Er bereitet uns Kopfschmerzen‘‘, stellt Cees Jan Adema vom niederländischen Brauerverband fest. ,,Wir schätzen, dass inzwischen jedes zehnte Bier, das in den Niederlanden getrunken wird, in Deutschland gebraut wurde.“ Der Bierimport aus Deutschland blüht wie nie zuvor, vor allem in den Grenzregionen von Groningen über Arnheim, Nimwegen, Venlo, Roermond, bis nach Heerlen und Maastricht. Dort im Süden der Niederlande, hauptsächlich in den Provinzen Limburg und Brabant, haben clevere niederländische Reiseunternehmer nun sogar organisierte Bustouren für den Bier-Einkauf in Deutschland eingerichtet.

Mehr Personal in Supermärkten

Und nicht nur dafür. Für die holländische Jugend in den Grenzregionen zu Deutschland fahren nun sogar an Wochenenden regelrechte Disco-Shuttle-Busse. Denn in den niederländischen Discos sind – aufgrund der hohen Steuern – das Bier, aber auch andere alkoholische Getränke in der Regel sündhaft teuer. Sie kosten oft doppelt soviel wie in Deutschland.

Die Busunternehmer stellen zwei Bedingungen. Die erste: Keine Sachbeschädigungen in oder an den Bier-Bussen. Sollten Passagiere randalieren, müssen sie mit einer Geldstrafe von mindestens 100 Euro rechnen. Die zweite: Wer sich übergibt, weil er zu tief ins Glas geblickt hat, muss eine Säuberungs-Pauschale von 50 Euro zahlen.

Aus einer Studie der Consultingfirma Ernst & Young geht hervor, dass derzeit mindestens fünf Prozent des Bieres, das in den Niederlanden getrunken wird, aus Deutschland stammt. ,,Wir gehen aber davon aus, dass es noch viel mehr ist, denn der illegale Bier-Import aus Deutschland steigt seit Jahresbeginn rapide“, stellt Cees-Jan Adema fest. Auch in den deutschen Supermärkten, Getränkeshops und Warenhäusern in der deutsch-niederländischen Grenzregion stellt man sich inzwischen auf den steigenden Bier-Tourismus der Niederländer ein. Vielerorts wird Personal eingestellt, das Niederländisch spricht oder das die Sprache der Nachbarn zumindest gut versteht.

Das Ziel: harter Alkohol

Dank der Niederländer, hätte man täglich gut zu tun, erklärte der Leiter einer grenznahen Aldi Süd-Filiale. Für ihn gehören selbst Reisebusse aus Amsterdam inzwischen zum gewohnten Anblick. Das Ziel der Konsumenten ist meist harter Alkohol, den es in den Niederlanden nicht in Supermärkten zu kaufen gibt. Der Preisunterschied sei hier noch drastischer als beim Bier, : „Im Grunde könnte der ganze Ort ohne die Holländer einpacken.“

Der niederländische Fiskus und die amtierende sozial-liberale Haager Regierung jedenfalls scheinen mit ihrer kräftigen Steuererhöhung auf Bier, Wein und Tabak ein Eigentor geschossen zu haben. Fuhren früher vor allem Deutsche zum Shoppen in die Niederlande, um dort preiswert Kaffee sowie Obst und Gemüse einzukaufen – so kommen nun immer mehr Holländer nach Aachen oder Kleve, Emmerich, Gronau, Krefeld oder Mönchengladbach, um dort zu shoppen. Billiges Bier ist dabei das Objekt ihrer Begierde.