Moderator Michael Schanze ist 65 geworden und will trotzdem neue Wege gehen: Er kocht. Er spielt jetzt Theater. Und fühlt sich in seiner Haut wohl – obwohl er ordentlich rund geworden ist. Und schließt eine Rückkehr auf den Bildschirm auch nicht aus.
Essen.
Gewissen Männern begegnet man im Wartezimmer beim Arzt. Da ist der Hinterseer, der Beckham, der Bachelor. Und in einem dieser Hochglanz-Magazine sieht man auch Michael Schanze beim Fitness-Training. Echt mollig geworden, der Herr, der einst schmal und smart von der Mattscheibe lächelte. Doch der Mann fühlt sich wohl in seiner Haut. Wie bitte?
„Hallo, Herr Schanze, Sie wollen gar nicht mehr dünn sein?“
„Nun ja, wenn ich immer noch so ein Hänfling wäre, würde ich bestimmte Rollen nicht spielen können, wie den Tevje in Anatevka.“
Ein bisschen druckst er herum am Telefon. Nicht, dass er nicht reden will. Schließlich hat er ja zurückgerufen. Aber das Thema gefällt ihm nicht so recht. Die 130 Kilo. Nach einem Skiunfall 2003 kamen Ruhe und Röllchen.
„Ich denke, dass man mit dem Schanze auch über etwas anderes reden kann, als über seine Kilos. Es gibt ja wohl nicht allzu viele im Showgeschäft, die ihr Leben so gründlich geändert haben wie ich.“ (Es hat geklingelt, ein Herr Meißner kommt.) „Rufen Sie mich doch in fünf Minuten wieder an.“
Kein Absturz, sagt er-
Man könnte mit ihm über den Absturz reden. Schließlich ging in den Achtzigerjahren nichts ohne ihn. Michael-Schanze-Show, Telezirkus, Flitterabend – aber dann fiel der Vorhang. Die fünf Minuten sind um. „Herr Schanze, wie haben Sie den Absturz verkraftet…?“ Pause. „Erst einmal: Mir geht es gut. Können Sie in fünf Minuten noch mal anrufen? Herr Meißner!“
Absturz, das sei ein Wort, das nicht richtig trifft. Er spiele jetzt Theater. Er hat kaputte Knie – und geht trotzdem neue Wege. 65 ist er geworden. Und gefeiert hat er nicht nach alter bayrischer Tradition. „Ich habe fast alles neue Leute zu mir nach München eingeladen und habe sie bekocht.“ Er kocht jetzt, das ist auch neu.
Auch wenn er so oft das „Neue“ sagt – das „Alte“ ist immer noch da, wenn er erzählt von seinem Superhit („Hab dich lieb“ singt er leise ins Telefon), der einst bei Dieter Thomas Hecks Hitparade sofort auf Platz eins ging. „Der Postbote musste zwei Mal am Tag die Fanpost bringen.“ Heute, nach einem Auftritt, kommt mal eine Dame oder ein Herr mit Autogrammwunsch.
„Es war damals längst nicht alles nur toll. Manchmal musste ich Hunderte Kilometer fahren für die nächste Show. Man hatte ja Verantwortung für eine Frau und drei Söhne, die ja jetzt schon längst erwachsen sind.“ Aber die Show, das war sein Ding. Sein größtes, der Flitterabend, die lustige Brautpaar-Show.
„Ich bin damals, 1995, nach sieben Jahren nicht rausgeflogen, ich bin freiwillig gegangen. Weil ich mir geschworen hatte: Nie etwas nur aus Routine zu machen. Ich wollte eine Pause und dann wieder zurück sein.“ Aber die Pause hielt an. Warum? Wer weiß. Und zu Hause machte noch Ehefrau Monika Schluss. („Können Sie in fünf Minuten noch mal?“ Herr Meißner!)
Schanze befand sich mitten im Alltag. Statt die Showtreppe herunterzuschreiten, musste der gelernte Musiker und Schauspieler seinen Karren im Supermarkt in Bewegung setzen. „Ich wusste so wenig, zum Beispiel nicht, wie das mit einer Überweisung geht. Ähm, Herr Meißner?! Können Sie in fünf. . .?“ Die fünf Minuten sind um. „Was der Herr Meißner bei mir macht? Der hängt eine Leinwand auf! Mit einer Leiter, das ist gefährlich! Ja, ich bin sensibel, ja!“
Das Sensible im Mann
Das Sensible im Mann sei auch der Grund, warum er es nicht mag, wenn sich Menschen vor der Kamera entblößen, wie es ja öfter vorkomme.
Soll er es doch besser machen und zurück ins Fernsehen gehen. „Ganz unmöglich wäre das nicht für mich.“